# taz.de -- Kommentar Umfragewerte der Parteien: Im Unterbietungswettbewerb | |
> Die Union verliert an Zustimmung, die AfD zieht mit der SPD gleich. Das | |
> passiert, wenn man glaubt, die Parolen der AfD kopieren zu müssen. | |
Bild: Profitiert vom Streit um die Flüchtlingspolitik: die AfD, hier beim Augs… | |
Überraschend ist das nicht: Nach ihrem mühsam beigelegten Megakrach | |
verliert die Union noch einmal an Wählerzustimmung. CDU und CSU kommen | |
zusammen [1][laut einer aktuellen Umfrage] nur noch auf 30 Prozent, während | |
die AfD um 3 Prozentpunkte auf nie da gewesene 17 Prozent zulegen kann. | |
Damit liegen die Rechten gleichauf mit den Sozialdemokraten. | |
So was kommt von so was. Wenn eine konservative Partei wie die CSU die | |
Rechten nachäfft, geht sie damit in einen Unterbietungswettbewerb, den sie | |
von vornherein verloren hat. Kontingente beim Familiennachzug? Die AfD | |
findet das unnötig. Transitzentren an der deutschen Grenze? Die AfD fordert | |
die Schließung des Brenners. Kriminalisierung von Seenotrettern? Die AfD | |
hat schon Anzeige erstattet. Wo immer die auf rechts gebürstete CSU meint, | |
das Bauchgefühl ihrer Wählerschaft in politisches Handeln übersetzen zu | |
müssen – die AfD ist mit ihrer drastischen Menschenverachtung längst | |
weiter. | |
Doch das ist nur die eine, die sichtbare Seite dieses Wettlaufs. Mindestens | |
genauso groß ist der Schaden, den die Demokratie nimmt. Das Gebaren der CSU | |
im Streit mit Angela Merkel war in Form und Inhalt schlicht unterirdisch. | |
Dass die Kanzlerin sich das alles hat bieten lassen, zeigt ihren | |
unbedingten Willen, an der Macht zu bleiben. | |
Angesichts der Zustimmungswerte für die AfD könnte man sagen: Gott sei Dank | |
macht Merkel weiter. Doch nach den Ereignissen der letzten Woche muss man | |
sich fragen, ob sie das Heft des Handelns wirklich noch in der Hand hält. | |
Die CSU macht deutlich, dass sie nichts dazugelernt hat. Offenbar fühlen | |
sich die Bayern geradezu ermuntert, weiter zu eskalieren. | |
Dass Horst Seehofer an diesem Dienstag lieber seinen altbackenen | |
„Masterplan“ öffentlich präsentiert und dafür bereits zum zweiten Mal die | |
Vorstellung des Verfassungsschutzberichts abgesagt hat, ist schlicht | |
dreist. Image- statt Sacharbeit – das ist das Prinzip dieses | |
Innenministers. Es wird Zeit, dass Horst Seehofer seinen Job zurückgibt. | |
Mit seinem Amtsverständnis schadet er der Demokratie. | |
9 Jul 2018 | |
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## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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