# taz.de -- Freihandelsabkommen Nafta: Kanada opfert Bauern für Trump-Deal | |
> Die USA und Kanada haben sich über die Fortführung des Abkommens | |
> geeinigt. Die Kanadier machten jedoch große Kompromisse bei der | |
> Landwirtschaft. | |
Bild: Besonders der Milchmarkt muss sich stärker für Importe aus den USA öff… | |
VANCOUVER taz | Für Kanada stand bei den Neuverhandlungen des | |
Freihandelspaktes Nafta viel auf dem Spiel – doch am Ende konnte die | |
Regierung von Premierminister Justin Trudeau im Poker mit den USA wohl das | |
Schlimmste verhindern: Ein offener Handelskrieg auf dem nordamerikanischen | |
Kontinent ist abgewendet, [1][die Grundzüge des bisherigen Vertrags mit den | |
USA und Mexiko bleiben erhalten]. | |
Trudeau sprach nach einer Kabinettssitzung Sonntagnacht in Ottawa von | |
„einem guten Tag für Kanada“. Über ein Jahr lang hatte die Regierung | |
verhandelt und trotz massiver Drohungen von US-Präsident Donald Trump | |
mehrere Fristen verstreichen lassen. Das war riskant, denn Kanada wickelt | |
mehr als zwei Drittel seines Außenhandels mit den USA ab. | |
Gezielte Zugeständnisse machte Kanada in Bereichen, die vor allem bei | |
Trumps Wählern auf dem Land und im Industriegürtel der USA gut ankommen | |
dürften: Zukünftig soll der Vertrag US-Mexiko-Kanada-Abkommen heißen – der | |
von Trump als „schlechtester Deal aller Zeiten“ gegeißelte Nafta-Vertrag | |
wird also ein neues Etikett bekommen. | |
Die größten Kompromisse machten die Kanadier bei der Landwirtschaft. So | |
will Trudeau den abgeschotteten kanadischen Milchmarkt deutlich stärker für | |
Importe aus den USA öffnen. Damit kommt er Trump in einem Punkt entgegen, | |
den dieser immer wieder angeprangert hatte. Die vereinbarten höheren Quoten | |
betreffen auch Milch-Vorprodukte, etwa für die Herstellung von Käse. | |
## Hartnäckige Außenministerin | |
Ähnliche Kompromisse hatten die Kanadier zuletzt auch den Handelsabkommen | |
mit der EU (Ceta) und den Ländern des pazifischen Wirtschaftsraums gemacht. | |
Das auch in Kanada umstrittene Schutzsystem für die heimischen Milch- und | |
Geflügelbauern wurde damit weiter aufgeweicht, allerdings wurde es nicht, | |
wie von den USA ursprünglich gewünscht, völlig abgeschafft. | |
Ein Entgegenkommen der Kanadier gab auch bei den Regeln für die | |
Autoindustrie. So sollen in Kanada hergestellte Autos künftig mehr Teile | |
aus dem nordamerikanischen Wirtschaftsraum enthalten, damit sie zollfrei in | |
die USA exportiert werden können. Im Gegenzug hat Trump offenbar zugesagt, | |
Kanada von den mehrmals angedrohten Importzöllen zu verschonen. | |
Eine ähnliche Regel gilt zukünftig auch für Mexiko. Knapp die Hälfte aller | |
gehandelten Autos sollen von Arbeitern produziert werden, die mindestens 16 | |
Dollar pro Stunde verdienen. Damit will Trump die Hersteller in den USA | |
halten, wo die Löhne wesentlich höher sind als in Mexiko. | |
Auf anderen Feldern konnten offenbar die Kanadier punkten, nicht zuletzt | |
dank der Hartnäckigkeit von Außenministerin Chrystia Freeland. Gegen den | |
Willen Trumps setzte sie den Erhalt der strittigen Schiedsgerichte durch, | |
die im Falle von Handelsstreitigkeiten tätig werden. Damit will Kanada | |
sicherstellen, als kleinerer Partner nicht von Trump an die Wand gedrängt | |
zu werden. | |
Von zentraler Bedeutung in Kanada sind zudem die Regeln für geistiges | |
Eigentum und für die heimische Kultur- und Fernsehbranche, die ebenfalls | |
erhalten bleiben. In Kanada gilt eine Art Quotensystem etwa für Filme und | |
Musik, mit dem verhindert werden soll, dass kanadische Produktionen von der | |
mächtigen US-Film- und Kulturbranche verdrängt werden. | |
2 Oct 2018 | |
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[1] /Freihandel-zwischen-USA-und-Kanada/!5539336 | |
## AUTOREN | |
Jörg Michel | |
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