# taz.de -- Anti-LGBTI-Kongress in Moldau: „Der Westen“ hört ihnen nicht zu | |
> Der World Congress of Families traf sich dieses Jahr in der Republik | |
> Moldau. Das religiös-konservative Netzwerk macht gegen „LGBTI-Propaganda“ | |
> mobil. | |
Bild: Tanzende Paare in Weiß hielten zu feierlicher Musik ein Baby im Spitzenk… | |
CHIşINăU taz | Der World Congress of Families, so schien es, hatte wenig | |
Interesse an kritischer Öffentlichkeit. Details über geladene Gäste blieben | |
bis zum Tag vor der Eröffnung geheim. Und die Akkreditierung ausländischer | |
JournalistInnen verzögerte sich derart, dass offenbar „viele“, wie ein | |
Sprecher des moldauischen Außenministeriums der taz sagte, nicht zum | |
Kongress in der moldauischen Hauptstadt Chişinău anreisen konnten. | |
Dann aber übertrug zumindest das moldauische Staatsfernsehen die | |
Auftaktveranstaltung live, in der pastellfarbene Bilder glücklich lachender | |
Familien aus Mann, Frau und Kindern auf Kinoleinwandgröße projiziert | |
wurden. Tanzende Paare in Weiß hielten zu feierlicher Musik ein Baby im | |
Spitzenkleid in die Höhe. Denn der Kongress ist eines der zentralen Treffen | |
globaler AkteurInnen, deren Ziel es ist, die sogenannte natürliche Ehe und | |
Familie zu verteidigen – weshalb sie gegen die „Propaganda“ der | |
LGBTI-Community mobil machen. NGOs wie die Bürgerrechtsorganisation | |
Southern Poverty Law Center listen deshalb den Kongress als „Hate Group“. | |
Der World Congress of Families (WCF) findet seit 1997 statt, mal in Madrid, | |
mal in Sydney und im vergangenen Jahr in Budapest. Veranstalter ist die | |
International Organisation for the Family mit Sitz im US-Bundesstaat | |
Illinois, offizielle Sponsoren waren dieses Jahr die | |
Wohltätigkeitsorganisation Din Suflet der moldauischen Präsidentengattin | |
Galina Dodon und die spanische NGO CitizenGo, die unter anderem über | |
Onlinepetitionen für „das Leben und die Familie“ eintritt – will heißen: | |
gegen Schwangerschaftsabbrüche und die Ehe für alle. | |
Entsprechend deutlich wurden die RednerInnen. Rechte sexueller Minderheiten | |
seien ein „Phänomen, das unsere Werte und Moral“ bedrohe, sagte der | |
moldauische Präsident Igor Dodon. Gemeinsam müsse die Gesellschaft zu | |
Werten zurückkehren, „die in der Bibel geschrieben stehen“, forderte er, | |
und Veranstaltungen, die zur Verbreitung „unmoralischer Prinzipien“ führen, | |
müssten „verurteilt und verboten“ werden. 2018, so Dodon, sollte in der | |
Republik Moldau „das Jahr der Familie“ werden, wie es Viktor Orbán vor | |
einem Jahr für Ungarn ausgerufen hatte. | |
## Proteste gegen den Kongress gab es nicht | |
Rund 1.000 TeilnehmerInnen waren vor Ort, neben WCF-Präsident Brian Brown | |
sprachen der russisch-orthodoxe Erzbischof Dmitry Smirnov und Natalia | |
Yakunina, die Frau des russischen Oligarchen Vladimir Yakunin, der | |
Medienberichten zufolge der Fundraiser des WCF in Russland sein soll. | |
Workshops gab es in Chişinău zu Themen wie „Gender Ideology – the latest | |
attacks on the family“ oder „The international networks undermining | |
families and faith“. Diese Netzwerke wollten die Macht der Kirche | |
untergraben, hieß es dort – George Soros sei einer der Drahtzieher. Auch | |
die deutsche Kampagnenorganisation Campact, so der Moderator des Workshops, | |
trage ihren Teil dazu bei. | |
In dem Workshop sprach auch die österreichische ÖVP-Abgeordnete Gudrun | |
Kugler, deren Mann der ehemalige Sprecher der ultrakonservativen | |
katholischen Laienorganisation Opus Dei ist. Sie sehe einen „Niedergang der | |
christlichen Bewegungen in Europa“, konstatierte Kugler in Moldau. Derzeit | |
sei es in Europa „fast unmöglich“, eine Politik „pro life“ zu machen �… | |
„der Westen“, sagte sie, höre einfach nicht zu. | |
Proteste gegen den Kongress gab es – anders als in den vergangen Jahren – | |
nicht. | |
16 Sep 2018 | |
## AUTOREN | |
Patricia Hecht | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
Ehe und Familie | |
Schwerpunkt LGBTQIA-Community | |
Konservatismus | |
Republik Moldau | |
Republik Moldau | |
World Congress of Families | |
Russland | |
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
Indien | |
Malaysia | |
Homosexualität | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Republik Moldau: Großdemo für Neuwahlen | |
Zehntausende haben in Moldau für den Rücktritt der Regierung demonstriert. | |
Zuvor hatte das Parlament die Macht der künftigen Präsidentin | |
eingeschränkt. | |
Parlamentswahl in Moldau: Prorussische Partei liegt vorne | |
Der Wahlausgang ist nach Auszählung fast aller Stimmen denkbar knapp. | |
Vertreter aller Parteien haben Betrugsvorwürfe erhoben. | |
Konservative AntifeministInnen in Italien: Der Kampf für die „natürliche Fa… | |
Die Regierung in Rom hält die Schirmherrschaft, wenn sich der | |
ultrakonservative „World Congress of Families“ trifft. Dagegen regt sich | |
Widerstand. | |
Urteil des EGMR: Russland verletzt LGBTI-Rechte | |
Weil die russische Regierung immer wieder LGBTI-Demos verbietet, gab es nun | |
ein Urteil dazu. Die Verbote seien Verstöße gegen die Versammlungsfreiheit. | |
Kommentar Homophoben-Kongress: Ein europäisches Problem | |
In Moldawien machen Menschen auf einem Kongress gegen die „Propaganda“ der | |
LGBTI mobil. Das, was dort verhandelt wird, geht uns alle an. | |
LGBT-Aktivist über Urteil in Indien: „Endlich nicht mehr kriminell“ | |
Indien hat nach 157 Jahren Homosexualität legalisiert. Der Aktivist Ankit | |
Bhuptani hofft, dass das Gerichtsurteil ein Startpunkt für weitere | |
Liberalisierungen ist. | |
Hetze gegen Homosexuelle in Malaysia: Peitschenhiebe für lesbisches Paar | |
Weil sie miteinander Sex haben wollten, sollen zwei Frauen ausgepeitscht | |
werden. In Malaysia läuft eine Hetzjagd gegen Homosexuelle. | |
Negativer Asylbescheid in Österreich: „Weder Ihr Gang noch Ihr Gehabe“ | |
Ein Afghane hat wegen seiner Homosexualität in Österreich Asyl beantragt – | |
vergeblich. Denn dem Beamten wirkte er nicht schwul genug. |