# taz.de -- Kanadische Außenministerin Freeland: Tough gegen Trump | |
> Sie ist Kanadas aufsteigender Star: Außenministerin Chrystia Freeland | |
> tritt bei der Neuverhandlung des Freihandelsvertrags Nafta resolut auf. | |
Bild: Stand früher auf der Journalisten-Seite: Chrystia Freeland | |
VANCOUVER taz | Chrystia Freeland lässt sich nicht so leicht beeindrucken. | |
Als gelernte Journalistin und später als Abgeordnete in Ottawa hatte sie | |
etwa den Anschluss der Krim an Russland kritisiert und steht seitdem auf | |
einer Sanktionsliste von Personen, die nicht mehr ins Land reisen dürfen. | |
Eine Ehre sei das, hat sie einmal gesagt, und nimmt es hin, auch als | |
kanadische Außenministerin keinen Fuß ins Land Wladimir Putins setzen zu | |
können. Und als Freeland vor einigen Wochen die Menschenrechtslage in | |
Saudi-Arabien anprangerte, reagierte Kronprinz Mohammed bin Salman mit | |
einer Kaskade von Sanktionen gegen Kanada. | |
Ähnlich resolut tritt sie dieser Tage gegenüber Donald Trump auf. Letzten | |
Freitag hat sie im Namen Kanadas die Drohfrist des US-Präsidenten zur | |
Neuverhandlung des Freihandelsvertrags Nafta verstreichen lassen. Am | |
Mittwoch gehen die Gespräche weiter. | |
Nach außen gibt sich Freeland trotz der Hängepartie und der anhaltenden | |
Tiraden Trumps gegen Kanada cool und spricht von konstruktiven Gesprächen, | |
die man zum Erfolg führen wolle. Glaubt man nordamerikanischen Medien, dann | |
geht es hinter den Kulissen allerdings seit Monaten recht frostig zu. | |
Grund soll unter anderem eine Rede Freelands in Washington sein, bei der | |
sie die „America first“-Politik Trumps kritisiert hatte. Im Parlament in | |
Ottawa hatte sie ihr Land zuvor als Gegenmodell zum protektionistischen | |
Amerika Trumps positioniert. Als Nafta-Beauftragte ihres Landes soll | |
Freeland verhindern, dass Kanada völlig außen vor bleibt. Das Land wickelt | |
drei Viertel seines Außenhandels mit den USA ab, die Ökonomien beider | |
Länder sind eng verflochten, das Abkommen ist für Kanada | |
überlebensnotwendig. | |
## Buch über russische Geldeliten | |
In den bisherigen Verhandlungen hat Freeland die kanadischen Interessen mit | |
Biss verteidigt und sich in Washington den Ruf einer Hardlinerin erworben. | |
Die Handelspolitik von A bis Z und die Details des Nafta-Vertrages kennt | |
sie so gut wie wohl kaum ein anderer in Ottawa oder Washington. | |
Vor ihrer politischen Karriere hatte die heute 50-Jährige als | |
Wirtschaftsjournalistin für renommierte Blätter wie die Financial Times, | |
den Economist oder die Washington Post gearbeitet und ein Buch über die | |
Herrschaft der russischen Geldeliten geschrieben. Bei einer ihrer Lesungen | |
saß Trudeau im Publikum und warb sie danach für die Liberale Partei in | |
Kanada an. | |
Nach ihrem Eintritt in die Regierung im Jahre 2015 war Freeland zunächst | |
für das Handelsressort zuständig, wo sie unter anderem den | |
Freihandelsvertrag Ceta mit der EU umsetzte. Seit 2017 ist sie | |
Außenministerin – und gilt als aufsteigender Star im Kabinett Trudeau. | |
Die Mutter dreier Kinder pflegt ihre ukrainische Abstammung, spricht | |
mehrere Sprachen und hat ihren Wahlkreis in Toronto, der kulturell wohl | |
vielfältigsten Metropole Kanadas. Menschenrechte, Gleichberechtigung, | |
offene Grenzen, Freihandel und Vielfalt liegen Freeland quasi im Blut. | |
Dabei lässt sie sich von niemandem beirren. Das wissen auch die Amerikaner. | |
4 Sep 2018 | |
## AUTOREN | |
Jörg Michel | |
## TAGS | |
Nafta | |
Kanada | |
Nafta | |
USA | |
New York Times | |
Nafta | |
Zölle | |
Nafta | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Freihandelsabkommen Nafta: Kanada opfert Bauern für Trump-Deal | |
Die USA und Kanada haben sich über die Fortführung des Abkommens geeinigt. | |
Die Kanadier machten jedoch große Kompromisse bei der Landwirtschaft. | |
Freihandel zwischen USA und Kanada: Neuauflage von Nafta beschlossen | |
Knapp vor Fristende für ein neues Nafta-Abkommen einigen sich die USA und | |
Kanada doch noch. Es bleibt damit beim Dreier-Abkommen mit Mexiko. | |
Anonymer Artikel in „New York Times“: Aktiver Widerstand im Weißen Haus? | |
In einem Gastbeitrag schreibt ein US-Beamter, Mitarbeiter des | |
US-Präsidenten würden dessen „fehlgeleitete“ Politik torpedieren. Trump | |
selbst spricht von „Verrat“. | |
Freihandelsabkommen Nafta: Trump will keine Kompromisse | |
Die Zeichen standen auf Einigung, dann kam es anders. Ob Kanada beim | |
überarbeiteten Freihandelsabkommen mit den USA und Mexiko mitmacht, bleibt | |
unklar. | |
Nach EU-Vorschlag zu Autozöllen: Trump ist das Angebot nicht gut genug | |
Die EU hatte im Handelsstreit vorgeschlagen, auf Zölle bei Autoimporten zu | |
verzichten. US-Präsident Trump hält nichts davon und beschimpft das | |
Bündnis. | |
Kanada und Trumps Wirtschaftsdeal: Trudeau in der Nafta-Klemme | |
Kanadas Premier braucht einen Erfolg bei den Nafta-Verhandlungen. Er darf | |
gegenüber den USA keine Schwäche zeigen. |