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# taz.de -- Die Regierung Trudeau legalisiert Kiffen: Cannabis in Kanada erlaubt
> Das Parlament in Ottawa legalisiert Cannabis. Kanada ist das erste
> westliche Industrieland, das privaten Konsum und Besitz gestattet.
Bild: So sah es VOR der Legalisierung von Cannabis aus: Rauchwolken vor dem Par…
Vancouver taz | Als erstes westliches Industrieland erlaubt Kanada
zukünftig den Besitz und privaten Konsum von kleinen Mengen Cannabis. Nach
dem Unterhaus stimmte am späten Dienstagabend auch der Senat in Ottawa der
Legalisierung mit 52 gegen 29 Stimmen zu. Mit der Neuregelung können die
Kanadier in Zukunft das Rauschmittel ganz offiziell in dafür vorgesehenen
Läden kaufen oder online bestellen.
Damit setzt Kanadas liberaler Premierminister Justin Trudeau ein
Versprechen aus dem Wahlkampf um. „Bislang konnten unsere Kinder viel zu
leicht an Cannabis gelangen und Kriminelle haben die Profite eingefahren.
Das ändert sich jetzt“, erklärte Trudeau nach der historischen Abstimmung,
der ein fast einjähriges politisches Tauziehen zwischen den kanadischen
Parteien vorausgegangen war.
Trudeau will mit der Legalisierung den Schwarzmärkten für Cannabis
beziehungsweise Marihuana die Grundlage entziehen, denn die Droge ist in
Kanada schon seit Jahren leicht erhältlich. Polizei und Behörden hatten den
privaten Genuss zuletzt kaum noch verfolgt und Ärzte konnten Cannabis als
normales Medikament verschreiben. In vielen Großstädten entstanden immer
mehr Hanf-Apotheken, viele davon illegal oder halb-legal.
Nun wird der Besitz reguliert. Danach darf jeder volljährige Kanadier
zukünftig bis zu 30 Gramm Cannabis mit sich führen und zum Teil auch in der
Öffentlichkeit konsumieren. Auch Cannabis-Öl ist bald legal. Verarbeitete
Produkte wie Cannabis-Kekse sollen in einem Jahr zulässig sein. Der
Eigenanbau von bis zu vier Pflanzen ist grundsätzlich gestattet, wobei die
13 kanadischen Provinzen und Territorien große Spielräume erhalten und von
vielen Regeln abweichen können.
## Lokale Regelungen
So wollen mit Québec und Manitoba mindestens zwei Provinzen den Eigenanbau
nicht erlauben. Das Mindestalter für den Konsum von Haschisch variiert je
nach Region zwischen 18 und 19 Jahren, auch der Vertrieb und Verkauf wird
unterschiedlich geregelt. Einige Provinzen erlauben private Anbieter,
andere nicht. In manchen Regionen des Landes darf die Droge nur im privaten
Heim konsumiert werden.
Kanadas bevölkerungsreichste Provinz Ontario, zu der auch die
Millionenmetropole Toronto gehört, hat sich für eine relativ restriktive
Umsetzung entschieden. Das Mindestalter dort beträgt 19 Jahre. Gekauft oder
bestellt werden kann Cannabis dort nur in staatlichen Läden, von denen es
zunächst 40 geben soll. Bis 2020 soll die Zahl auf 150 steigen. Der Konsum
in der Öffentlichkeit bleibt tabu.
## Westküste liberaler
An Kanadas Westküste rund um Vancouver sind dagegen liberalere Regeln
geplant. Die Provinz British Columbia will staatliche und private
Ausgabestellen erlauben, wobei die Gemeinden bestimmen dürfen, an welchen
Standorten die Läden eröffnen. Geraucht werden darf die Droge auch in der
Öffentlichkeit, allerdings nur an jenen Orten, an denen auch der Konsum von
normalen Zigaretten möglich ist.
Der Flickenteppich bei der Umsetzung ist ein politischer Kompromiss.
Trudeau wollte damit Skeptiker an Bord holen und das unberechenbare
Oberhaus auf seine Seite ziehen. Das führt zu einigen skurrilen Regeln. In
den Nordwestterritorien etwa gibt es die Droge erstmal nur in Alkoholläden.
In Manitoba dürfen einzelne Gemeinden den Genuss per Referendum wieder
einschränken.
## Das große Geschäft
Die Wirtschaft dagegen wittert das große Geschäft. Der Markt für Cannabis
in Kanada wird auf rund sechs bis sieben Milliarden Dollar geschätzt und
viele Unternehmen stehen schon in den Startlöchern. Allerdings sind dem
Marketing Grenzen gesetzt. So dürfen die Verpackungen neben dem
Produktnamen nur ein kleines Logo des Herstellers tragen und müssen
Gesundheitswarnungen enthalten.
Auch der Import und Export von Cannabis nach und von Kanada bleibt
weitgehend ausgeschlossen. Der Staat legt auch den Preis an der Theke fest.
Er dürfte bei knapp zehn kanadischen Dollar pro Gramm liegen. Geplant hat
die Regierung außerdem eine Extra-Steuer auf jedes verkaufte Gramm. Sie
soll dem Staat gut und gerne 400 Millionen Dollar im Jahr einbringen.
Die Regierung hat erklärt, dass der 17. Oktober der Starttermin für die
Neuregelung sein soll. Regierungschef Trudeau hat zugegeben, selbst ein
paar Mal Haschisch geraucht zu haben – darunter mit Freunden nach seiner
Wahl ins Parlament. Vor fünf Jahren hatte Uruguay als erstes Land den
Genuss freigegeben. In den USA ist dies in neun Bundesstaaten erlaubt,
darunter in Kalifornien.
20 Jun 2018
## AUTOREN
Jörg Michel
## TAGS
Cannabis
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