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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Bei #MeDreiundfuffzig wird's öde: Wenn auch Linkshänder und Innenminister
> ihr Elend an der Welt an ihrer Diskriminierung festmachen.
Bild: Die Konzentration vor dem ersten Tweet: Innenminister Horst Seehofer
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Als SPD, Grüne und Linke eine Mehrheit hatten – bis
2017 – gab es keine [1][„linke Sammelbewegung“].
Und was wird besser in dieser?
SPD, Linke und Grüne haben auch nach Umfragen keine Mehrheit. Dafür die
Bewegung.
Die [2][Causa Özil wird beim DFB] trotz all der Diskussionen noch immer
tollpatschig unter den Teppich gekehrt: Nun sagte Manuel Neuer, für seinen
Erfolg müsse das Team „wieder die Spieler dahaben, die wirklich stolz sind,
für die Nationalmannschaft zu spielen“. Was meint der Mannschaftskapitän
bloß damit?
Sich? Auf seiner Armbinde steht treudeutsch „Spielführer“, und der wird
nach den Statuten vom Trainer „ernannt“ – Sie verlassen jetzt den
demokratischen Sektor. Bemerkenswert an Neuers Äußerung ist also vor allem
das lange Schweigen vorher – anderswo wird der „Kapitän“ gewählt und h�…
sich als erster zur Causa äußern und vor die Mannschaft stellen müssen.
Neuers Einladung zur Diskussion über „Spieler, die wirklich stolz sind“
aufs Nationale, ist großzügig abzulehnen. Das deutlich schlimmere
Missverständnis ist: Er will Spieler tauschen statt der Haltung. Gegen eine
neue Haltung, mit der Spieler bleiben können.
Dieses Jahr zwingt das Sommerloch ausnahmslos alle Medien dazu, sich
ausführlich mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen – auch dank der
[3][Twitterkampagne #MeTwo]. Sollten wir vielleicht die Strategie
weiterverfolgen und die nächste Debatte über strukturelle Ungerechtigkeiten
auf Juli 2019 verschieben?
Bei #MeDreiundfuffzig wird’s öde. Wenn auch die Linkshänder,
Laktoseunverträglichen und gehässig missverstandenen Innenminister ihr
Elend an der Welt an ihrer Diskriminierung festgemacht haben. Mein
Anderssein zu feiern, um beleidigt in der Ecke sitzen zu können, ist der
halbe Weg. Die andere Strecke heißt: Suche nach Gemeinsamkeit.
In Bayern wurden die [4][ersten Ankerzentren] eröffnet. Innenminister
Seehofer verkündete derweil, [5][mit dem Twittern anfangen zu wollen] – um
Fake News zu bekämpfen. Welche Wahrheiten erhoffen Sie sich von ihm?
Da es bereits seit Oktober 2008 einen Seehofer-Account bei Twitter gibt:
dass der Fake ist. Respektive der übliche Pressestellen-Praktikant, der als
His Master’s Voice die Nutzer beschummelt. „Ich sehe mich jetzt gezwungen,
weil manche Wahrheiten ich sonst nicht unter eine breitere Bevölkerung
bekomme“, derart holpriges Migrantendeutsch hätten Profijournalisten
sicher wohlwollend geglättet. Im Bierzelt ist die Bevölkerung
naturgegebenermapen ziemlich breit, und dass der Verfassungsminister die
Meinungsfreiheit für gescheitert erklärt, geht da auch durch.
Union und auch Sozialdemokraten ventilieren eine Wiedereinführung der
Wehrpflicht. Die Junge Union prescht mit einem „verpflichtenden
Gesellschaftsjahr“ vor. Hamsejedient?
Marschbefehl ist das Rekrutierungsproblem – die Bundeswehr findet zu
wenige und noch weniger geeignete Überzeugungstäter. Und der „BufDi“ konn…
den Zivildienst nie ersetzen. Da setzt der JU-Vorschlag an: ab 18, Männer
und Frauen. Und damit die Bundeswehr auch wirklich nur schussbereite
Kampfeinsätzlinge bekommt: vorher eine Gewissensprüfung. Wer nicht
überzeugend darlegen kann, irgendwo in der Welt herumtöten zu wollen, macht
obligat Zivildienst.
Das französische Parlament hat in dieser Woche ein [6][Gesetz zur
Verbannung von Smartphones] aus Schulen durchgebracht. Brauchen wir das
auch?
Gibt es schon, und zwar in Bayern. Studien sprechen von größerem Lernerfolg
besonders bei schwächeren Schülern. Dagegen fuhrwerkt die Industrie mit
Lernprogrammen, Unterrichtsmaterialien und „Ihr könnte die Formel nachher
von der Tafel abfotografieren“. Wenn ich als Lehrer gegen die
Schmuddelkonkurrenz und Reizflut aus dem Mobtel anpredigen müsste, würde
ich’ne SMS an „burn out schnelle Hilfe“ schicken. Ja, weg damit.
Apropos Smartphones: Auf WhatsApp gibt es bald Werbung, obwohl die Gründer
das immer ablehnten. Ist das Grund genug, die App zu löschen?
Yahoo, AOL und viele andere haben ihre arbeitslosen Chatprogramme gerade
eingestellt. Schlechter guter Zeitpunkt für WhatsApp, die Schlinge enger zu
ziehen.
Und was machen die Borussen?
Halten wohltuend den Mund zur großen Özil-Nachbereitung. Fragen: fay, lgu
5 Aug 2018
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