| # taz.de -- Chinesischer Dissident: Qin Yongmin muss 13 Jahre in Haft | |
| > Trotz der Freilassung Liu Xias hat die chinesische Dissidentenszene nicht | |
| > viel zu feiern. Jetzt geht die Führung gegen einen anderen Kritiker vor. | |
| Bild: Aktivisten halten Fotos der Regimekritiker Qin Yongmin und Wu Gan hoch | |
| Liu Xia, [1][die Witwe des verstorbenen chinesischen | |
| Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo, ist frei]. Sie ist am späten | |
| Dienstagabend in Berlin-Tegel von ihren Freunden empfangen worden. Doch | |
| viel zu feiern gibt es für die chinesische Dissidentenszene nicht: Nun geht | |
| die chinesische Führung gegen einen weiteren renommierten Aktivisten und | |
| seine Frau vor. | |
| Ein Volksgericht in der ostchinesischen Stadt Wuhan hat am Mittwoch den | |
| Bürgerrechtler Qin Yongmin zu 13 Jahren Haft verurteilt. Die Richter sehen | |
| es als erwiesen an, dass Qin die Staatsgewalt „untergraben“ habe. Wegen | |
| seiner Aktivitäten hat er bereits mehrere Haftstrafen von insgesamt 22 | |
| Jahren absitzen müssen. Die Anklage warf ihm jetzt vor, die Demokratische | |
| Partei mitgegründet, Geld aus dem Ausland angenommen und andere | |
| Bürgerrechtler finanziell unterstützt zu haben. Zum Vorwurf wurde ihm auch | |
| gemacht, dass er den Schutz der Menschenrechte nach den UN-Konventionen | |
| gefordert hatte. | |
| Der 64-Jährige gehört zu den Demokratie-Aktivisten der ersten Stunde. Seit | |
| den späten 1970er Jahren engagiert er sich für mehr Freiheit und | |
| Mitbestimmung sowie die [2][Einhaltung der Menschenrechte in China]. Er war | |
| 1980 Mitbegründer der Demokratischen Partei. Zwei Jahre später wurde er | |
| bereits wegen „konterrevolutionärer Propaganda und Umtriebe“ das erste Mal | |
| zu einer Haftstrafe verurteilt. Acht Jahre saß er im Gefängnis, bis er | |
| ausgerechnet in dem Jahr freikam, als auf dem Platz des Himmlischen | |
| Friedens Hunderttausende für mehr Demokratie demonstrierten. Diese Proteste | |
| schlug die chinesische Führung am 4. Juni 1989 blutig nieder. | |
| ## Unverkennbare Parallelen | |
| 1993 wurde Qin erneut festgenommen und ins Arbeitslager geschickt, als er | |
| am Start einer Friedenscharta-Bewegung beteiligt war. Es folgte eine | |
| weitere Haftstrafe von zwölf Jahren. Nach seiner Haftentlassung 2010 | |
| gründete er die Gruppe [3][China Human Rights Watch.] Er stand daraufhin | |
| unter strenger Beobachtung. | |
| Die Parallelen zu Liu Xiaobo und seiner Frau Liu Xia sind unverkennbar. Wie | |
| der Friedensnobelpreisträger gehört auch Qin zu den Gründern der | |
| chinesischen Demokratiebewegung. Seit 2015 ist er in Untersuchungshaft. Wie | |
| Liu, der vor einem Jahr in Haft an Leberkrebs verstarb, ist auch Qin | |
| gesundheitlich in schlechtem Zustand. Angehörige berichten, er sei bei | |
| einigen der Verhandlungen kaum bei Bewusstsein gewesen. Und wie im Fall von | |
| Liu Xia, wurde bei Qins Festnahme auch seine Frau Zhao Sile unter | |
| Hausarrest gestellt. Dieser hält bis heute an. | |
| Das Hafturteil gegen Qin mache klar, dass auch die gute Nachricht über die | |
| Freilassung von Liu Xia nicht darüber hinwegtäuschen könne, dass China an | |
| seinem scharfen Vorgehen gegen Menschenrechtsaktivisten festhalte, heißt es | |
| in einer Erklärung der Organisation Chinese Human Rights Defenders, deren | |
| Vorsitz Qin bis zu seiner erneuten Verhaftung innehatte. Er werde allein | |
| dafür bestraft, dass er in seinem Einsatz für Demokratie in China sein | |
| Recht auf Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit wahrgenommen habe. | |
| 11 Jul 2018 | |
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| Felix Lee | |
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