# taz.de -- Japan in der Kritik: Walfänger töten Tiere im Schutzgebiet | |
> Die Internationale Jahrestagung zum Erhalt von Walen startet mit einem | |
> Eklat: Japan will die Schutzregeln lockern. Umweltschützer warnen. | |
Bild: Insgesamt wurden weltweit seit 1986 fast 40.000 Wale getötet | |
BERLIN taz | Für Walschützer ist es ein Affront: Japan hat dieses Jahr | |
bereits 333 Zwergwale getötet. Darunter waren 120 trächtige Weibchen. Mehr | |
als 50 der Tiere wurden sogar in geschützten Gewässern der Antarktis | |
erlegt. Das berichtete die Umweltorganisation WWF zum Auftakt der | |
Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) am Dienstag. Diese | |
berät noch bis zum 14. September im brasilianischen Florianópolis über den | |
künftigen Umgang mit Walen. | |
Seit 1986 verbietet das internationale Walfangmoratorium der IWC die | |
kommerzielle Jagd auf die Meeressäuger – eigentlich. Doch japanische | |
Walfangflotten nutzen rechtliche Schlupflöcher gnadenlos aus. Insgesamt | |
wurden weltweit seit 1986 fast 40.000 der geschützten Tiere getötet. | |
Zu den Walfang-Nationen gehören auch Island und vor allem Norwegen. Am | |
berüchtigtsten ist jedoch Japan, welches offiziell eine Sondergenehmigung | |
zum Töten von Walen für wissenschaftliche Zwecke hat. Dass es sich dabei um | |
eine Farce handelt, gilt als offenes Geheimnis – das Fleisch geschlachteter | |
Wale wird zum Verzehr verwendet. | |
Nach einer Klage Australiens beim Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den | |
Haag hatte das UN-Gericht im März 2014 geurteilt, dass die Wissenschaft für | |
Japan nur ein Vorwand für die Jagd aus kommerziellen Gründen sei. | |
Schließlich macht das Land auch gar keinen Hehl daraus, den kommerziellen | |
Walfang wieder legalisieren zu wollen. Wer dagegen ist, gilt in Tokio als | |
„Öko-Imperialist“. | |
## Japan leitet Tagung | |
Beim IWC-Treffen in Brasilien will Japan seine Argumente für die | |
Legalisierung präsentieren. Die aktuelle WWF-Meldung wirft ein Schlaglicht | |
auf ein brisantes Detail: Die diesjährige Tagung wird von Japan geleitet. | |
Experten warnten bereits im Vorfeld, dass das Land diese Gelegenheit | |
ausnutzen könnte, um eine „Renaissance des Walfangs“ voranzutreiben. Japan | |
hat bereits entsprechende Anträge eingereicht und fordert ein Komitee für | |
„nachhaltigen Walfang“. | |
Stephan Lutter, Wal-Referent beim WWF Deutschland, kommentierte: „Japan | |
will die IWC zu einem Walfänger-Club umbauen.“ Der WWF forderte die | |
internationale Staatengemeinschaft auf, „sich der Rückkehr des | |
kommerziellen Walfangs entschieden entgegenzustellen“. Brasilien hat einen | |
Gegenentwurf zu Japans Anträgen vorgelegt, der den Schutz der Meeressäuger | |
„stärker ins Zentrum der IWC“ stellt. Der WWF unterstützt das und wirbt | |
dafür, auf Bestände wie vor dem Beginn der industriellen Waljagd | |
hinzuarbeiten, damit die Tiere „ihre Rolle in den ozeanischen Ökosystemen | |
richtig ausfüllen können“, so Lutter. | |
Bisher hat Japan sich von Enthüllungen und Argumenten nicht beeindrucken | |
lassen. Solange die Wal-Frage weiter die Lager spaltet, ist die Zeit wohl | |
noch nicht reif, das Wort „Fang“ aus dem Namen der IWC zu streichen. Dabei | |
sei „Internationale Walkommission“ angemessener, schlug die indische | |
Delegation einmal vor. | |
4 Sep 2018 | |
## AUTOREN | |
Andrew Müller | |
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