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# taz.de -- Dortmunds Jungstar Jadon Sancho: Teenager mit Weltklassepotenzial
> Jadon Sancho, an dem der FC Bayern nie Interesse hatte, beweist in
> Dortmund sein Talent. Gegen Atlético Madrid betritt er die große Bühne.
Bild: Dortmunds Trainer Lucien Favre schwärmt: „Tack, Tack, Tack, mit einem …
Dortmund taz | Natürlich spielte irgendwo im Hintergrund auch Borussia
Dortmund eine Rolle, als die Chefs des FC Bayern sich in der vorigen Woche
entschlossen, [1][ihre mittlerweile legendäre Pressekonferenz zu
veranstalten]. Wenn es sportlich sehr gut läuft beim BVB, werden die Herren
in München traditionell ein wenig unruhig, und wer jenseits der
Widersprüchlichkeit der Veranstaltung etwas genauer hinsah, konnte sogar
einen Hauch von Neid hineininterpretieren in die Erläuterungen von
Karl-Heinz Rummenigge.
Der Vorstandsvorsitzende des Rekordmeisters beschwerte sich über eine
„falsche Darstellung“ in einer Publikation des Springer-Verlages zur
„Einschätzung des Spielers Sancho, der ja jetzt bei Borussia Dortmund
spielt“. Wahrscheinlich ging es um einen [2][Bericht in der Sport-Bild mit
der Überschrift „Bayern lehnte Shootingstar Sancho ab“]. Dieser 18-Jährige
macht die Münchner nervös. Einerseits, weil sie an der Säbener Straße nicht
immer Glück haben bei ihrer Suche nach Teenagern mit Weltklassepotenzial.
Und zum anderen, weil Sancho ihnen sportlich weh tun kann.
Am Mittwochabend spielt [3][der junge englische Nationalspieler] nun
erstmals mit dem BVB gegen eine internationale Klubmannschaft aus dem Kreis
der wirklich großen Champions League-Giganten. Atlético Madrid ist zu Gast
in Dortmund. Nicht nur die Verantwortlichen beim Bundesligatabellenführer
werden mit großer Neugier beobachten, ob der kleine Dribbler vom linken
Flügel die robusten Spanier in einen Zustand des Schwindels versetzen wird.
„Tack, Tack, Tack, mit einem Kontakt“ spiele der Engländer, sagt Trainer
Lucien Favre über das Juwel, das am letzten Tag der Transferperiode im
Sommer 2017 von Manchester City zum BVB wechselte. Marco Reus bezeichnet
seinen Doppelpasspartner als „echte Waffe“, in England nennen sie den Sohn
von Einwanderern aus Trinidad und Tobago „wonderkid“.
## Aus Manchester nach Dortmund
Dass dieser Spieler, der zuvor in der Jugendakademie von Manchester City
spielte, zu Borussia Dortmund wollte, ist in der Tat erstaunlich, denn
eigentlich strömen die Migrationsflüsse des modernen Fußballs eher in die
andere Richtung, hin zur Premier League. „Ich denke, er hat sich für den
BVB entschieden, weil wir seit mehr als einem Jahrzehnt die besten
europäischen Talente verpflichten, ihnen vertrauen, viel Spielzeit geben
und sie immer besser machen“, sagt Michael Zorc in dem Artikel, der für
Diskussionsstoff in München sorgte.
Jenseits der vielen sportlichen Niederlagen, die der BVB zuletzt gegen den
Rekordmeister erlitt, haben sie sich diesen Wettbewerbsvorteil tatsächlich
bewahrt. Mit dem Ergebnis, dass Sanchos Vertrag Anfang des Monats bis 2022
verlängert wurde, ohne Ausstiegsklausel, wie die Verantwortlichen beim BVB
versichern. Denn Sancho, den Zorc als einen „der spannendsten Spieler in
Europa“ bezeichnet“, ist ein zentraler Baustein des runderneuerten BVB.
Jenseits der neuen professionellen und willensstarken Mentalität, die von
Spielern wie Axel Witsel oder Thomas Delaney verkörpert wird und der
fachlichen Qualität des Trainers Favre steht Sancho für den Zauber des
jugendlichen Überschwangs. „Hier entsteht etwas Großartiges, hier kann ich
mich entwickeln“, sagt Sancho der in dieser Bundesligasaison bereits sechs
Treffer vorbereitet und zwei weitere selbst erzielt hat.
Sogar der große Pep Guardiola ist angesichts dieser Entwicklung ein wenig
neidisch. Denn natürlich hätte der Durchbruch des Talents auch bei ihm in
England gelingen können. Doch irgendwie fehlte dem jungen Spieler im Sommer
2017 das Vertrauen des Cheftrainers von Manchester City. Sancho „entschied
damals zu gehen, weil er nicht mehr hier sein wollte. Das heißt, dass er
wohl keinen guten Eindruck von diesem Ort hat“, sagt Guardiola.
## 45 statt acht Millionen Euro Marktwert
Der Transfer war eines der letzten Geschäfte, das der Scout Sven Mislintat,
der mittlerweile für den FC Arsenal arbeitet, für die Dortmunder
eingefädelt hat. Rund acht Millionen Euro überwies der BVB angeblich nach
Manchester, inzwischen wird der Marktwert Sanchos, der bei der U17-EM 2017
zum Spieler des Turnier gekürt wurde, auf 45 Millionen Euro taxiert.
Zwar verlor England damals das Finale gegen Spanien im Elfmeterschießen,
aber der deutsche Trainer Christian Wück sagte über Sancho und den zweiten
Turnierstar Phil Foden: „Ich habe niemals bessere Spieler in diesem Alter
gesehen.“ Anfang Oktober debütierte der junge Dortmunder nun auch in der
englischen A-Nationalmannschaft, die Entwicklung schreitet rasant voran.
Ein nächster Schritt könnte ein Tor in der Champions League sein, der
Mittwochabend wäre nicht der schlechteste Moment für solch eine Premiere.
24 Oct 2018
## LINKS
[1] /Kolumne-Pressschlag/!5539631
[2] https://www.bild.de/sport/fussball/fussball/jadon-sancho-bayern-lehnte-shoo…
[3] /Borussia-Dortmund-siegt-mit-40/!5497357
## AUTOREN
Daniel Theweleit
## TAGS
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