# taz.de -- Polizeischüsse im Berliner Dom: Doch kein Messer? | |
> Polizisten schießen auf einen Mann, der im Berliner Dom mit einem Messer | |
> randaliert haben soll und verletzten ihn schwer. Ein Video weckt Zweifel | |
> an ihrer Version. | |
Bild: Sonntag 3. Juni nach den Schüssen im Berliner Dom | |
Randalierende Person mit Messer“ – so hatte die Polizei ihre | |
Pressemitteilung zu dem Vorfall im Berliner Dom überschrieben. Die Person, | |
bei der es sich um einen 53-jährigen Österreicher handelt, war am | |
vergangenen Sonntag von Polizisten durch Schüsse in die Beine schwer | |
verletzt worden. Nun ist ein [1][Video] aufgetaucht, das die Darstellung | |
der Beamten in Zweifel zieht. Ein Messer in der Hand des Österreichers ist | |
in dem Film nicht zu sehen. | |
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, bestätigte das am | |
Freitag gegenüber der taz. Ein Messer sei auf dem Video „nicht so richtig | |
zu erkennen“. Der Mann habe aber ein Messer gehabt, versichert Steltner. | |
Denn: „Ein Messer wurde bei ihm in einer Tasche gefunden.“ Der Mann trug | |
bei dem Vorfall ein T-Shirt und eine kurze Hose. Er liege immer noch im | |
Koma und habe bisher nicht vernommen werden können, heißt es. | |
Ein Haftrichter hatte offenbar so große Zweifel an der Messerversion der | |
zwei im Dom eingesetzten Polizisten, dass er es am Dienstag ablehnte, gegen | |
den Österreicher Haftbefehl zu erlassen. Die Staatsanwaltschaft wollte, | |
dass der Mann wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung inhaftiert | |
wird. Zu viele Fragen seien offen, so Steltner. | |
Das Video, das im Netz zu finden ist, hatte eine Dombesucherin am Sonntag | |
von der Empore aus aufgenommen. Die Bilder sind verwackelt, das Geschehen | |
ist nicht in voller Länge zu sehen. Aber so viel wird klar: Als sich die | |
beiden Beamten dem Mann mit vorgehaltenen Dienstwaffen nähern, steht der | |
mit auf dem Rücken verschränkten Händen ruhig vor dem Altar. Auch in der | |
nächsten Einstellung, als er einem der Beamten folgt, hat er die Hände auf | |
dem Rücken. Dann tritt ihm der Beamte in den Bauch. Der Österreicher | |
taumelt zurück. Dabei reißt er die Hände hoch – ein Messer ist nicht zu | |
sehen. | |
Der zweite Beamte sprüht dem Mann von hinten Reizgas ins Gesicht. Daraufhin | |
stürmt der auf den ersten Beamten zu und schubst ihn so, dass der fast | |
umfällt. Die nächste Einstellung ist die letzte: Der Österreicher läuft in | |
Richtung des anderen Beamten. Mitten im Lauf, er ist noch drei, vier Meter | |
von dem Beamten weg, sackt er, von mehreren Kugeln getroffen, zusammen. | |
8 Jun 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=hkN8gFYDMF4 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
## TAGS | |
Polizei Berlin | |
Schusswaffen | |
Barbara Slowik | |
Pfefferspray | |
Polizei Berlin | |
Schusswaffen | |
Lesestück Interview | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Pfefferspray führt zu Herzversagen: Tödlicher Polizeieinsatz | |
Nach einem Pfefferspray-Einsatz der Polizei bei Hannover stirbt ein Mann. | |
Der Fall liegt bei der Staatsanwaltschaft, aber ermitteln will die erst mal | |
nicht | |
Polizeischüsse im Berliner Dom: Mit dem Leben davongekommen | |
Polizisten schießen auf einen mit einem Messer Bewaffneten. Der wird ins | |
Bein getroffen. Vergleichbare Fälle gehen zumeist tödlich aus. | |
Polizei Berlin: Nicht genug ausgeleuchtet | |
Todesschuss durch Polizei vor einer Asylunterkunft sollte folgenlos | |
bleiben. Nun muss Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wieder aufnehmen. | |
Psychologe über tödliche Polizeischüsse: „Fast alle Fälle sind vermeidbar… | |
Seit 1990 starben in Deutschland 269 Menschen durch Polizeischüsse. Viele | |
Opfer haben eine psychische Erkrankung. Thomas Feltes über Deeskalation. |