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# taz.de -- Proteste im Hambacher Forst: Heiße Wochen im Braunkohlerevier
> Seit 2012 kämpfen Umweltaktivist*innen gegen die Rodung des Hambacher
> Forstes. Nun rückte die Polizei mit einem Großaufgebot an.
Bild: Kommt die Polizei bald häufiger in den Hambacher Forst?
Ist das der heißumkämpfte Start der Räumung des Hambacher Forstes? Die
Polizei dementierte dies, als am Freitag eine Hundertschaft samt
Hubschraubern am derzeit umstrittensten Waldstück der Republik anrückte, um
eine Barrikade auf einem Zufahrtsweg zu räumen. Aktivisten hatten dort
zuvor ein Schrottauto postiert. Aber bis zum Redaktionsschluss eskalierte
die Situation nicht. Das Auto habe „einen Rettungsweg blockiert und wurde
entfernt – der Wald wird nicht geräumt oder gerodet“, twitterte die
Polizei.
Im Hambacher Forst steht wohl schon bald die letzte große
Auseinandersetzung um die Zukunft der Braunkohle in Deutschland an. Das
Waldstück im rheinischen Braunkohlerevier soll weg, um den angrenzenden
Tagebau des Betreibers RWE zu vergrößern. Radikale Umweltschützer halten
den Wald seit Jahren besetzt. Sie haben dort Baumhäuser und Barrikaden
errichtet. [1][Weil für RWE ab dem 1. Oktober das Zeitfenster startet, in
dem Bäume gefällt werden dürfen], ist mit massiven Auseinandersetzungen
rund um den Tagebau zu rechnen. Bereits am vergangenen Wochenende hatte die
Polizei auf einer Autobahnraststätte eine Hütte beschlagnahmt, um zu
verhindern, dass Aktivisten diese in den Hambacher Forst bringen.
Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) schaltete sich in den
Konflikt ein. Sie forderte am Freitag RWE auf, während der Arbeit der
sogenannten Kohlekommission auf Baumrodungen zu verzichten. „Die wichtigen
und schwierigen Gespräche in der Strukturwandelkommission“, sagte Schulze,
„dürfen nicht dadurch belastet werden, dass an einem Braunkohletagebau
während der Sitzungen Bäume gefällt werden.“ Zuvor hatte die
Umweltorganisation BUND damit gedroht, sich im Falle von Rodungen aus der
Kommission zurückzuziehen. Für kommenden Montag haben fünf
Kommissionsmitglieder eine Pressekonferenz im Wald angekündigt.
RWE pocht auf sein Recht, die Bäume zu fällen, um den Tagebau ausweiten und
den Betrieb der Kraftwerke in vollem Umfang aufrecht erhalten zu können.
Dagegen gehen Umweltgruppen und Verbände juristisch und politisch vor. Sie
argumentieren, dass mit den Baumfällungen Fakten geschaffen werden.
Deutschland hat sich international zu einer Reduzierung von CO2-Emmissionen
verpflichtet.
Unbestritten ist, dass dazu der Ausstieg aus der Braunkohle notwendig ist.
Die offiziell Kommission für „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“
genannte Expertengruppe soll im Auftrag der Bundesregierung Szenarien für
einen sozialverträglichen Kohleausstieg erarbeiten. Von der Industrie sind
in der Lausitz und in NRW zehntausende Arbeitsplätze abhängig.
Wie einst das Wendland und die Castortransporte ist der Hambacher Forst
inzwischen zum zentralen Symbol des Kohleausstiegs geworden. Deshalb
stellen sich Umwelt- und Klimaaktivisten sowie die Polizei auf Proteste
rund um das Waldstück ein. Für den Fall der Räumung wird damit gerechnet,
dass Tausende demonstrieren. Zahlreiche Gruppen bereiten sich derzeit auf
Kundgebungen, Sitz- und Straßenblockaden sowie Aktionen zivilen Ungehorsams
vor.
24 Aug 2018
## LINKS
[1] /Streit-um-Rodungsmoratorium/!5526004
## AUTOREN
Martin Kaul
## TAGS
Schwerpunkt Hambacher Forst
Braunkohle
RWE
Kohlekommission
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