# taz.de -- Facebook löscht Posting über Rassismus: Wer darf Dirndl tragen? | |
> Eine schwarze Frau in Tracht wird rassistisch angefeindet. Sie lässt sich | |
> nicht unterkriegen und erzählt öffentlich davon. Eine kleine | |
> Erfolgsstory. | |
Bild: Dirndl für alle – oder doch nicht? | |
BERLIN taz | Eine Gruppe junger (Wahl-)Wiener:innen will spontan in ein | |
nahegelegenes Dorf fahren, zum Weinfest. Man wirft sich in Schale. Bei | |
einem Dorffest in Österreich heißt das natürlich Dirndl und Lederhosen. So | |
zieht man los. Trinken, lachen, Zuckerwatte essen. Ein schöner Abend. | |
So hätte es laufen sollen, ist es aber nicht. Schon wenige Minuten nachdem | |
die Gruppe in Traiskirchen angekommen ist, tauchen Jugendliche auf, einer | |
ruft: „Jetzt hab ich alles gesehen, ein N*ger im Dirndl, das kann ich jetzt | |
abhaken“, [1][so beschreibt es die Betroffene unter dem Namen Imoan | |
Kinshasa auf ihrer Website] nach dem Vorfall. „Als gebürtige Bayerin trage | |
ich immer schon Dirndl“, schriebt sie. | |
Auf dem Weinfest in Traiskirchen wird die Frau angestarrt, immer wieder | |
hört sie Gelächter und Gerede über die „Schwarze im Dirndl“. | |
Für diese Leute sei eine schwarze Frau in Tracht eine Karikatur, schreibt | |
sie später in einem Post auf Facebook. Die Schuld sieht sie auch in der | |
Politik und wendet sich direkt an Horst Seehofer und Markus Söder: „Ihr | |
zwingt jeden Menschen mit klarem Verstand quasi dazu diese ‚Leitkultur‘ | |
abzulehnen.“ | |
Kinshasa will die Erfahrung öffentlich machen. In dem kurzen Text erzählt | |
sie von den Anfeindungen und gibt sie Wort für Wort wieder. Doch [2][wird | |
der Eintrag von Facebook gesperrt] – wegen Hate Speech. | |
Aber Imoan Kinshasa hat gerade erst angefangen, sie erstellt eine Website, | |
auf der sie das Erlebte nochmals veröffentlicht und auch auf Facebook | |
postet sie einen Screenshot ihres Textes. Die Geschichte schlägt Wellen. | |
In einem [3][Interview mit der Wienerin sagt sie]: „Jeden Tag wird man mit | |
Rassismus auf Facebook, in den Medien und Alltag erschlagen, dabei kann | |
jeder Einzelne für Betroffene einstehen. Wer schweigt, stimmt dem Ganzen | |
zu. Wichtig ist, dass man danach zuhört.“ | |
Solidarität aus dem Netz | |
Und es hören viele zu. Über Facebook und ihre Website erreichen Kinshasa | |
Solidaritätsbekundungen und ähnliche Geschichten von Betroffenen. Und eine | |
Nachricht des Bürgermeisters von Traiskirchen, Andreas Babler (SPÖ). Ihm | |
tue es unendlich Leid, was da passiert sei, schreibt er. Er wolle sie noch | |
mal in sein Städtchen einladen, um „das schöne und gute Traiskirchen zu | |
erleben“. | |
Und so kommt es dann auch. Diese Geschichte über Rassismus hat ein kleines | |
Happy End, dank der Beharrlichkeit einer jungen Frau und einem engagierten | |
Bürgermeister. Trotzdem ist sie auch [4][eine weitere Erinnerung] daran, | |
dass Ausgrenzung für nicht-weiße Menschen leider noch immer zum Alltag | |
gehört. | |
13 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://imoankinshasa.jimdofree.com/ | |
[2] https://www.facebook.com/photo.php?fbid=648291598864673&set=a.116553295… | |
[3] https://wienerin.at/fur-die-ist-eine-schwarze-im-dirndl-eine-karikatur#slid… | |
[4] /Alltagsrassismus-in-Deutschland/!5449378 | |
## AUTOREN | |
Maxie Römhild | |
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Die Couchreporter | |
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