| # taz.de -- Streit um Rodungsmoratorium: RWE sägt an der Kohlekommission | |
| > Der Konzern will ab Oktober im Hambacher Forst für die Braunkohle roden | |
| > lassen. Umweltschützer drohen nun mit Ausstieg aus der Kohlekommission. | |
| Bild: RWE möchte den Hambacher Forst kahlschlagen | |
| Die Kohlekommission der Bundesregierung steht vor einer Zerreißprobe. Der | |
| Energiekonzern RWE hat angekündigt, im Herbst mit den Vorbereitungen für | |
| die Rodungen im Hambacher Forst bei Aachen zu beginnen, um seine | |
| Braunkohle-Produktion zu sichern. [1][Umweltverbände und Bewohner des | |
| rheinischen Reviers] dagegen fordern jetzt ein Moratorium, bis über die | |
| Zukunft der Kohle entschieden ist. Sie sprechen von „Provokation“ und | |
| „Machtdemonstration“ des Konzerns und drohen mit ihrem Rückzug aus der | |
| Kohlekommission, die das Thema am Donnerstag debattiert. | |
| In einem Brief an die Vorsitzenden der Kommission hatte RWE-Vorstandschef | |
| Rolf Martin Schmitz Ende letzter Woche erklärt, die „Rodungen im Hambacher | |
| Forst sind 2018/19 zwingend erforderlich“. Für den „planmäßigen Fortgang | |
| der Tagebaubetriebe“ sei es nötig, zwischen Oktober und Februar große Teile | |
| des verbleibenden Forsts zu roden. Weil RWE wegen eines Gerichtsverfahrens | |
| [2][das Abholzen bereits in der letzten Periode ausgesetzt hatte], sei nun | |
| „jeglicher Zeitpuffer aufgebraucht“. | |
| Neben mehreren Ortschaften soll das Waldstück von etwa 200 Hektar | |
| verschwinden, um die Braunkohle zu gewinnen; insgesamt sind laut BUND 600 | |
| Hektar bedroht. Pro Jahr baggert RWE dort 40 Millionen Tonnen Kohle ab, | |
| insgesamt liegen im Gebiet noch etwa 1,3 Milliarden Tonnen des Rohstoffs. | |
| Teile des Walds sind von Klimaaktivisten besetzt, es finden regelmäßig | |
| Protestspaziergänge statt. Am Mittwoch geht das diesjährige „Klimacamp“ d… | |
| Kohlegegner in der Region zu Ende. | |
| Gegen den von den Behörden genehmigten Betriebsplan für den Hambacher | |
| Tagebau klagt der Umweltverband BUND. Er fordert, der Wald müsse als | |
| Naturschutzgebiet gemeldet werden, was RWE mit einem eigenen Gutachten | |
| bestreitet. Bislang steht eine endgültige Entscheidung noch aus. Bis zu | |
| diesem Bescheid kann auch ein Einspruch des BUND eine mögliche Rodung nicht | |
| verhindern. | |
| Für RWE-Chef Schmitz gibt es „keinen Zusammenhang zwischen der Arbeit der | |
| Kommission und den betrieblich notwendigen Rodungen“. Das sehen die | |
| Umweltschützer ganz anders. Für den BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger, | |
| Mitglied der Kommission, ist „unsere Mitarbeit in der Kommission erheblich | |
| gefährdet, wenn es zu Rodungen kommt“. Der Vorstoß von RWE sei ein | |
| „Drohverhalten“ und eine „Provokation der Umweltverbände“. | |
| Auch bei Greenpeace, ebenfalls an der Kommission beteiligt, heißt es, eine | |
| Rodung sei „ein Angriff auf die Vertrauensbasis der Kommission“, und die | |
| Argumente von RWE seien nicht stichhaltig. Und für Antje Grothus von der | |
| „Initiative Buirer für Buir“, die die Menschen der Region in dem Gremium | |
| vertritt, kann die Kommission nicht erfolgreich sein, „wenn vor Ort ein | |
| einzelnes Unternehmen unter den Augen von Bundes- und Landesregierung die | |
| Situation einseitig und unnötig eskaliert“. | |
| Um zu verhindern, dass RWE durch die Rodungen Fakten schafft, fordern | |
| deshalb die Klima- und Heimatschützer ein „Moratorium“ für Rodungen und | |
| Zerstörung von Dörfern. Für die Gegner habe RWE durchaus noch einen | |
| Zeitpuffer von „drei bis vier Jahren“, heißt es vom BUND. Für den grünen | |
| Umweltpolitiker Oliver Krischer, der aus der Region stammt, will RWE „aus | |
| der Braunkohle noch rausholen, was geht“, setze Behörden und Kommunen unter | |
| Druck, „unterschätzt aber die Stimmung in der Region“. | |
| Das Moratorium soll nach dem Willen der Klimaschützer gelten, bis die | |
| Bundesregierung über die Zukunft der Kohle entschieden hat – und nicht nur | |
| bis zu einem möglichen Kompromiss in der Kommission. Der aber liegt zurzeit | |
| in weiter Ferne. | |
| 21 Aug 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Bernhard Pötter | |
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