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# taz.de -- Kommentar Union und Volker Kauder: Offener Aufstand gegen Merkel
> Die Abwahl von Volker Kauder als Fraktionschef ist kein Ja zu seinem
> Gegenkandidaten Brinkhaus, eher ein Nein zum Weiter-so von Merkel und
> Seehofer.
Bild: Die Abwahl Kauders ist auch eine Niederlage für Merkel
Der Aufstand fand statt. Die Unionsfraktion, die nicht zum Rebellischen
neigt, [1][hat Volker Kauder, Merkels Vertrauten seit 13 Jahren,
hinauskatapultiert]. Niemand hat damit gerechnet, so wenig wie mit dem
Brexit, mit der Wahl von Donald Trump oder damit, dass die Große Koalition
schon nach ein paar Monaten so derart zerzaust wirken würde.
Diese Wahl ist ein offener Aufstand gegen Angela Merkel, auch wenn diese
Revolte keine klare Richtung hat. Es ist ein lautes Nein, weniger ein
deutliches Ja. Ralph Brinkhaus, der nun Fraktionschef wird, war mehr aus
eigenem Antrieb angetreten – ohne Unterstützung eines Flügels oder eines
mächtigen Landesverbandes. Durch bemerkenswerte politische Initiativen ist
er bisher nicht aufgefallen. Kurzum: Die Union hat eher nicht für Brinkhaus
als gegen Kauder gestimmt. Gegen das ewige Weiter-so. Merkel, Seehofer und
Dobrindt, die sonst in vielem über Kreuz sind, hatten allesamt einmütig für
Kauder geworben. Der Druck auf die Abgeordneten war groß. Denn die Lage für
die Union ist ungemütlich, so unerfreulich wie vielleicht seit Kohls
Spendenaffäre nicht mehr.
Die Große Koalition ähnelt einem Ehepaar, das sich nur noch auf die Nerven
fällt und obwohl es erst seit einem halben Jahr verheiratet ist, vor der
Scheidung steht. Die Stimmung zwischen CSU und CDU ist seit Monaten
frostig. Die Wahlen in Bayern (Merkel-Kritiker) und Hessen (Merkel-Fans)
drohen für CSU und CDU böse zu enden. Für die Union scheint kein Weg zurück
zum lange selbstverständlich geglaubten Besitz der Macht zu führen. Und die
doppelte Spaltung von Regierung und Union treibt der AfD von ganz alleine
WählerInnen zu. Merkel, die doch immer einen Ausweg wusste, wirkt ratlos.
All das hätten eigentlich Gründe sein können, um aus Disziplin, nicht aus
Überzeugung, doch noch mal den Status quo zu wählen.
Doch die Unionsfraktion hat sich anders entschieden. Merkels Macht verfällt
damit in rasantem Tempo. Dass sie als Kanzlerin gehen muss, ist wohl klar.
Die Frage ist nur noch, wann. Und ob ihr gelingt, was noch niemandem
glückte – den eigenen Abgang geordnet und souverän über die Bühne zu
bekommen.
Es sieht nicht danach aus.
25 Sep 2018
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[1] /Vorsitz-der-Unionsfraktion-im-Bundestag/!5538684
## AUTOREN
Stefan Reinecke
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