| # taz.de -- Foltervorwurf gegen Ugandas Regierung: Sorge um „Unruhestifter“… | |
| > Ugandas Präsident geht brutal gegen die Opposition vor. Ein | |
| > oppositioneller Popstar und Abgeordneter wirft der Regierung Folter vor. | |
| Bild: Musiker und Parlamentsabgeordneter: Robert Kyagulanyi aka Bobi Wine | |
| Kampala taz | Bislang galt Ugandas Präsident Yoweri Museveni im Westen als | |
| Everybody’s Darling. Der mittlerweile 74-Jährige stürzte einst als | |
| Befreiungskämpfer die Diktatoren. In seinen 32 Jahren an der Macht hat er | |
| Menschen- und Frauenrechte eingeführt, die Wirtschaft angekurbelt und | |
| Millionen Flüchtlinge beherbergt. Noch wichtiger: Er hat sich einspannen | |
| lassen in den „Kampf gegen den Terror“ und seine Soldaten auf europäisches | |
| und amerikanisches Geheiß nach Somalia geschickt, um dort die islamistische | |
| Al-Shabaab-Miliz bekämpfen. | |
| Dafür haben ihm erst die Briten, dann die Amerikaner und mittlerweile auch | |
| die Franzosen gedankt, indem sie Ugandas Spezialeinheiten ausbildeten und | |
| ausrüsteten. Sie zählen heute zu den besten Kampftruppen Afrikas. | |
| Doch ausgerechnet diese Soldaten begehen jetzt systematische | |
| Menschenrechtsverbrechen im eigenen Land. Sie sind diejenigen, die | |
| Musevenis Machterhalt garantieren: mit brutaler Gewalt. Das zeigte sich in | |
| den vergangenen Wochen deutlich. | |
| Ugandas jüngster Abgeordnete, der 36-jährige Robert Kyagulanyi, ist unter | |
| seinem Künstlernamen Bobi Wine landesweit als Musikstar bekannt. In der | |
| nordwestugandischen Region Arua stießen seine Anhänger im August mit | |
| Musevenis Spezialeinheiten zusammen. Bei einer Wahlkampfveranstaltung wurde | |
| die schusssichere Präsidentenkarosse mit Steinen beworfen. Daraufhin | |
| schickte Museveni seine Leibwächter los. Sie verhafteten Wine brutal, | |
| verschleppten ihn und folterten ihn tagelang, wie er nach seiner Ausreise | |
| in die USA schilderte. Andere Abgeordnete, Journalisten und Mitarbeiter von | |
| Wine erlebten ähnliche Torturen. Die meisten wurden wegen Landesverrats | |
| angeklagt und vor ein Kriegsgericht gestellt. Später erst wurden | |
| Anklagepunkte fallen gelassen oder abgeschwächt. | |
| ## Kritik aus EU und USA | |
| Internationale Menschenrechtsorganisationen schlagen nun Alarm. Auch der | |
| Grünen-Politiker Uwe Kekeritz schrieb diesbezüglich an den deutschen | |
| Bundestag. Westliche Botschaften in Uganda zeigten sich im Gespräch „sehr | |
| besorgt“. Die EU und die USA schickten Erklärungen an Museveni: „Die Gewalt | |
| hat dem weltweiten Image Ugandas geschadet“, hieß es aus Brüssel. „In ein… | |
| modernen Uganda gibt es keinen Raum für Unterdrückung und Gewalt.“ | |
| Museveni interessiert die internationale Kritik wenig. Erst am Wochenende | |
| kam er vom großen „Afrika-Forum“ aus China zurück – mit frischen Kredit… | |
| sowie einem Versprechen: „Chinas Investitionen in Afrika haben keine | |
| politischen Bedingungen“, versicherte Chinas Präsident Xi Jingping: „China | |
| wird sich nicht in interne Probleme in Afrika einmischen.“ | |
| Kaum war Museveni wieder zu Hause, hielt er eine Rede an das Volk | |
| beziehungsweise an die „Bazzukulu“, ein abwertender Begriff für Enkelkinder | |
| in der lokalen Sprache Luganda. Drei Stunden lang warf er der Jugend vor, | |
| faul zu sein und Chaos stiften zu wollen. Die Opposition und Wine | |
| bezichtigte er, „die Bevölkerung zu terrorisieren“ und im Ausland „Lüge… | |
| erzählen“. Die Chefin einer amerikanischen NGO wurde verhaftet und | |
| deportiert. Museveni erklärte: „Ausländische Kräfte“ würden das Land | |
| „sabotieren“. | |
| Gleichzeitig fühlt sich Ugandas Bevölkerung von der Welt im Stich gelassen. | |
| Die wenigsten sind Fans von Bobi Wine. In den Augen der intellektuellen | |
| Elite, die wie viele Jugendliche die Nase voll hat von Museveni, ist Wine | |
| ein junger Radikaler, der viel Lärm macht. Er könne die armen, ungebildeten | |
| Jugendlichen mobilisieren, das Land aber nicht revolutionieren. Wine gilt | |
| als Unruhestifter. Und ausgerechnet er erhält jetzt Unterstützung und | |
| Solidarität aus dem Westen? | |
| 13 Sep 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schlindwein | |
| ## TAGS | |
| Uganda | |
| Folter | |
| Opposition | |
| Social Media | |
| Uganda | |
| Afrika | |
| Uganda | |
| Uganda | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Social-Media-Steuer in Uganda: Erst zahlen, dann chatten | |
| Seit einem Jahr gibt es in Uganda nun die Soziale-Medien-Steuer. Kritiker | |
| sehen darin einen Eingriff in die Redefreiheit und klagen. | |
| Korruption und Flüchtlingshilfe: So schummelt das Musterland Uganda | |
| Uganda nimmt mehr Flüchtlinge auf als jedes andere Land in Afrika. Jetzt | |
| aber bestätigen sich Vorwürfe schwerer Korruption und Diebstahls. | |
| Kolumne Afrobeat: Jung auf eigene Gefahr | |
| Afrikas Herrscher halten ihre aufstrebende Generation klein. Europa | |
| verstärkt die rückschrittlichen Tendenzen auf dem Kontinent noch. | |
| Repression der Opposition in Uganda: Im Vorstadtslum brennen Reifen | |
| Nachdem ein Oppositioneller in Haft gefoltert wurde, gibt es ständig | |
| Proteste auf der Straße. Die Menschen fürchten um ihr tägliches Einkommen. | |
| Attentate in Uganda: Der brutale Wahlkampf | |
| Eine Serie gezielter Morde hält Uganda in Atem. Das Regime geht zunehmend | |
| brutal gegen Oppositionelle und Journalisten vor. |