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# taz.de -- Borussia Dortmund in der CL: Favres frühe Früchte
> Mit dem 3:0 über den AS Monaco in der Champions League zeigt Borussia
> Dortmund, dass es nicht nur in der Bundesliga zum Spitzenteam heranreift.
Bild: Jacob Bruun Larsen bejubelt seinen Treffer gegen Monaco
Es war kurz nach Mitternacht, als Lucien Favre mit entspannter Miene zu
seinem Fahrservice vor der Dortmunder Arena schlenderte. Kurz bevor er in
den Wagen stieg, warf der Trainer des BVB noch einen wohlwollenden Blick
Richtung Marco Reus, der hinter einem dichten Reporterpulk beinahe
verschwand. Mit müden Augen analysierte der 29-Jährige den traumhaften
Start des Bundesliga-Spitzenreiters in die Saison – der nach dem 3:0 gegen
Monaco, dem zweiten Sieg im zweiten Spiel, nun auch die Champions League
umfasst. Und die zwei Herren, die da besonders spät Feierabend machten,
sind zwei zentrale Bausteine von Borussias rasanter Entwicklung.
Zu Beginn des Jahrzehnts hatten Favre und Reus schon einmal erfolgreich
zusammen gewerkelt, für 15 Monate in Mönchengladbach. Dann wechselte Reus
nach Dortmund, Favre folgte ihm in diesem Sommer nach. In den ersten
Partien hatte der Schweizer seinen Kapitän, auch aufgrund personeller
Engpässe, mal als Mittelstürmer, mal als Linksaußen aufs Feld geschickt.
„Ich bin kein Stürmer, das war von vornherein klar“, sagte Reus, inzwischen
hochzufrieden mit seiner Lieblingsrolle im offensiven Mittelfeld, nach dem
Monaco-Spiel. Allein in den vergangenen drei Partien gegen Nürnberg (7:0),
in Leverkusen (4:2) und gegen Monaco war der Nationalspieler an sieben
Toren beteiligt. Gegen den französischen Vizemeister bereitete er das 2:0
durch Paco Alcacer vor, erzielte den letzten Treffer selbst – und holte
beim Stand von 1:0 zudem einen Strafstoß heraus, den Barcelona-Leihgabe
Alcacer aber an die Unterkante der Latte drosch.
Reus schwimmt unter seinem neuen alten Coach gerade auf einer Erfolgswelle
– und sagt: „Für mich ist das nicht allzu überraschend. Ich weiß, was un…
Trainer kann, was für eine Philosophie er hat, wofür er steht.“
Bekannt ist der 60-jährige Schweizer unter anderem für seinen ertragreichen
Umgang mit Spielern. Der junge Jacob Bruun Larsen (20) berichtete soeben,
dass Favre mit ihm jeden Tag ein Vieraugengespräch führe. „Das macht uns
als Fußballer besser, dabei lernt man viel“, erklärte der Däne und erwähn…
eine wichtige Lektion: „Du willst als Spieler den Unterschied machen.“
## Defensiv stabil und mental gefestigt
In dieser Runde heben sich die Dortmunder von der Konkurrenz bislang vor
allem durch ihre furchterregenden Reservisten ab: Den Führungstreffer gegen
die Monegassen erzielte Bruun Larsen, eingewechselt zur zweiten Hälfte,
kurz nach Wiederbeginn. „Er hat die Nase für die Situation, aber das ist
kein Zufall. Wenn Spieler gut sind, wollen sie das Tor treffen“,
kommentierte Favre den bahnbrechenden Beitrag des Skandinaviers. Ehe er
ganz allgemein hinzufügte: „Meine Spieler bewegen sich richtig, im
richtigen Moment.“
Natürlich erinnern sich die Borussen auch an das Vorjahr, als sie den
Bayern in der Liga zu Oktoberbeginn nicht, wie jetzt, um einen, sondern
sogar um fünf Punkte enteilt waren – und kurz darauf einbrachen. „Das wird
uns diesmal nicht passieren. Die Mannschaft ist defensiv stabiler und
mental gefestigter“, betont Sebastian Kehl, seit vier Monaten Leiter der
Lizenzspielerabteilung des BVB.
Zu Saisonbeginn kamen die Dortmunder Siege noch auf wackligen Beinen daher.
Die Torfestivals gegen Nürnberg (das nach der Pause überrollt wurde), in
Leverkusen (nach 0:2-Rückstand bei Halbzeit) und Monaco (vor allem in der
ersten Hälfte eine harte Nuss) zeigten das ganze Repertoire, das sich die
Westfalen unter Favre angeeignet haben. „Wir sind nicht nervös geworden,
waren geduldig, hatten einen guten Masterplan. Wir haben momentan ein gutes
Gefühl, wie wir auf dem Feld stehen, das zeichnet uns aus“, sagte Reus nach
dem perfekten Start in die Königsklasse.
Mit hinein in den Erfolgslauf des BVB, der am Samstag den FC Augsburg
empfängt, fließt auch die gute Integration von Neuzugängen wie Alcacer,
Abdou Diallo, Thomas Delaney oder Axel Witsel, die allesamt problemlos Fuß
gefasst haben. Und parallel dazu toben sich junge Akteure wie
Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou (19), Jadon Sancho (18) oder Larsen
derzeit richtig aus.
„Wir haben viele junge Spieler, bei denen wir noch gar nicht wissen, wo die
Grenzen sind“, frohlockt Torwart Roman Bürki. „Das ist im Gegensatz zur
letzten Saison ein großer Fortschritt.“ Schwarz-gelbe Erfolgssäulen, die
die Konkurrenz erst einmal ins Wanken bringen muss.
4 Oct 2018
## AUTOREN
Andreas Morbach
## TAGS
Fußball
Champions League
Borussia Dortmund
Kolumne Press-Schlag
Champions League
Jadon Sancho
Julian Nagelsmann
Lucien Favre
Borussia Dortmund
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