# taz.de -- Aus Le Monde diplomatique: Assads Gesetz Nr. 10 | |
> Während in Syrien Hunderttausende vor der Armee fliehen, enteignet Assad | |
> seine Kritiker und spielt die Grundstücke seinen Verbündeten zu. | |
Bild: Im Südwesten von Damaskus macht Assad ein ganzes Viertel zum Investition… | |
Nach sieben Jahren Krieg liegt Syrien am Boden. Schätzungen zufolge hat der | |
Konflikt bislang mindestens 350.000 Menschenleben gekostet. Über 12 | |
Millionen der rund 21 Millionen Syrer mussten ihre Heimat verlassen, 6,6 | |
Millionen von ihnen leben als Vertriebene im eigenen Land. In vielen | |
Städten liegen ganze Viertel in Trümmern; 30 Prozent der Wohnhäuser sind | |
ganz oder teilweise zerstört. | |
Das Assad-Regime hat mit Hilfe seiner Verbündeten die meisten der | |
ehemaligen Rebellengebiete zurückerobert und kontrolliert mittlerweile | |
wieder rund 60 Prozent des syrischen Territoriums. Und obwohl der Konflikt | |
noch lange nicht beendet ist, sprechen viele bereits vom Wiederaufbau des | |
Landes. | |
Vor allem das Regime möchte möglichst schnell zu einer vermeintlichen | |
Normalität zurückkehren. Aber Assad will den Wiederaufbau auch dazu nutzen, | |
das Land nach seinen Vorstellungen neu zu gestalten, Feinde zu bestrafen | |
und Freunde zu belohnen. | |
Diese Absicht macht auch ein Gesetz deutlich, das Assad am 2. April 2018 | |
unterzeichnet hat. Das Gesetz Nr. 10 über die „Einrichtung von | |
Entwicklungszonen in Verwaltungseinheiten“ ermöglicht den Gouvernements, | |
Distrikten und Städten, Gebiete innerhalb ihres Verwaltungsbereichs zu | |
sogenannten Entwicklungszonen zu erklären. Aufgrund dessen kann dann der | |
gesamte Besitz enteignet werden – Immobilien, Grundstücke oder | |
Agrarflächen. Es sei denn, er ist in den Katastern registriert. | |
Ist dies nicht der Fall, müssen die Betroffenen ihren Besitzanspruch durch | |
Vorlage der entsprechenden Dokumente nachweisen. Für diese Nachweise sah | |
das Gesetz zunächst vor, dass sie innerhalb von 30 Tagen nach Deklaration | |
einer Entwicklungszone eingereicht werden müssen. Nach heftigen | |
internationalen Protesten verkündete der syrische Außenminister Walid | |
al-Muallim Anfang Juni, man werde diese Frist auf ein Jahr verlängern. | |
## Rückkehr bedeutet Verfolgung und Folter | |
Für die Millionen Geflüchteten macht das jedoch kaum einen Unterschied: Nur | |
wenige von ihnen können von dieser Möglichkeit überhaupt Gebrauch machen: | |
„70 Prozent der syrischen Geflüchteten haben gar keine Dokumente, mit denen | |
sie ihren Besitz belegen könnten“, erklärt Sara Kayyali, Syrien-Expertin im | |
Beiruter Büro von Human Rights Watch. Zudem lege das Gesetz gar nicht fest, | |
welche Dokumente für den Besitznachweis überhaupt akzeptiert würden. „Damit | |
ist der Willkür Tür und Tor geöffnet.“ | |
Unabhängig davon, ob ein Besitztitel existiert oder nicht, kommt es für die | |
meisten Betroffenen ohnehin nicht infrage, in ihre Heimat zu reisen. Um | |
ihre Besitzansprüche geltend zu machen, müssten sie Verfolgung, Verhaftung | |
oder Folter riskieren. Dass solche Ängste nicht unbegründet sind, zeigt | |
eine Liste mit den Namen von 1,5 Millionen syrischen Staatsbürgern, die vom | |
syrischen Geheimdienst gesucht werden. Die schwarze Liste wurde Ende März | |
2018 von der oppositionellen syrischen Website Zaman al-Wasl | |
veröffentlicht. | |
Dass das Regime das Gesetz Nr. 10 künftig gezielt in Gebieten anwenden | |
wird, in denen die Opposition gegen Assad stark verankert war, legen die | |
Äußerungen Hussein Makhloufs von Anfang April nahe. Der syrische Minister | |
für Lokalverwaltung und Umwelt nannte laut der regimenahen Zeitung al-Watan | |
die Viertel Baba Amr in Homs, Harasta in der Region Ost-Ghuta und | |
informelle Stadtviertel in Aleppo. Dabei handelt es sich durchweg um | |
ehemalige Hochburgen der Opposition, die mittlerweile wieder unter | |
Kontrolle des Regimes stehen. | |
Enteignung und Vertreibung sind in Syrien nichts Neues. Seit Beginn des | |
Konflikts gehören solche gezielten Schläge gegen Oppositionsgebiete zur | |
Taktik des Regimes und seiner Verbündeten. In vielen Fällen – wie in | |
Ost-Ghuta – bedeutete dies, dass ganze Landstriche belagert und massiv | |
bombardiert wurden, worunter vor allem die Zivilbevölkerung litt. | |
Anschließend handelte das Regime dann „reconciliation deals“ aus, die den | |
Abzug von tausenden Bewohnern aus den betroffenen Gebieten bedeuteten. | |
## Beschlagnahmung ist nicht neu | |
Und auch das neue Gesetz Nr. 10 ist bei Weitem nicht der erste Versuch des | |
Regimes, solchen Maßnahmen einen legalen Anstrich zu geben. Bereits 2012 | |
erließ Assad ein Dekret (Nr. 63), das es den Behörden erlaubt, den Besitz | |
von Personen zu beschlagnahmen, die unter einem im gleichen Jahr erlassenen | |
Antiterrorgesetz angeklagt wurden. „Dieses Gesetz wird sehr breit | |
angewendet“, sagt Kayyali. „Und es genügt zum Beispiel schon, humanitäre | |
Hilfe in Gebieten zu leisten, die nicht vom Regime kontrolliert werden, um | |
unter diesem Gesetz als Terrorist zu gelten.“ | |
Ein weiteres Beispiel ist das Gesetz Nr. 33 von 2017. Es regelt die | |
Neuausstellung von Besitzurkunden oder anderen Dokumenten, die im Krieg | |
zerstört wurden. Um eine Neuausstellung zu bewirken, reicht es aus, Zeugen | |
zu benennen, die die Rechtmäßigkeit des Besitzes bezeugen. Auf diese Weise | |
können Häuser von Geflüchteten relativ einfach den Besitzer wechseln. | |
Es existieren keine Zahlen darüber, wie viele Syrer bislang auf diese Weise | |
ihren Besitz verloren haben. Allerdings geht Kayyali davon aus, dass etwa | |
die Hälfte der Kataster im Verlauf des Krieges zerstört wurden, was eine | |
Enteignung erleichtern kann. In Homs etwa ist das Grundbuchamt, in dem alle | |
Dokumente über Grundbesitz lagerten, im Juli 2013 abgebrannt. Das Gebäude | |
wurde zu diesem Zeitpunkt von Einheiten der syrischen Armee kontrolliert. | |
Da außerdem keine anderen Häuser in der Umgebung betroffen waren, liegt die | |
Vermutung nahe, dass die Zerstörung zumindest in diesem Fall absichtlich | |
geschah. | |
Das neue Gesetz Nr. 10 dürfte allerdings nicht nur für die Syrer zum | |
Problem werden, die ihre Häuser verlassen haben und ins Ausland oder in | |
andere Landesteile geflüchtet sind. Denn auch Bewohnern, deren Besitz | |
offiziell registriert ist, oder die diesen nachweisen können, droht ein | |
massiver Verlust: Zum einen verlieren laut Gesetz alle Bewohner innerhalb | |
eines Gebiets, das zur Entwicklungszone deklariert wurde, ihren alleinigen | |
Eigentümerstatus. Ab sofort dürfen sie dann ihren Grundbesitz weder | |
verkaufen noch neue Gebäude errichten. | |
Bis zum beschlossenen Abrisstermin müssen sie ihre Häuser verlassen, ein | |
Recht auf Einspruch gibt es nicht. Artikel 10 des Gesetzes sieht vor, dass | |
sich die Höhe ihrer Entschädigung am Wert ihres Besitzes unmittelbar vor | |
der Umwidmung zur Entwicklungszone orientieren soll; eine Berücksichtigung | |
der Wertsteigerung ist also ausgeschlossen. | |
## Ein Instrument für Kollektivstrafen | |
Zum anderen erfolgt die individuelle Entschädigung in Form von Anteilen an | |
dem Entwicklungsprojekt, mit denen die ehemaligen Besitzer auf dreierlei | |
Weise verfahren können: Entweder können sie sich, zusammen mit anderen | |
Betroffenen, als Eigentümer für eine von der lokalen Verwaltung zugewiesene | |
Parzelle innerhalb der Entwicklungszone registrieren lassen, um diese | |
selbst zu bebauen. Oder sie können bei der zuständigen Lokalverwaltung | |
einen Antrag auf Gründung einer Kapitalgesellschaft stellen, die dann | |
Anteile an Investoren verkauft, um die Zone zu „entwickeln“. Eine dritte | |
Möglichkeit ist, die Anteile zu verkaufen. | |
Die Optionen 1 und 2 sind für die allermeisten Besitzer illusorisch: | |
Erstens ist es schwierig, sich innerhalb der im Gesetz vorgesehenen Frist | |
von 6 Monaten mit anderen Eigentümern einer Parzelle auf ein gemeinsames | |
Vorgehen zu verständigen; zweitens dürften die meisten Betroffenen nicht | |
das Kapital besitzen, um selbst als Investoren aufzutreten; drittens können | |
die wenigsten abwarten, bis ihre Anteile an einer Kapitalgesellschaft | |
irgendwann Profite abwerfen. Unter diesen Umständen wird den allermeisten | |
Betroffenen nichts anderes übrig bleiben, als ihre Anteile an Investoren zu | |
verkaufen, die in der Bebauung der betroffenen Gebiete ein lukratives | |
Geschäft sehen. | |
In diesem Sinne hat das Gesetz Nr. 10 für das Regime eine doppelte | |
Funktion: Einerseits schafft es ein rechtliches Vehikel, um den Besitz in | |
ganzen Stadtvierteln zu konfiszieren und/oder die betroffene Bevölkerung | |
mit geringen Entschädigungen abzuspeisen. In dieser Funktion ist das Gesetz | |
ein Instrument für Kollektivstrafen gegen Hochburgen der Opposition. Auf | |
diese Weise kann das Regime auch sicherstellen, dass die geflüchtete oder | |
vertriebene Bevölkerung aus vormals oppositionellen Gebieten nicht in ihre | |
Heimat zurückkehrt. | |
Andererseits verfügt das Assad-Regime nun über ein Instrument, mit dem es | |
sich ganz legal neue Ressourcen in Form von Land erschließen kann, um | |
diejenigen zu belohnen, die im Kampf gegen die Opposition auf seiner Seite | |
standen. „Das ist nicht nur ein militärischer und politischer Kampf, es | |
geht auch um Geld“, sagt Makram Rabah, Historiker an der American | |
University in Beirut. „Es ist wie im alten Feudalsystem: Wenn du an meiner | |
Seite kämpfst, gebe ich dir dafür Land.“ | |
## Iranische Milizionäre werden Staatsbürger | |
Wichtige Unterstützung erfuhr das Assad-Regime durch Iran. Die Schätzungen | |
über die Zahl iranischer Militärkräfte in Syrien liegen zwischen einigen | |
Hundert und einigen Tausend; die wichtigste Rolle spielen dabei Angehörige | |
der iranischen Revolutionsgarden, die als militärische Berater oder auch | |
Befehlshaber der zahlreichen schiitischen Milizen fungieren. Die Anzahl der | |
Kämpfer in diesen iranisch kontrollierten Gruppen wird auf etwa 20.000 | |
geschätzt; sie kommen aus dem Irak, aus Afghanistan, dem Libanon oder | |
Pakistan und kämpfen in Syrien für die „Verteidigung ihres Glaubens“ oder | |
einfach nur für Geld. | |
„Auch in der Vergangenheit wurde schon Land an Iraner verteilt, die | |
zugleich von Assad die syrische Staatsbürgerschaft erhalten haben“, | |
erläutert der Historiker Rabah. Offiziell ist es Ausländern verboten, in | |
Syrien Land zu erwerben. Doch durch die Verleihung der Staatsbürgerschaft | |
lässt sich dieses Hindernis leicht umgehen. Rabah schätzt, dass auf diese | |
Weise inzwischen einige tausend Iraner und schiitische Milizionäre in | |
Syrien angesiedelt wurden. | |
„Beim neuen Gesetz Nr. 10 gehen wir davon aus, dass es vor allem in den | |
dicht besiedelten Gebieten um die großen Städte wie Damaskus und Aleppo | |
Anwendung finden wird“, meint Sara Kayyali. Bei solchen Gebieten handelt es | |
sich oft um informell entstandene Siedlungen, deren Einwohnerzahl in den | |
letzten Jahrzehnten stark gewachsen ist, weil zahlreiche Menschen aus den | |
ländlichen Gegenden Syriens in die größeren Städte zogen. Das Regime war | |
nicht in der Lage, diesen Zuzug durch den Bau neuer Wohnungen aufzufangen. | |
Deshalb bauten die Ankömmlinge ihre Häuser ohne offizielle Genehmigung; | |
meist in kleineren Ortschaften im Umkreis der großen Städte, die sich nach | |
und nach zu eigenen Städten mit zehntausenden Einwohnern entwickelten, wie | |
etwa Darayya im Südwesten von Damaskus oder Duma im Nordosten der | |
Hauptstadt. | |
Vor Beginn des Kriegs [1][lebte etwa die Hälfte der Bevölkerung größerer | |
Städte wie Damaskus] und Aleppo in solchen informellen Siedlungen – und | |
deren Bewohner waren es vor allem, die 2011 als Erste gegen das Regime | |
aufbegehrten und später zu Opfern der Fassbomben wurden. In den informellen | |
Siedlungen stehen – oder besser standen – nach Angaben des syrischen | |
Architekten Omar Abdulaziz Hallaj [2][70 Prozent der rund 1,2 Millionen | |
bisher im Krieg zerstörten Wohnhäuser] in Syrien. | |
## Ein Stadtteil wird zum Investitionsprojekt | |
Wie die konkrete Umsetzung von Gesetz Nr. 10 aussehen könnte, lässt sich in | |
Basatin al-Razi einschätzen. In diesem informellen Stadtteil südwestlich | |
von Damaskus haben sich viele Bewohner zu Beginn des Konflikts an | |
Demonstrationen gegen das Regime beteiligt. Im Sommer 2012 übernahm die | |
syrische Armee die Kontrolle über das Viertel und vertrieb die Kämpfer der | |
Freien Syrischen Armee. Damals unterzeichnete Baschar al-Assad ein Dekret | |
(Nr. 66/2012), das Basatin al-Razi und andere angrenzende Stadtviertel zu | |
Entwicklungszonen erklärte. | |
Ebendieses Dekret diente nun als Grundlage für das neue Gesetz Nr. 10. Der | |
Unterschied: Das Dekret bezog sich nur auf zwei Viertel im Südwesten von | |
Damaskus, das Gesetz hingegen ermöglicht die Errichtung von | |
Entwicklungszonen auf dem gesamten syrischen Staatsterritorium (de facto | |
jedoch nur in Gebieten, die vom Regime kontrolliert werden). | |
Basatin al-Razi, etwa 2,1 Quadratkilometer groß, wurde inzwischen zu weiten | |
Teilen abgerissen. Alle Bewohner des Viertels wurden entweder ohne | |
irgendeine Kompensation enteignet oder mit geringen Summen entschädigt. „Es | |
handelt sich dabei um eine Übertragung von Vermögenswerten an private | |
Unternehmen“, kommentiert Jihad Yazigi, Gründer der Website The Syria | |
Report, die sich auf wirtschaftliche Themen in Syrien spezialisiert hat. | |
„Und die Leute, die davon am meisten profitieren werden, sind Unternehmer | |
und Investoren, die dem Regime nahestehen.“ | |
Tatsächlich plant das Regime in Basatin al-Razi die Umsetzung des größten | |
Investitionsvorhabens in Syrien, dessen Volumen auf mehrere hundert | |
Millionen US-Dollar geschätzt wird. Allein die Investitionssumme für die | |
geplante Bebauung mit Wohnhäusern bezifferte ein Beamter des Gouvernements | |
Damaskus auf 100 Milliarden Syrische Pfund (etwa 185 Millionen US-Dollar). | |
## Regimetreue bauen Marota City | |
Wie sich das syrische Regime die Zukunft in Marota City – so der offizielle | |
Name des Projekts – vorstellt, führt ein [3][Werbevideo auf YouTube vor]: | |
Zwischen den akkurat ausgerichteten Wohnblocks gibt es weitläufige | |
Parkanlagen, plätschernde Springbrunnen, Sportplätze, Krankenhäuser und | |
Kindergärten. Unweit der Shoppingmall erhebt sich das pompöse neue | |
Parlamentsgebäude. Überragt wird diese urbane Idylle von drei riesigen | |
Wohntürmen mit über 50 Stockwerken. 60.000 Menschen sollen hier einmal | |
leben, verspricht das Werbevideo. | |
Bisher existiert diese Vision nur als Computeranimation. Nachdem der | |
Baubeginn für Marota City zunächst ausgesetzt wurde, weil das Regime ums | |
Überleben kämpfte, kam jedoch nach 2015 und der Intervention Russlands auf | |
Seiten Assads wieder Bewegung in das Projekt: Mit dem Dekret Nr. 19 vom | |
Juli 2015 gestattete das Regime den syrischen Verwaltungseinheiten, | |
Kapitalgesellschaften zu gründen, um Neubauprojekte innerhalb ihrer | |
Verwaltungsgebiete anzugehen. 2016 entstand eine erste solche Gesellschaft | |
mit der Damascus Cham Holding, die für Neubauprojekte in der Hauptstadt | |
Damaskus – also auch für das Basatin-Projekt – zuständig ist. | |
Mitte März 2016 legte Assad schließlich den Grundstein für Marota City. | |
Seitdem hat Damascus Cham mehrere Joint Ventures mit privaten syrischen | |
Investoren gegründet, wobei die Holding das Land zur Verfügung stellt und | |
die Investoren das Kapital für den Bau der Immobilien beisteuern. Es | |
verwundert nicht, dass alle Investoren, die sich bisher am | |
Marota-City-Projekt beteiligen, regimenahe Unternehmer sind. | |
Den Anfang machte die Aman Group des syrischen Unternehmers Samer Foz, | |
dessen Vater ein enger Vertrauter von Baschars Vater Hafiz al-Assad war: Im | |
Juli 2017 gründete Aman zusammen mit Damascus Cham die Aman Damascus Joint | |
Stock Company, mit einem Kapital von 10 Milliarden Syrischen Pfund (knapp | |
19 Millionen US-Dollar). Vor Beginn des Konflikts 2011 war Samer Foz | |
weitgehend unbekannt. Erst in den vergangenen Jahren stieg er zu einem der | |
wichtigsten Geschäftsleute in Syrien auf – was sich auch daraus erklärt, | |
dass er bisher nicht auf den Sanktionslisten der USA und Europas steht. | |
Neben der Amman Group von Samer Foz ist inzwischen auch Rami Makhlouf in | |
das Marota-City-Projekt eingestiegen. Makhlouf ist ein Cousin ersten Grades | |
von Baschar al-Assad und kontrollierte bereits vor dem Krieg weite Teile | |
des syrischen Privatsektors. Er gilt als der reichste Mann des Landes und | |
ist unter anderem Hauptanteilseigner der Telefongesellschaft Syriatel. Im | |
März 2018 verkündete Damascus Cham die Gründung eines Joint Ventures unter | |
dem Namen Rawafed, an dem mehrere Firmen Makhloufs beteiligt sind. | |
Ob Marota City jemals fertiggestellt wird, steht in den Sternen. Denn alle | |
bisherigen Versuche des Regimes – auch vor Beginn des Kriegs –, solche | |
Hochglanzimmobilienprojekte zu realisieren, sind kläglich gescheitert. Der | |
Plan macht allerdings deutlich, wie sich das Regime den Wiederaufbau des | |
Landes vorstellt: als einen von privatwirtschaftlichen Interessen gelenkten | |
Prozess, mit dem man einerseits Oppositionelle bestrafen und andererseits | |
Pfründe verteilen kann. | |
Sollte das Gesetz Nr. 10, dem Vorbild von Marota City folgend, tatsächlich | |
im großen Maßstab Anwendung finden, dann werden die Leidtragenden nicht nur | |
die geflüchteten Syrer sein, sondern alle, die zufällig im falschen Viertel | |
wohnen. Das zeigt auch, dass sich an einer zentralen Ursache des | |
Syrien-Konflikts bis heute nichts geändert hat: der Verachtung eines | |
korrupten Regimes gegenüber der eigenen Bevölkerung. | |
23 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://syrianechoes.com/2017/12/21/urban-housing-and-the-question-of-prope… | |
[2] https://syrianechoes.com/2017/07/30/omar-abdulaziz-hallajs-presentation-on-… | |
[3] http://www.youtube.com/watch?v=8S44lkOMx4Y. | |
## AUTOREN | |
Jakob Farah | |
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