# taz.de -- Böse Überraschung bei Kandidatenkür: Eine schlimme Diagnose | |
> Die CDU will mit Aygül Özkan als Bürgermeisterkandidatin in den Wahlkampf | |
> ziehen. Doch die ehemalige Politikerin ist schwer erkrankt. | |
Bild: Weiß, wie Wahlkampf geht und auch das Regieren: Aygül Özkans Konterfei… | |
HAMBURG taz | Der Coup war perfekt vorbereitet. Am 2. September wollte die | |
Spitze der Hamburger CDU der Öffentlichkeit bekannt geben, dass sie mit der | |
aus Hamburg stammenden Aygül Özkan an der Spitze in den | |
Bürgerschaftswahlkampf zieht. Eine Kandidatin, so sind sich Parteichef | |
Roland Heintze und Fraktionschef André Trepoll sicher, die für die | |
WählerInnen eine echte Alternative zum blassen Bürgermeister Peter | |
Tschentscher (SPD) gewesen wäre. Beide waren selbst als Kandidaten | |
gehandelt worden. | |
Schon seit Monaten wurde die Kanditatenkür vorbereitet. In einem fertig | |
produzierten Film für den Wahlkampf sagt die türkischstämmige Politikerin, | |
sie freue sich darauf „Hamburgs Erste Bürgermeisterin zu werden“. | |
Das Schicksal aber droht nun den Christdemokraten und ihrer Auserwählten | |
einen Strich durch die Rechnung zu machen. Vergangenen Mittwoch erfuhr die | |
46-Jährige, das sie schwer erkrankt ist, so schwer, dass sie „die tolle | |
Herausforderung im Moment leider nicht annehmen kann“. | |
Heintze und Trepoll aber wollen trotzdem an ihr als | |
Bürgermeister-Kandidatin festhalten. Erst 2019 soll die Entscheidung | |
fallen, ob der Gesundheitszustand Özkans es zulässt, sich mit voller Kraft | |
dem Wahlkampf zu widmen und das höchste politische Amt der Stadt zu | |
bekleiden. | |
„Etwas hat sich dramatisch geändert“, sagt Heintze und man sieht ihm an, | |
dass ihn die Hiobsbotschaft mitgenommen hat. „Wir machen etwas, was in der | |
hektischen Politik sonst unmöglich scheint, wir nehmen uns die Zeit, die | |
Aygül Özkan braucht“, ergänzt Trepoll. Es gebe keine Alternative. Heintze: | |
„Wir haben keinen Plan B und wir diskutieren jetzt auch keinen.“ | |
Denn wer auch immer Özkan als SpitzenkanditatIn nachfolgen würde, sollte | |
ihre Gesundheit eine Kandidatur nicht zulassen, wäre mit dem Makel | |
behaftet, nur Ersatz zu sein. Trepoll hat sich mit dem Satz, Frau Özkan sei | |
„eine Person, die das besser kann als ich“, selber von der Kandidatenliste | |
genommen, und auch Roland Heintze erfüllt nicht die Kriterien, die seine | |
Wahl auf die in Hamburg geborene Politikerin fallen ließen: weiblich, mit | |
Migrationshintergrund, in der Wirtschaft verankert. | |
## Die erste Frau in 1.200 Jahren | |
Das erste Mal in 1.200 Jahren Stadtgeschichte eine Frau an der Spitze | |
Hamburgs zu stellen, das hätte sich die Hamburger CDU, sonst eine fast | |
frauenfreie Politikzone, gerne auf ihre Fahnen geschrieben. Zwischen 2010 | |
und 2013 war Özkan als niedersächsische Familien- und Sozialministerin | |
bereits das erste Mitglied eines Landeskabinetts mit muslimischem Glauben | |
und türkischen Wurzeln gewesen. Sollte Özkan nicht vollständig oder nicht | |
rechtzeitig gesunden, hat ihre Personalie die Messlatte für die Hamburger | |
CDU-Spitzenkandidatur sehr hoch gelegt. | |
Geplant war, dass die Juristin, die in gehobener Position für die Deutsche | |
Bank in Berlin arbeitet, in einem halben Jahr in ihre Heimatstadt | |
zurückkehrt, sich ganz dem Wahlkampf widmet und auch bei einer Niederlage | |
ihr Bürgerschaftsmandat antritt. | |
Dass die CDU jetzt die Personalie im denkbar ungünstigsten Moment bekannt | |
gab, liegt daran, dass Anfang der Woche Wissenschaftssenatorin Katharina | |
Fegebank ihre Ambitionen kundgetan hatte, für die Grünen als | |
Spitzenkandidatin anzutreten und wenige Tage später durchsickerte, Trepoll | |
werde seinen Hut wohl nicht für die CDU in den Ring werfen. | |
19 Aug 2018 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
## TAGS | |
CDU Hamburg | |
Wahl in Hamburg 2020 | |
Katharina Fegebank | |
CDU Hamburg | |
Frauen | |
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