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# taz.de -- Ex-Bayern-Trainer ins Fürstentum: AS Monaco oder das bessere Leben
> Niko Kovač wechselt in die französische Ligue 1. Erst mal keine schlechte
> Lösung. Aber es gibt so viel mehr Optionen!
Bild: Bleibt im Geschäft: Nico Kovač
Niko Kovač hat einen neuen Job, und wie darüber diskutiert wird, zeigt uns,
wie sehr der Fußball in diese Gesellschaft gehört.
Ist es nämlich ein Abstieg, wenn der ehemalige Trainer des FC Bayern
München nun den AS Monaco betreut? Die waren immerhin 2017 noch
französischer Meister, haben aber zuletzt auf Platz 9 der Ligue 1
abgeschlossen. Wer Kovač einen (fußballerischen oder sozialen) Abstieg
bescheinigt, würde wohl auch Angebote von Manchester City oder dem FC
Barcelona für zu unattraktiv befinden. Die wurden schließlich nur
Vizemeister in der nationalen Liga – und so ein Ergebnis hätte Kovačs alter
Klub, der FC Bayern München, ihm nicht durchgehen lassen.
Dass er dort in der ersten Saison die Meisterschaft erreichte, brachte ihm
keine Meriten. Auch seine Erfolge als Trainer von Eintracht Frankfurt oder
der kroatischen Nationalmannschaft zählten nicht. Bayern München entließ
Kovač, als er 2019 nach zehn Spieltagen nur auf Platz vier stand. Ein
gemütlicheres Arbeiten dürfte es auch beim [1][AS Monaco] für ihn nicht
geben. Kovač' Vorgänger, Robert Moreno, war erst zum Jahreswechsel
gekommen. Mehr als ein halbes Jahr hätte Bayern München dem Spanier auch
nicht gegönnt.
Halten wir fest: Selbst wenn man brutalste kapitalistische
Leistungsorientierung im Spitzenfußball für unvermeidlich hält, hat Nico
Kovač mit dem AS Monaco eine aus seiner Sicht kluge Entscheidung getroffen.
Er übernimmt einen Verein, der einen teuren und wohl auch guten Kader hat
und bei dem es im Grunde nur aufwärts gehen kann. Mit kontinuierlicher
Arbeit und seinem Fußballverstand dürfte Nico Kovač den AS in dieser von
[2][Paris Saint-Germain] dominierten Ligue 1 langsam die Tabelle
hochklettern lassen. Dass er PSG stürzen soll, haben ihm seine neuen Chefs
gar nicht aufgetragen.
## Warum eigentlich kein Jugendteam?
Aber warum muss einer wie Niko Kovač (oder Jürgen Klopp oder Lucien Favre)
überhaupt bei einem europäischen Spitzenklub anfangen? Warum nicht irgendwo
zweite Liga? Warum kein Jugendteam? Oder aussteigen, um entspannt mit der
ganzen angehäuften Kompetenz das Fußballgeschehen zu verfolgen, um ab und
an die kritische Stimme zu erheben?
Das klingt nur dann absurd, wenn man das Gehalt und das Renommee, die mit
solchen Jobs einhergehen, als Kriterien akzeptiert. Wenn es um sportliche
Kompetenz geht, dürfte ein Jugendteam, ob männlich oder weiblich, macht da
definitiv keinen Unterschied, unter Umständen sogar die attraktivere
Variante sein. Denn selbstverständlich werden die besten Trainer dort
gebraucht, wo technische und taktische Fertigkeiten vermittelt werden – und
nicht da, wo man Spieler mit solchen Fertigkeiten teuer einkauft.
Niko Kovač hat also einen neuen Job, zu dem man ihm viel Glück wünschen
sollte. Aber irgendein Ausstieg oder Umstieg ist nicht zu erkennen – und
ein Abstieg, sozial oder fußballerisch, schon gar nicht.
Okay, man muss von Niko Kovač auch keinen Abschied vom großen Geschäft
erwarten, aber warum nicht wenigstens einmal in diese Richtung denken?
Anders gesagt: Wozu tun sich diese Leute diesen Stress an, wenn nicht
einmal ein besseres, entspannteres Leben dabei herausspringt?
20 Jul 2020
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## AUTOREN
Martin Krauss
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