# taz.de -- Konkurrenzkampf in Niedersachen: NachfolgerIn gesucht | |
> Im September wird mit der Bundestagswahl auch das neue Stadtoberhaupt | |
> Hannovers gewählt. Grüne und SPD können einige KandidatInnen aufbieten, | |
> die CDU sucht händeringend nach AnwärterInnen. | |
Bild: Wurde als Kandidatin für die Weil-Nachfolge gehandelt, dementiert aber n… | |
HANNOVER taz | Mit einem Bürgerfest im Rathaus verabschiedet sich | |
Niedersachsens designierter Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) an diesem | |
Donnerstag offiziell als Oberbürgermeister von Hannover. Der | |
Konkurrenzkampf um seine Nachfolge läuft unterdessen längst. Und während | |
sich bei SPD und Grünen, die in Hannover seit 1986 zusammen regieren, ein | |
Überangebot an KandidatInnen abzeichnet, ist die CDU händeringend auf der | |
Suche nach AnwärterInnen. | |
Mit der Bundestagswahl im September soll in Hannover ein neues | |
Stadtoberhaupt gewählt werden. Wie sich die SPD den Amtswechsel vorstellt, | |
hat sie gleich nach Weils Kür zum Spitzenkandidaten klargemacht: Kaum war | |
Weil Ende 2011 per Mitgliederentscheid aufgestellt, verkündete Hannovers | |
SPD-Bezirkschef Stefan Schostok sein Interesse an den Posten. Einst hatte | |
er Weil der Partei als Ministerpräsidentenkandidaten vorgeschlagen. Im | |
April machte die SPD dann Schostok auch offiziell zu ihrem Anwärter für die | |
Weil-Nachfolge an der Rathausspitze, die in Hannover seit 1945 stets die | |
SPD besetzt. Bei der Landtagswahl vor anderthalb Wochen trat der einstige | |
Fraktionschef Schostok erst gar nicht mehr an. | |
Dem grünen Partner setzten die GenossInnen die Personalie vor, ohne | |
Gespräche – was sich jetzt zurückzahlen könnte: Die Grünen wollen | |
„definitiv“ eine eigene KandidatIn aufstellen, wie ihr Stadtverbandschef | |
Tobias Leverenz sagt. „Selbstbewusst“ wollen sich die Grünen in Hannover | |
zeigen, wo sie bei den letzten Wahlen stets Rekordergebnisse holten: 21,5 | |
Prozent waren es bei der Kommunalwahl 2011, über 14 bei der Landtagswahl. | |
SPD-Mann Schostok könnte das wichtige Stimmen kosten. | |
Bei Bürgermeisterwahlen in Niedersachsen reicht nach derzeitiger Rechtslage | |
die einfache Mehrheit. Die Stichwahl hat Schwarz-Gelb schon 2010 | |
abgeschafft. Die Konsequenz: Jede Stimme für eineN Grünen-KandidatIn geht | |
potenziell zu Schostoks Lasten. Schon bei der Landtagswahl gingen gleich | |
mehrere Wahlkreise an CDUler, weil den SPDlern Stimmen fehlten, die an die | |
Grünen gingen. | |
Dass das Pochen auf eine eigene KandidatIn ein heikles Unterfangen sein | |
könnte, ist unterdessen auch den Grünen selbst klar. „Wir gehen davon aus, | |
dass es im September die Stichwahl wieder gibt“, sagt ihr Stadt-Chef | |
Leverenz. Denn die Wiedereinführung ist erklärtes Ziel der künftigen | |
rot-grünen Landesregierung. Klappt das bis zur Wahl im September nicht, | |
„verschließen wir uns Gesprächen mit der SPD aber nicht“, so Leverenz. | |
Zugleich hofft er, dass die Wahl in Hannover „zwischen Rot und Grün | |
ausgemacht wird“. Denn wen die CDU ins Rennen schickt, ist derzeit völlig | |
unklar. Als mögliche Kandidatin wurde lange Zeit Niedersachsens | |
Noch-Sozial- und Integrationsministerin Aygül Özkan gehandelt. Doch die ist | |
bei der Landtagswahl in ihrem Wahlkreis völlig untergegangen: 26 Prozent | |
holte sie in Hannover-Mitte, traditionell meist ein Wechsel-Wahlkreis. | |
Gewonnen hat SPD-Mann Michael Höntsch mit über 43 Prozent – und der gilt | |
selbst in rot-grünen Kreisen nicht unbedingt als starker Gegner. 2004 trat | |
er aus der SPD aus, in die Linkspartei über, Monate vor der Wahl kehrte er | |
zur SPD zurück. Gleich mehrfach hat Özkan seither eine Kandidatur in | |
Hannover dementiert. | |
Übernommen hat die KandidatInnensuche jetzt eine Findungskommission. Anfang | |
März soll die einen Vorschlag vorlegen, dann entscheidet die Hannover-CDU | |
per Urwahl. Gesucht wird laut deren Kreisverbandschef Dirk Toepffer nun das | |
„Gegenbild“ zu SPD-Kandidat Schostok: „Keinen Funktionär, jemand mit Eck… | |
und Kanten, dem die Kandidatur nicht in die Wiege gelegt wurde.“ Auch | |
„Stallgeruch“ brauche die Person nicht, auch kein Parteibuch, sagt | |
Toepffer, der sich noch vor der Landtagswahl für eine | |
Oberbürgermeister-Kandidatin Özkan stark gemacht hat. Finde man das, werde | |
man „die Stadt der Sozialdemokraten schon knacken“. | |
30 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Teresa Havlicek | |
Teresa Havlicek | |
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