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# taz.de -- Zwei neue Kinofilme: Wahnwitz schlägt kaum Funken
> Der eine Film bietet ein farbenfrohes Finale, der andere eine düstere
> Geschichte. Notizen zu „The Man Who Killed Don Quixote“ und „Cinderella
> the Cat“.
Bild: Bilder von kaputter Schönheit: Angelica, die „böse Mutter“ und ihre…
Ein Regisseur beim Dreh. Toby (Adam Driver) filmt in Spanien eine Szene mit
Windmühlen, Riesen und einem Ritter, der sich ihnen entgegenstellt. Doch
nicht für einen Don-Quixote-Film, sondern für einen Werbespot. Pannen
verzögern das Projekt.
[1][Terry Gilliams „The Man Who Killed Don Quixote“] beginnt als Drama
eines Filmemachers, der mal Ambitionen hatte. Jetzt hat er sich in
brancheninternen Abgründen verheddert, pflegt eine Affäre mit der Frau
seines Produzenten. Als bei den Aufnahmen wieder mal etwas schiefgeht,
braust er mit dem Motorrad davon, in ein Bergdorf in der Nähe.
Dort hat er als Student einst mit den Bewohnern den „Don Quixote“-Stoff
verfilmt. Und trifft nun auf seinen ehemaligen Star, einen Schuhmacher
(Jonathan Pryce), der sich inzwischen für Don Quixote hält. Und in Toby
seinen Sancho Pansa zu erkennen meint.
Von da an kippt der Film von einer Realitätsebene in die nächste, treibt
die Wahnvorstellungen Don Quixotes als Film im Film in immer aberwitzigere
Verschachtelungen hinein: Wo Cervantes’ Romanheld zu viel Ritterromane
gelesen hat, scheint Gilliam sich zu lange mit der Verfilmung des Stoffs
herumgeschlagen zu haben: Rund 25 Jahre bemühte er sich um das Vorhaben.
## Es schlagen kaum Wahnwitz-Funken
Dem Ergebnis merkt man einiges von diesem Irrlichtern an, das Ebenenspiel
scheint irgendwann eher Selbstzweck, aus dem Gilliam kaum Wahnwitz-Funken
schlägt. Gescheitert ist sein Film nicht. Doch die große tragikomische
Fantasie über Don Quixote, die er hätte werden können, scheint nur manchmal
durch, wie im von zahllosen Kostümen verzierten, farbenfrohen Finale.
Eine andere Art der Farbenpracht bietet der italienische Animationsfilm
„Cinderella the Cat – La Gatta Cenerentola“. Das Regiequartett Alessandro
Rak, Ivan Cappiello, Marino Guarnieri und Dario Sansone macht aus der
neapolitanischen Aschenputtelversion eine düstere Zukunftsgeschichte. Mit
einem Erfinder, der ein Forschungsinstitut im Hafen von Neapel errichten
wollte, in einem Kreuzfahrtschiff, belebt von einer Parallelwelt aus
Hologrammen.
Der Erfinder Vittorio Basil wird jedoch vom Gangster Salvatore Lo Giusto
ermordet, weil der Basils Verlobte für sich haben will. Die Tochter Basils
wird fortan auf dem Schiff eingesperrt und bewusst ungebildet gehalten, wie
ein weiblicher Kaspar Hauser. Bis ein Polizist erscheint, um die
mysteriösen Vorgänge aufzudecken.
„Cinderella the Cat“ hält seine Handlung schlicht, lässt die Bilder
erzählen. Mit scheinbar unfertigen Figuren, liebevoll verfallener
Schiffsarchitektur und spukhaften Hologrammeffekten. Die erinnern als
Schichten der Vergangenheit an die Geheimnisse des Schiffs. Ein wunderbares
Noir-Märchen.
26 Sep 2018
## LINKS
[1] /Kolumne-Cannes-Cannes/!5503809
## AUTOREN
Tim Caspar Boehme
## TAGS
Film
Animationsfilm
Coming-of-Age-Film
Popmusik
Imker
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