# taz.de -- Kommentar Deutsche Elf in Russland: Gut, dass es vorbei ist | |
> Der DFB enttäuscht nicht nur mit schlechtem Spiel auf dem Platz. Der | |
> Auftritt in Russland und im Vorfeld der WM ist vor allem eins: peinlich. | |
Bild: Geblendet: der Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Joshua K… | |
Abflug. Das deutsche Team ist raus. Sang- und klanglos hat sich die | |
Mannschaft [1][von Bundestrainer Joachim Löw aus dem Turnier | |
verabschiedet]. Wie das passieren konnte, darüber wird zu reden sein. | |
Worüber auch gesprochen werden muss, ist diese unsägliche WM-Kampagne des | |
deutschen Fußballbundes. Der Weltmeister von 2014 mag sich sportlich | |
blamiert haben. Der Auftritt des deutschen Fußballs neben dem Platz war | |
mindestens ebenso unterirdisch. | |
Da war etwa diese unsägliche Werbekampagne dieses unsäglichen | |
Automobilherstellers mit dem Stern. Seit Ende März wird auf allen Kanälen | |
des DFB für die Nationalmannschaft mit dem ebenso schrägen wie arroganten | |
Slogan „best never rest“ geworben. Hochmütiger ist wahrscheinlich noch | |
keine Mannschaft in ein Turnier gegangen. Da gibt es keine Lust am | |
Wettbewerb, Spielfreude wird schon gar nicht propagiert. Da will man | |
einfach den Weg zum „fünften Stern“ mit einer PR-Raupe planieren. Das | |
finden wahrscheinlich nicht einmal mehr die Mitglieder des Fanclubs | |
Nationalmannschaft powered by Coca-Cola originell. | |
Und dann war da noch dieses WM-Quartier vor den Toren Moskaus. Es ist ein | |
Fünf-Sterne-Haus mit Spa und allem Pipapo. Die Nationalspieler haben es | |
beschrieben, als hätte man sie in ein russisches Arbeitslager gesteckt. | |
Dabei lässt es sich dort wahrscheinlich ganz gut leben. Die meisten | |
Menschen dieser Erde werden das Ganze einfach deshalb nicht überprüfen | |
können, weil sie sich so einen Schuppen nicht mal für eine halbe Stunde | |
leisten könnten. | |
Aber wie hieß es aus dem Mund von Nationalmannschaftsmanager Oliver | |
Bierhoff: „Wie sind hier nicht zum Urlaub machen. Wir wollen Weltmeister | |
werden.“ Wenn er doch wenigstens gesagt hätte: „Wir sind zum Fußballspiel… | |
hier.“ | |
## Arroganz schon vor der WM | |
Doch zu solch zurückhaltenden Worten sind die deutschen Herrenfunktionäre | |
wohl nicht in der Lage. Dabei wissen sie am besten, dass der wie üblich mit | |
eingeflogene Koch gewiss andere Zutaten zur Verfügung hat als Wasser und | |
Brot. Der wie üblich ebenso mit angereiste Rasenmanager des DFB hat dann | |
den Russen auch noch gezeigt, wie man mit den grünen Halmen umzugehen hat. | |
Das alles hat man mit einer Attitüde des Bedauerns gemacht, weil es eben | |
nicht immer möglich ist, sich wie in Brasilien ein eigenes Teamquartier auf | |
einem der indigenen Bevölkerung abgetrotzten Stück Land bauen zu lassen. | |
Unvergessen wird auch [2][der Auftritt zweier DFB-Mitarbeiter] bleiben, die | |
nach dem Last-Minute-Sieg der Deutschen gegen Schweden mit geballten | |
Fäusten auf die Bank des Gegners zugegangen sind, als wollten sie Werbung | |
machen für die schlechte, alte Hooligan-Tradition im deutschen Fußball. | |
Man kann sich fragen, was solche Leute, die sich nicht im Griff haben, | |
überhaupt im Innenraum des Stadions verloren haben. Und man muss sich | |
fragen, ob einer wie Oliver Bierhoff, der dieses Verhalten relativiert hat, | |
indem er von hochkochenden Emotionen gesprochen hat, der Richtige ist an | |
einer so verantwortungsvollen Position. | |
## DFB überfordert | |
Abweisend und arrogant war auch die Pressearbeit des DFB rund um das | |
Turnier. Ein erster Höhepunkt war die Bekanntgabe des WM-Kaders, nach dem | |
keine Fragen zugelassen wurden. Dass man dafür die gesamte deutsche | |
Sportpresse ins DFB-Fußballmuseum nach Dortmund eingeladen hat, einer Art | |
Adidas-Fanshop mit angeschlossener Ausstellung, darf man getrost als | |
blanken Hohn bezeichnen. Dabei hätte man vielleicht ganz gerne über die | |
Nichtberücksichtiguing von Leroy Sané vom englischen Meister Manchester | |
City diskutiert. | |
Und gänzlich überfordert war man beim DFB dann mit der Affäre um den | |
unsäglichen [3][Huldigungsauftritt von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit | |
dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan]. Als längst klar war, dass | |
die Pfiffe gegen Özil und Gündoğan nicht deshalb aus den deutschen Kurven | |
schallten, weil man Erdoğan dort besonders kritisch sieht, sondern einfach | |
weil man ihnen als Deutschtürken unterstellt, nicht deutsch genug zu | |
denken, ist der Verband nicht eingeschritten. | |
Als vor der EM 2016 AfD-Alt-Fuzzi Alexander Gauland behauptet hat, Jérôme | |
Boateng werde als Fußballer geschätzt, als Nachbarn wolle ihn aber keiner | |
haben, da hat sich der Verband noch klar positioniert. Als diesmal die AfD | |
angefangen hat, gegen Özil regelrecht zu hetzen, hat der DFB geschwiegen. | |
Auch das gehört zu dem peinlichen Auftritt der Deutschen In Russland. | |
Wie gut, dass der jetzt vorbei ist. | |
28 Jun 2018 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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