# taz.de -- Neue Häuserzeile in Hamburg-Ottensen: Retten, was zu retten ist | |
> Der Abriss der Eckbebauung gegenüber der Fabrik in Ottensen ist | |
> beschlossen, aber viele Details sind noch offen. Am Donnerstag werden die | |
> Neubau-Pläne vorgestellt. | |
Bild: An dieser Stelle will ein Investor Profit machen – die Frage ist, um we… | |
HAMBURG taz | Verhindern können sie es nicht mehr, und ihnen ist auch klar, | |
dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit als Verlierer*innen aus der Sache | |
hervorgehen werden: Anwohner*innen und Gewerbetreibende der Barnerstraße | |
42, Ecke Bahrenfelder Straße, wollen trotzdem versuchen, das Beste aus den | |
Plänen des Investors rauszuholen. Die Unternehmensgruppe Köhler & von | |
Bargen hat das Grundstück gekauft und plant einen kompletten Abriss und | |
Neubau. | |
Noch befinden sich auf dem Eckgrundstück gegenüber der Fabrik in Ottensen | |
mehrere Wohnungen und ein Wohnprojekt, eine Änderungsschneiderei, eine | |
Shisha Bar und Restaurants wie die Pizzeria Mamma Mia und das griechische | |
Restaurant Sotiris, das dem Regisseur Fatih Akin als Inspiration für seine | |
Soulkitchen-Kulisse diente. | |
Wie der Neubau aussehen soll, ist noch nicht klar. Der Bebauungsplan lässt | |
eine viergeschossige Bebauung zu, die Architekturbüros sollten sich bei den | |
Entwürfen aber an der Umgebung orientieren. Angedacht sind Wohnungen, Räume | |
für Start-ups, lokale Betriebe und Gastronomie. Mittlerweile läuft ein | |
Bürger*innenbeteiligungsprozess. | |
Am Donnerstag sollen die Ergebnisse der Architekturbüros der Öffentlichkeit | |
vorgestellt werden. [1][Interessierte und Anwohner*innen sind aufgerufen], | |
Kommentare abzugeben, die der Jury zugetragen werden. Am Freitag steht die | |
Entscheidung über den Entwurf an. | |
In der Jury sitzen auch zwei Frauen der Initiative „Marinieranstalt | |
Ottensen.“ Wiebke Jansen lebt im Wohnprojekt Villa Dunkelbunt, dessen | |
Abriss beschlossene Sache ist, Katharina Gerhardt ist Nachbarin. Zusammen | |
mit vier anderen Ottenser*innen bilden sie als verfahrensbegleitendes | |
Gremium die Lobby für die Mieter*innen und die Öffentlichkeit. | |
Ihre zentrale Forderung ist der soziale Erhalt der Mieterschaft. „Die | |
aktuellen Mieter*innen sollen ein Rückkehrrecht zu gleichen Konditionen | |
erhalten“, fordert Jansen. Außerdem soll der Anteil an Eigentumswohnungen | |
im neuen Bau so gering wie möglich sein: Mindestens sechzig Prozent | |
Sozialwohnungen und zwanzig Prozent erschwingliche Mietwohnungen, wenn es | |
nach ihnen geht. | |
Den Dialog zwischen dem Investor und der Mieter*innenlobby bezeichnen beide | |
Seiten als konstruktiv. „Grundsätzlich gilt aber“, sagt der | |
Kommunikationsmanager Matthias Onken im Auftrag von Köhler & von Bargen, | |
„dass subventionierte Nutzungsformen Kosten verursachen, die an anderer | |
Stelle erwirtschaftet werden müssen.“ Über das Rückkehrrecht sei man in | |
Verhandlungen. | |
Dass es Köhler & von Bargen um Profit geht, ist der „Marinieranstalt | |
Ottensen“ klar. „Die Frage ist nur, ob Profit das einzige Kriterium sein | |
muss, nach dem hier entschieden wird“, sagt Katharina Gerhardt. „Wir gönnen | |
dem Investor seinen Profit“, meint Sadik Rasimi, der Betreiber von Sotiris. | |
„Aber er weiß nicht, was er uns wegnimmt. Wenn er ein paar Millionen macht | |
und ich übermorgen Insolvenz anmelde – wie ungerecht ist das?“ | |
Als Worst Case Szenario für die Initiative steht nur wenige Straßen | |
entfernt das Zeise 2 – das fünfstöckige Bürogebäude wurde gegen einen | |
Bürgerentscheid durchgesetzt. Bisher aber deute nichts darauf hin, dass es | |
so schlimm werde, sagt Jansen. Gerhard zieht ein Grundgesetz aus der Tasche | |
und zitiert Artikel 14: „Eigentum verpflichtet.“ | |
11 Sep 2018 | |
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[1] https://www.barner42.de/ | |
## AUTOREN | |
Katharina Schipkowski | |
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