# taz.de -- Kommentar Zuckerberg zu Shoa-Leugnern: Ein Schlag ins Gesicht | |
> Holocaust-Leugner werden weiterhin nicht von Facebook gesperrt, sagt Mark | |
> Zuckerberg. Aus ihm spricht die Angst vor sinkenden Nutzerzahlen. | |
Bild: Nur ein paar der 138.000 Fotografien, die in Yad Vashem zu sehen sind | |
Facebook will Holocaust-Leugnern weiterhin eine Plattform bieten. Das sagte | |
der [1][Gründer und CEO der Plattform, Mark Zuckerberg, dem US-Technikblog | |
Recode.] „Das ist zwar sehr beleidigend. Aber viele Menschen verstehen | |
manche Sachen falsch. Ich denke nicht, dass sie absichtlich falsch liegen.“ | |
Es sei nicht richtig, Personen zu sperren, weil sie Sachen „falsch | |
verstehen“ würden. Später fügte er dann hinzu, dass er [2][mit dieser | |
Aussage Holocaust-Leugner nicht inhaltlich verteidigen wollte]. | |
Das ist glaubwürdig. Seine Aussagen stellen allerdings eine massive | |
Relativierung des Problems dar. Dass Zuckerberg selbst jüdisch ist, spielt | |
dabei keine Rolle. Holocaust-Leugner verstehen nicht einfach etwas falsch, | |
sie handeln bewusst und mit voller Absicht. Sie folgen einer Ideologie. | |
Egal ob sie „nur“ die Opferzahlen beschönigen wollen, die Opfer selbst für | |
die Taten verantwortlich machen oder die NS-Gräueltaten ganz abstreiten: | |
Ihr Ziel ist die Verharmlosung und Trivialisierung des beispiellosen | |
Menschheitsverbrechens der Judenvernichtung. Damit soll die antisemitische | |
und rassistische Ideologie des Nationalsozialismus negiert oder | |
gerechtfertigt werden. | |
Doch über den Holocaust darf es keine Debatte, keine Interpretation geben. | |
Er ist von Historikern in all seinen grausamen Einzelheiten bestens | |
wissenschaftlich recherchiert und dokumentiert. Das Archiv der israelischen | |
Shoa-Gedenkstätte Yad Vashem umfasst eine Sammlung von 58 Millionen Seiten | |
und 138.000 Fotografien. Namen und biografische Daten von Millionen Opfern | |
werden dort gesammelt und aufgezeichnet. Wer diese Fakten ignoriert oder | |
leugnet, lügt und verbreitet abstruse und wahnhafte Verschwörungsfantasien. | |
Auf der ganzen Welt verletzen und gefährden Antisemiten Juden bereits seit | |
dem Ende des Nationalsozialismus mit der Leugnung des Holocausts. Mit | |
Meinungsfreiheit kann das nicht gerechtfertigt werden. Zuckerberg sollte | |
ehrlich sein und den wahren Grund für sein Unwillen, Holocaust-Leugner zu | |
sperren, offenlegen: Er möchte sie und ihre Anhänger nicht als Nutzer | |
verlieren. Theodor W. Adorno nannte den Antisemitismus einst „das Gerücht | |
über die Juden“. [3][Auf Facebook dürfen antisemitische Gerüchte weiterhin | |
verbreitet werden.] Für die Überlebenden der Shoa und ihre Nachkommen ist | |
das ein Schlag ins Gesicht. | |
19 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.recode.net/2018/7/18/17575156/mark-zuckerberg-interview-faceboo… | |
[2] https://www.recode.net/2018/7/18/17588116/mark-zuckerberg-clarifies-holocau… | |
[3] /Facebook-Chef-Mark-Zuckerberg/!5522736 | |
## AUTOREN | |
Frederik Schindler | |
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