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# taz.de -- Kommentar Benefizkonzert Chemnitz: Party oder Protest? Party-Protes…
> Im Spätsommer 2018 ist die Situation in Chemnitz keine, in der
> Protestformen klassifiziert werden sollten. Wichtiger ist, dass etwas
> geradegerückt wurde.
Bild: Crowdsurfen gegen Rechts: Benefiz-Konzert in Chemnitz
Eine Frage in der Überschrift, eine insinuierte Annahme: War das nun „Party
oder Protest“, das Benefizkonzert am Montag in Chemnitz?, überlegt die
Frankfurter Allgemeine Zeitung. So, als ob eine Party, glitzernd, jung und
Smartphone-lastig, kein Protest sein könnte. Tatsächlich gehört das „oder�…
ausgetauscht und an seine Stelle ein Bindestrich gesetzt. In Chemnitz, das
war Party-Protest.
Im Spätsommer 2018 ist die Situation in der drittgrößten Stadt Sachsens
keine, in der es angemessen wäre, Protestformen zu klassifizieren, in den
guten, ernsthaften Protest und in die weniger guten, da unterhaltsamen. Im
Spätsommer 2018 ist die Situation in Chemnitz diese: An keinem der vier
Demo-Abenden war es gelungen, die Losung #Wirsindmehr zu realisieren.
Zuletzt schoben sich am Samstag 8.000 Rechte durch die Straßen, und nur
etwa 5.000 Menschen stellten sich ihnen entgegen. Was es brauchte, war die
Vergewisserung, dass wir Weltoffenen tatsächlich noch mehr sein können, für
uns und andere: für den Afghanen Saifullah Z. etwa, der am Samstag von
Nazis zusammengeschlagen wurde und dem das Konzert ein gutes Gefühl gegeben
hat.
Wenn dafür gerade linke Bands mit linken Fan-Communitys nötig sind oder
anreisende Studierende aus Berlin, die schweigende Besorgte gewiss nicht
repräsentieren, dann spricht das nicht gegen diese Form des Protests. Dann
wirft das die Frage auf, warum sich nicht auch Musiker an dem Konzert
beteiligten, die genau jene Chemnitzer erreicht hätten, die politisch
rechts der Mitte stehen. Vielleicht wären dann 200.000 gekommen, und der
Slogan #Wirsindmehr hätte gestimmt.
So aber kamen immerhin 65.000 Menschen von überall. Sie schwiegen für den
getöteten Daniel H., feierten die politischen Botschaften ihrer Bands und
schrieben selbst welche auf Plakate. Das Konzert spuckte bunte Bilder in
die Welt, Bilder ohne Hass und Hitlergrüße. Es war ein Korrektiv, nicht
weniger, und nicht mehr. Aber es hat etwas geradegerückt, und das hat
gutgetan.
5 Sep 2018
## AUTOREN
Hanna Voß
## TAGS
Chemnitz
Sachsen
Rechtsradikalismus
Sozialarbeit
Schwerpunkt Rassismus
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