Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Interimsterminal am BER: Niemand fliegt auf Schönefeld
> Die Bundesregierung nimmt ihr Terminal am BER in Empfang – aber nicht in
> Betrieb. Immerhin wird klar: Die Flughafengesellschaft kann bauen.
Bild: Farbenfroh und unprätentiös: Das vorläufige Regierungsterminal in Sch�…
Das Foto täuscht ein wenig: Der Abfertigungsbereich im nagelneuen
Interims-Terminal des Bundes am BER ist von sehr bescheidenen Ausmaßen.
Gerade einmal vier holzverkleidete Check-in-Schalter warten auf Fluggäste,
die beim Warten eine reichlich unprätentiöse Kunst am Bau in Form blauer
und beiger Rechtecke betrachten können. Jemand mit einem so gewaltigen Ego
wie Donald Trump würde hier – gefühlt – rein physisch kaum hineinpassen.
Ob Trump das Gebäude jemals betreten wird, steht dabei in den Sternen: Zwar
wird die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) heute das Terminal
ihrer Mieterin, der Bundesregierung, übergeben. Aber die hat gar nicht vor,
es in Betrieb zu nehmen. Jedenfalls nicht vor Herbst 2020, wenn nach
aktueller Planung der BER in Betrieb geht. Bis dahin wird die Air Force One
ebenso wie die Maschinen anderer Staatsgäste weiterhin am nördlichen Rand
des Flughafens Tegel ausrollen, und die Kanzlerin besteigt dort ihren
Flugbereitschafts-Airbus.
Dass der Bund das mickrige Tegeler Provisorium der – im direkten Vergleich
– doch ganz kommoden und topmodernen Schönefelder Version vorzieht, will
Engelbert Lütke Daldrup nicht kritisieren: „Der Bund kann es nutzen, er
muss es nicht nutzen“, so der trockene Kommentar des Flughafenchefs, der in
den vergangenen Tagen mehrfach JournalistInnen und andere Gruppen durch den
Neubau geführt hat. Dass der Bund erst ab dem Start des Flugbetriebs Miete
zahlt, bestätigt er. Die Berliner Morgenpost hatte geschrieben, der FBB
entgingen durch diese Vereinbarung mehrere hunderttausende Euro im Monat.
„Ich sehe das mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, sagt Lütke
Daldrup, ohne irgendeinen Betrag zu erwähnen. „Wir bekommen dadurch später
Miete, aber die Uhr beginnt auch später zu ticken. Fünfeinhalb Jahre nach
Bezug des Interimsterminals muss laut Vertrag das endgültige Terminal
fertig sein, insofern haben wir dafür mehr Zeit.“
Tatsächlich wird der dunkelgraue, 30 Millionen Euro teure Riegel,
vollgestopft mit Sicherheitstechnik, über die Lütke Daldrup natürlich auch
nichts sagen darf, nur für eine Übergangszeit dem Bund dienen. Dann soll
unweit davon das eigentliche Regierungsterminal Platz für alle 14 Flugzeuge
und die Helikopter der Flugbereitschaft bieten, die heute zum Großteil in
Köln Bonn stationiert sind. Das aktuelle Gebäude wird nach dem definitiven
Umzug wohl von Privat-Airlines genutzt.
## Blaupause für den Rest des BER
Dass der Flughafenchef es so gerne präsentiert, hat einen Grund: Es stellt
aus Sicht der Flughafengesellschaft eine Art Blaupause für alle künftigen
BER-Terminals dar: architektonisch und ästhetisch anspruchslos, dafür
weitaus billiger und zuverlässiger als das Pannenterminal T1. „Das Terminal
T2 hat ungefähr das vierfache Volumen des Interimsterminals, das schaffen
wir nach heutigem Kenntnisstand auch gut in 24 Monaten“, so Lütke Daldrup
über das gerade gestartete erste Erweiterungsprojekt. „Dort wird sehr
zielorientiert gearbeitet, und der Generalunternehmer hat den Ehrgeiz, das
Ziel einzuhalten.“ Zum Vergleich: Das Interimsterminal war nach nur 18
Monaten schlüsselfertig.
Auch das Gemach der Bundeskanzlerin durften die JournalistInnen betreten –
allerdings ist der Raum mit den weißen Wänden und dem dunklen Holzfußboden
völlig leer. Das Einzige, was sich sagen lässt: Der Blick der ersten Frau
im Staat fällt auf das brachliegende BER-Hauptterminal. Vielleicht will
Angela Merkel deshalb noch nicht einziehen.
4 Oct 2018
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Engelbert Lütke Daldrup
Bundesregierung
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
CO2-Emissionen
Airbus
Engelbert Lütke Daldrup
Engelbert Lütke Daldrup
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
Wochenvorschau
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kritik an Flugbereitschaft der Regierung: Grüne monieren zu viele Leerflüge
2018 gab es 800 Flüge zwischen Köln/Bonn und Berlin ohne PassagierInnen.
Sie haben 4.000 Tonnen CO2 in drei Jahren produziert.
Airbus stellt Produktion von A380 ein: Aus für weltgrößten Passagierjet
Einst sollte er die Luftfahrt revolutionieren. Doch nun zieht Airbus den
Stecker beim A380. Der Riesenvogel war schon lange ein Sorgenkind.
BER-Mängelliste: Wasser steht seit vielen Jahren
Die überfluteten Kabelschächte am BER waren schon länger bekannt, sagt der
frühere Flughafen-Technikchef Horst Amann vor dem Untersuchungsausschuss
BER und kein Ende: Die Opposition wittert Tricks
Will Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup TÜV-Prüfkriterien aufweichen,
damit der BER rechtzeitig fertig wird? Mitnichten – sagt er selbst.
Berliner Pannenflughafen BER: Ziemlich viel Kladderadatsch
Flughafenchef Lütke Daldrup muss vor dem BER-Untersuchungsausschuss
aussagen. Das ist so spannend, dass er gleich noch mal als Zeuge geladen
wird.
Die Wochenvorschau für Berlin: Hosen runter, Ärmel hoch beim BER
Der Sommer ist vorbei, die Hosenbeine werden wieder länger. Außer
vielleicht beim Lollapalooza-Festival. Auch der BER beschäftigt uns nach
der Sommerpause wieder.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.