# taz.de -- Unterbringung von Wohnungslosen: Bald wird es viel heimeliger | |
> Durch zentrale Steuerung soll die Unterbringung von Wohnungslosen künftig | |
> leichter werden. Ziel ist auch eine bessere Qualitätskontrolle. | |
Bild: Bessere Zustände: Das bräuchten Unterkünfte für Wohnungslose in Berli… | |
Stellen Sie sich vor, einer Familie mit zwei Kindern droht der Verlust | |
ihrer Wohnung. Die Familie geht zum zuständigen Amt. In Berlin sind das die | |
„Sozialen Wohnhilfen der Bezirke“. Dort schaut der/die SachbearbeiterIn in | |
den Computer, gibt die Daten ein – und die Software spuckt aus, wo in | |
Berlin ein Platz frei ist, etwa in einem Heim für wohnungslose Familien. So | |
weit, so normal, meinen Sie? | |
Nicht in Berlin. Niemand in der Stadt weiß genau, welcher Bezirk wo Zugriff | |
auf Heime, Trägerwohnungen, Zimmer in Hostels oder Hotels hat. Wird jemand | |
obdachlos und geht zum Amt, beginnt die Telefoniererei. Und wenn der Mensch | |
Pech hat, bekommt er/sie am Ende doch nur einen Zettel mit Hostels, die | |
er/sie bitte schön selbst abklappern muss. | |
Damit sich das ändert, hat der Senat am Dienstag den Projektauftrag | |
„Gesamtstädtische Steuerung der Unterbringung von Wohnungslosen“ (GUST) | |
beschlossen. Ziel sei, bis 2020 eine zentrale Stelle zu schaffen, die mit | |
entsprechender IT alle Bedürftigen „per Knopfdruck“ in qualitätsgeprüfte | |
und bedarfsgerechte Unterbringungen zu vermitteln, erklärte Sozialsenatorin | |
Elke Breitenbach (Linke) im Anschluss an die wöchentliche Sitzung des | |
Senats. | |
Damit soll ein großes Problem der [1][Wohnungslosenhilfe Berlins] zumindest | |
teilweise ausgeräumt werden: das Zuständigkeitschaos. | |
## Oft mehr Betten als erlaubt | |
Das Land respektive das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) ist | |
für die Unterbringung von Asylbewerbern zuständig. Die Bezirke dagegen | |
müssen sich um bereits anerkannte Geflüchtete sowie um „normale“ (deutsche | |
und andere) Wohnungslose kümmern. Allerdings haben die Bezirke noch mehr | |
als das LAF das Problem, überhaupt Plätze für die steigende Zahl von | |
Wohnungslosen zu finden. Aktuell bringen sie laut Breitenbach rund 37.000 | |
Menschen unter. | |
„Allerdings sind das teils wirklich elende Unterkünfte“, sagte die | |
Senatorin. Nicht selten stopften die Betreiber von Hostels oder Hotels | |
mehr Betten als erlaubt in die Zimmer, um mehr Geld vom Amt zu kassieren. | |
„Wir haben ein großes Qualitätsproblem“, so Breitenbach – zumal die | |
Menschen dort mangels Alternativen oft sehr lange bleiben müssten und keine | |
weitere Betreuung und Beratung bekämen. | |
In dem nun aufzubauenden „zentralen Portfolio“ der Stadt mit Behausungen | |
für Wohnungslose soll so etwas nicht mehr möglich sein. „Wir müssen uns | |
jede Unterkunft anschauen, ob sie in unser Portfolio soll“, so Breitenbach | |
– Qualität und Preise müssten künftig ebenso einheitlich geregelt werden. | |
Das dürfte wegen des erwähnten Zuständigkeitsgerangels nicht einfach | |
werden. Bislang kontrollieren die Bezirke ihre Unterkünfte nach | |
taz-Informationen gar nicht. Auch der Senat ist von einem organisierten | |
Beschwerde- und Kontrollwesen für die LAF-Heime noch weit entfernt – obwohl | |
das Ziel eines „Heim-TÜV“ schon im Koalitionsvertrag steht. Immerhin gibt | |
es seit rund einem Monat ein Pilotprojekt dazu in fünf Flüchtlingsheimen. | |
In der Tat sei das Ziel guter Unterkünfte nicht leicht zu erreichen, so | |
Breitenbach, zumal es ohnehin zu wenig Unterkünfte – wie auch Wohnungen – | |
für Bedürftige gibt. „Aber ich möchte das auch nicht länger so lassen.“ | |
17 Jul 2018 | |
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## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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