| # taz.de -- Keine Räumung im Hambacher Forst: Vorgeschmack auf Riesenproteste | |
| > Nach einem Polizeieinsatz in dem umstrittenen Wald am Braunkohlerevier | |
| > beruhigt sich die Lage. Aber für wie lange? | |
| Bild: Staatsgewalt im Wald: Polizeieinsatz im Hambacher Forst | |
| Köln taz | Es war ein Vorgeschmack auf das, was da kommen könnte. Denn auch | |
| wenn die Polizei [1][am Freitag einige Hundertschaften und Hubschrauber | |
| einsetzte]: Gegenwehr gab es kaum, als RWE-Mitarbeiter unter Polizeischutz | |
| zwei Autobarrikaden im Hambacher Forst beseitigten, angeblich um einen | |
| Rettungsweg freizumachen. | |
| Von etwa 13 bis 21 Uhr waren BeamtInnen vor Ort. BesetzerInnen hatten zwei | |
| Fahrzeuge in den Wald gebracht, eines in einem Loch mit Beton fixiert, ein | |
| anderes zu einer besetzten Barrikade, einem sogenannten „Lockon“, | |
| umfunktioniert. Im Laufe des Einsatzes fand die Polizei außerdem eine | |
| Sprengmittel-Attrappe sowie drei Molotowcocktails in einem Depot. | |
| Teile des Hambacher Forsts zwischen Aachen und Köln sind seit 2012 mit | |
| Baumhausdörfern, Hütten und Barrikaden besetzt. So soll der Energiekonzern | |
| RWE davon abgehalten werden, den Rest des Waldes für einen | |
| Braunkohletagebau zu roden. Von ursprünglich über 40 Quadratkilometern Wald | |
| – knapp 6.000 Länderspiel-Fußballfelder – sind heute kaum noch 8 übrig. | |
| Der Tagebau ist bis zu 450 Meter tief und gilt mit über 85 | |
| Quadratkilometern Größe als das größte Loch Europas. Ganze Ortschaften sind | |
| darin verschwunden, Orte wie Etzweiler und Tanneck. Hambach deckt den | |
| Bedarf nahegelegener Kraftwerke, er ist der größte Braunkohletagebau der | |
| Republik. | |
| ## Nun steht die Endphase an | |
| Karl der Große soll den Forst vor 1.200 Jahren in einer Wette ans Volk | |
| verloren haben. Immer wieder kam es dort in den vergangenen Jahren zu | |
| Aktionen und Protesten, auch zu gewaltsamen. Immer weiter rückte die Rodung | |
| vor. Nun steht die Endphase an, in der sich entscheidet, ob der Rest des | |
| Eichen-Hainbuchen-Waldes, der durch eine EU-Richtlinie geschützt ist, | |
| bleibt oder nicht. | |
| Da solche Wälder überwiegend an Orten wachsen, die günstig sind für die | |
| Landwirtschaft, wurden sie gegenüber ihrer früheren Verbreitung stark | |
| zurückgedrängt. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) forderte RWE am | |
| Freitag auf, während der [2][Arbeit der sogenannten Kohlekommission] auf | |
| weitere Rodungen zu verzichten. | |
| Weil RWE aber offiziell ab dem 1. Oktober wieder roden darf und darauf | |
| bisher besteht, gehen die AktivistInnen davon aus, dass es wahrscheinlich | |
| ab Mitte September zu Räumungen bis hin zur kompletten Beseitigung der | |
| Besetzung kommen könnte. | |
| Der Hambacher Forst gilt als wichtigstes Symbol für den Kampf gegen die | |
| Kohleverstromung in Deutschland. Deshalb stellen sich Umwelt- und | |
| KlimaaktivistInnen sowie die Polizei auf Demonstrationen ähnlich wie | |
| zuletzt bei den Castor-Transporten ins Wendland ein. Für den Fall der | |
| Räumung wird mit tausenden ProtestlerInnen gerechnet. Zahlreiche Gruppen | |
| bereiten sich aktuell auf Kundgebungen, Sitz- und Straßenblockaden sowie | |
| Aktionen zivilen Ungehorsams vor. | |
| Sollten Proteste scheitern und die Braunkohle irgendwann abgebaut sein, | |
| soll der Tagebau bis zum Jahr 2100 zu einem riesigen See werden. Bei der | |
| aktuell geplanten Größe wäre er der tiefste See Deutschlands, volumenmäßig | |
| der zweitgrößte nach dem Bodensee. Wie man das Loch füllen will, steht noch | |
| nicht fest. Vielleicht Wasser aus der Ruhr ableiten, vielleicht eine | |
| Pipeline aus dem Rhein legen. Die Umweltfolgen sind bisher nicht geklärt. | |
| 25 Aug 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anett Selle | |
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