Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Vorwahlen der Demokraten in den USA: Erstmals Muslima im US-Kongres…
> Bekannt wurde Rashida Tlaib weil sie 2016 eine von Trumps Reden störte.
> Jetzt hat die Demokratin gute Chancen, in den US-Kongress einzuziehen.
Bild: Rashida Tlaib hat langen Atem beim Aufbau ihrer politischen Karriere bewi…
Washington/Berlin rtr | Erstmals in der Geschichte der USA steht eine
muslimische Frau vor dem Einzug in den Kongress. Rashida Tlaib ist nach
ihrem Sieg bei den Vorwahlen der Demokraten der Sitz im Repräsentantenhaus
wohl kaum mehr zu nehmen: Kein Republikaner ist bereit, im 13. Wahlbezirk
von Michigan anzutreten. „Man muss nicht ändern, wer man ist, um für ein
Amt zu kandidieren“, sagte Tlaib der „New York Times“ nach ihrem Sieg in
der vergangenen Woche. „Und darum geht es in diesem Land.“ Während
Prominente wie der Filmemacher Michael Moore [1][den Sieg feierten],
nannten ihn Experten ein Beispiel für die Notwendigkeit, politische
Karrieren systematisch aufzubauen.
Die 42-jährige Tlaib wurde in Detroit als erste von 14 Kindern einer
palästinensischen Einwandererfamilie geboren. Ihr Vater arbeitete in einer
Fabrik von Ford. Die Juristin zog bereits 2008 als erste Muslima in das
Landesparlament von Michigan ein. Dort diente sie drei zweijährige
Legislaturperioden, die erlaubte Höchstzahl.
Überregional bekannt wurde die Mutter zweier Kinder, als sie 2016 eine Rede
des damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump störte mit der
Aufforderung, er solle die Verfassung lesen. Auf ihrer Website beansprucht
sie, den konservativen Koch-Brüdern beim Umweltschutz erfolgreich die Stirn
geboten zu haben. „Der 13. Bezirk wollte eine Kämpferin“, schrieb sie auf
Twitter zu ihrer Nominierung. „Und sie bekommen eine.“
Tlaibs [2][Twitter-Site] zeigt auch ihre Beziehung zu ihrem Glauben: Dort
nennt sie sich selbst eine „stolze Muslima“. In einem CNN-Bericht vom Juni
wird beschrieben, wie sie im Südwesten von Detroit trotz der Hitze bei
einem Besuch bei Wählern auf Wasser verzichtet – es war Ramadan. Religion
sei allerdings bei ihrem Gang von Haustür zu Haustür nie ein Thema gewesen,
berichtet der Sender. In diesem Teil von Michigan leben
überdurchschnittlich viele Muslime. Die Bevölkerung der Stadt Dearborn im
Großraum Detroit etwa stammt nach einer Erhebung aus dem Jahr 2000 zu 30
Prozent aus dem arabischen Raum.
## Der erste Muslim war Keith Ellison
Bei den Vorwahlen in Michigan waren zwei weitere Kandidaten islamischen
Glaubens angetreten – einer davon für den Gouverneursposten. Beide
scheiterten. Insgesamt berichten US-Medien von 90 Muslimen, die sich in
diesem Jahr bei der Wahl im November für Ämter auf Bundes-, Landes- oder
Kommunalebene bewerben.
Der erste Muslim im Kongress war 2006 der Demokrat Keith Ellison. Dort sind
Muslime unterrepräsentiert. Zur Größe der Religionsgemeinschaften in den
USA gibt es wenige amtliche Statistiken, weil das Statistikamt sie wegen
der Trennung von Kirche und Staat nicht systematisch erhebt. Der Gruppe
[3][Pew Research zufolge] gehörten 2017 knapp 3,5 Millionen Amerikaner dem
islamischen Glauben an – 1,1 Prozent der Bevölkerung. Im Kongress sitzen
gegenwärtig zwei Muslime, was 0,4 Prozent der Abgeordneten entspricht.
Damit teilen sie das Schicksal der drei Buddhisten und drei Hindus im
Kongress (jeweils 0,6 Prozent der Abgeordneten), deren
Glaubensgemeinschaften ebenfalls grob ein Prozent der amerikanischen
Bevölkerung ausmachen.
Dass Tlaib erfolgreich war, ist für den ehemaligen Islam-Beauftragten von
Ex-Präsident Barack Obama, Zaki Barzinji, auch eine Frage der Vorbereitung.
„Sie ist das perfekte Beispiel dafür, wie man systematisch politische Macht
aufbaut“, sagt er CNN. „Sie sprang nicht einfach aus dem Nichts in die
Kongresswahl, sie hat mehr als ein Jahrzehnt damit zugebracht, sich
systematisch hochzuarbeiten.“ Er wünsche sich, dass die islamische Gemeinde
in den USA diese Lektion lernen würde: Trotz des Frustes über das Fehlen
von Vertretern auf höchster Ebene machten sich zu wenige die Mühe, „im
Erdgeschoss anzufangen“.
In dem Ort Beit Ur al-Fauka im Westjordanland feierten Tlaibs Großmutter
mit Onkels und Tanten, Nachbarn und Freunden Mitte der Woche den Sieg der
Auswanderin. Rashida habe dort 1997 geheiratet und sei zuletzt 2006 zu
Besuch in das israelisch besetzte Gebiet gereist, erklären sie. Ihr Onkel
Bassam Tlaib sagt zu dem Sieg: „Es erfüllt uns mit Stolz – als Mitglieder
der Tlaib-Familie, als Einwohner von Beit Ur, als Palästinenser, als Araber
und als Muslime – dass ein einfaches Mädchen eine solche Stellung
erreicht.“
12 Aug 2018
## LINKS
[1] https://twitter.com/MMFlint/status/1027186643684548608
[2] https://twitter.com/RashidaTlaib
[3] http://www.pewresearch.org/fact-tank/2018/01/03/new-estimates-show-u-s-musl…
## TAGS
Muslime
USA
US-Demokraten
US-Kongress
Palästinenser
Transgender
Kopftuch
Einreiseverbot
## ARTIKEL ZUM THEMA
Trans* Politikerin in Vermont: trans* for Repräsentantenhaus
Christine Hallquist will für die US-Demokraten Regierungschefin des Staates
Vermont werden. Wird sie gewählt, wäre sie die erste trans* Gouverneurin.
20 Jahre Kopftuchstreit in Deutschland: Ein Tuch, das fremd macht
Hawa Öruc spricht fünf Sprachen und erhielt ein US-Stipendium – eine
Vorzeigemigrantin. Bis sie begann, ein Kopftuch zu tragen.
Oberstes Gericht segnet „Muslim Ban“ ab: „Eine Katastrophe für die USA“
Der Supreme Court hat das von Trump erlassene Einreiseverbot für Bürger aus
fünf muslimischen Ländern bestätigt. Es sei nicht diskriminierend.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.