Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Kampf gegen Überfischung: Fischer bei der Arbeit filmen
> Millionen Tonnen von aussortiertem Fisch landen im Meer, ohne dass
> Fischer bestraft werden. Per Videoüberwachung ließe sich das stoppen.
Bild: Aussortierter Fisch geht oft einfach über Bord
Es ist schon ein starkes Stück: Da verbietet die Europäische Union den
Fischern, Fische ins Meer zurückzuwerfen, weil sie für den Verkauf als
Lebensmittel zu klein sind. Zum einen ist das deshalb verboten, da die
Tiere oft schon tot oder fast tot sind. Zum anderen, weil niemand
kontrollieren kann, welche Arten da eigentlich zurückgekippt werden und
welche Folgen das für die Fischbestände hat.
Doch Stichproben des Internationalen Rats für Meeresforschung zeigen,
[1][dass trotz des Verbots Millionen Tonnen von Fischen wieder im Wasser
landen]. Denn auf hoher See ist selten ein Kontrolleur an Bord. Es gibt
fast nie Zeugen. Die Fischer können tun, was sie wollen.
Junge Fische könnten noch Nachwuchs produzieren. Zudem könnten sie mehr
Menschen ernähren, wenn sie erst später gefangen würden und dann größer
wären. Das Rückwurfverbot soll die Fischer dazu zwingen, ihre Netze so zu
gestalten, dass weniger zu kleine Fische gefangen werden. Denn sobald ein
Fischer auch die zu jungen Tiere in den Hafen bringt, werden diese von der
Quote abgezogen, die er aus dem Meer ziehen darf. So verliert er
potenzielle Einnahmen, denn die zu kleinen Tiere kann er nur zum Beispiel
als billiges Futtermittel verkaufen.
Dass dennoch häufig gegen dieses sinnvolle Rückwurfverbot verstoßen wird,
trägt als wichtiger Faktor zur Überfischung der Meere bei. Die
Fischbestände können sich dann nicht mehr schnell genug erholen – ein
Verbrechen an der Natur.
## Überwachung per Videokamera
Trotzdem werden bisher fast keine Verstöße gegen das Rückwurfverbot
geahndet. Das muss sich schnell ändern. Nun kann nicht auf jedem Kutter ein
Fischereiinspektor mitfahren. Aber der Staat könnte verdächtige Kapitäne
dazu verpflichten, ihr Schiff beispielsweise mit Videokameras überwachen zu
lassen. Dann ließe sich überprüfen, ob Fische über Bord geworfen werden
oder nicht.
Viele Berufsfischer argumentieren dagegen mit dem Datenschutz. Sie wollen
nicht ständig bei ihrer Arbeit gefilmt werden. Das ist verständlich. Aber
hier muss das Recht auf Privatsphäre mal in den Hintergrund rücken. Denn
anders lässt sich der ständige Gesetzesbruch auf See nicht verhindern, der
durch Stichproben von Wissenschaftlern klar belegt ist.
Außerdem haben die Fischer eine Bringschuld. Sie nutzen kostenlos eine
Ressource, die der Gesellschaft gehört: die Fischbestände in den Meeren.
Fischer sind wie Bauern, die ernten, aber nicht säen. Schließlich wachsen
Fische von allein. Deshalb sollten die Fischer wenigstens beweisen, dass
sie sich an Gesetze zum Schutz dieser Ressource halten.
Das liegt langfristig gesehen auch im Interesse ihrer Branche. Denn von
überfischten Beständen werden die Fischer nicht leben können.
6 Oct 2018
## LINKS
[1] /Ueberfischung-in-Nord--und-Ostsee/!5538844
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Fischerei
Fangquoten
Überfischung
Beifang
Ostsee
Fischerei
Schwerpunkt Klimawandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Rückwurfverbot für Beifang: Fisch über Bord
Seit 2015 dürfen Fischer Beifang nicht ins Meer zurückwerfen. Halten sie
sich auch dran? In der Ostsee nicht, sagen Umweltverbände.
Überfischung in Nord- und Ostsee: Weggeworfen wie Müll
Fischer verstoßen massenhaft gegen das Verbot, ihren ungewünschten Beifang
zurück ins Meer zu befördern. Bestraft wird das fast nie.
Tod durch Überfischung: Aale sind bald alle
Die EU verbietet das Fischen des vom Aussterben bedrohten Aals nicht und
legalisiert die Überfischung vieler Bestände.
Meereskonferenz der Vereinten Nationen: Gabun könnte Vorbild werden
Der afrikanische Staat will das größte marine Schutzgebiet des Kontinents
einrichten. Was aus den Fischern werden soll, ist noch unklar.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.