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# taz.de -- Kroatien vor dem WM-Finale: Aus Trotz gut
> Die Kroaten haben der Welt während der WM gezeigt, dass sie es können.
> Dennoch werden sie total unterschätzt. Das haben sie satt.
Bild: Jubel beim Sieg gegen England – ob es beim nächsten Spiel auch einen g…
Moskau taz | Es muss eine gehörige Portion Trotz gewesen sein, die Dejan
Lovren ins WM-Finale getragen hat. Natürlich ist er überglücklich, dass er
mit Kroatien im Finale der WM spielen darf. „Ich habe bewiesen, dass ich
einer der besten Verteidiger der Welt bin“, hat er nach dem 2:2-Erfolg
gegen England gesagt, und niemand wollte ihm in diesem Moment
widersprechen.
Er stand mit dem FC Liverpool im Finale der Champions League und darf nun
gegen Frankreich um den WM-Titel spielen. Lovren möchte, dass das endlich
mal angemessen gewürdigt wird.
„Ich will nicht in die Vergangenheit schauen“, sagt er, weil er es nicht
mehr ertragen kann, auf jenes Premier-League-Spiel im Oktober 2017
angesprochen zu werden. Da war er im Spiel gegen Tottenham Hotspur nach 30
Minuten ausgewechselt worden, nachdem ihn Harry Kane schier schwindlig
gespielt hatte. Liverpool verlor am Ende 1:4.
Dass Lovren seinen Glauben an sich selbst nicht verloren hat, liefert
vielleicht eine Spur, die zum Geheimnis des kroatischen Teams bei dieser WM
führt.
Da gibt es mit Luka Modrić und Ivan Rakitić diese zwei Superstars im Team,
die alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen und zurecht gefeiert werden. Aber
da sind eben auch diejenigen, die die Weltmeisterschaft dazu nutzen, auf
sich aufmerksam zu machen, so wie Lovren. Sie haben es satt, unterschätzt
zu werden. Das führt zu dem Trotz, der ein Motor der Kroaten gewesen sein
mag auf ihrem Weg ins Endspiel.
Und auch vor dem Finale gegen Frankreich werden wieder die Stimmen laut,
die fragen, ob es jemand gibt, der glaubt, [1][die kroatische Verteidigung
mit Domagoj Vida], Dejan Lovren oder Ivan Strinić könne das französische
Tempophänomen Kylian Mbappé aufhalten.
## Können und Wollen der Kroaten
Gerade Strinić gilt mit seiner arg betulichen Herangehensweise auf der
rechten Verteidigungsseite als Hochrisikofaktor. Weil er versucht, nie mehr
zu versuchen, als er kann, weil er einer ist, der weiß, dass es immer
besser ist, den am nächsten postierten Mitspieler den Ball zuzuspielen, als
auf eigene Faust etwas zu unternehmen, hat er gezeigt, dass er das
Fußballspielen trotz aller Unkenrufe beherrscht. Auch Strinić ist aus Trotz
gut.
Kaum vorstellbar scheint vielen auch, dass sich einer wie Mario Mandžukić
gegen die von allen gelobte französische Abwehr durchsetzen könnte.
Auch er ist einer, der gern vergessen wird, wenn es daran geht, die besten
Spieler einer Partie aufzuzählen. Er ist aber auch wirklich leicht zu
übersehen, gehört er doch zu der Art von Stürmern, die sich nicht aktiv ins
Spiel einmischen, deren Name ein Kommentator nie erwähnt, bis er dieses
eine Mal an den Ball kommt, um ihn ins Tor zu schießen. Dafür ist Mandžukić
oft belächelt worden. Er hat bei dieser WM wieder gezeigt, dass er es
trotzdem kann.
Da vorn in der Offensive spielt noch einer, über den viel mehr gesprochen
werden müsste. Es ist Ante Rebić, den man in Frankfurt ja kultisch verehrt,
seit er mit seinen zwei Toren gegen den FC Bayern im Endspiel die Eintracht
zum Pokalsieger gemacht hat. Er ist die sicherste Anspielstation für Modrić
und Rakitić in der Offensive und vielleicht der entscheidende Baustein, der
die Kroaten zum Spitzenteam gemacht hat.
Denn er ist neu im Team. Ihn hat man selbst in Kroatien lange unterschätzt.
In der WM-Qualifikation hat er gerade einmal 22 Minuten gespielt. Jetzt
spielt er da vorn, als hätte man ihn schon immer mitmachen lassen. Auch er
spielt gegen des Ruf des Unterschätzten an.
Modrić hat sich nach dem Halbfinale gegen England über mangelnde
Wertschätzung für das kroatische Team beschwert. Es sieht so aus, als habe
das die Mannschaft motiviert. Vor dem Finale gegen Frankreich wird vor
allem die Physis der Kroaten, die drei Verlängerungen spielen mussten,
gelobt. Auch ihr Wollen wird geschätzt. [2][Über ihr Können wird wenig
gesprochen], wenn nicht von Modrić oder Rakitić die Rede ist. Und doch
können sie Weltmeister werden – trotzdem.
15 Jul 2018
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## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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