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# taz.de -- Kommentar Machtwechsel in Kolumbien: Der lange Schatten Uribes
> Der Konservative Iván Duque hat sich gegen seinen linken Herausforderer
> durchgesetzt, indem er ihn als Sozialisten abstempelte.
Bild: Konnte sich bei der Stichwahl am Sonntag durchsetzen: der Konservative Iv…
Als sich im vergangenen Jahrzehnt auf dem südamerikanischen Subkontinent
eine Regierung nach der anderen nach links wandte, blieb Kolumbien ein
konservativer Fels in der Brandung. Die Linke, das waren in Kolumbien
bewaffnete Rebellen, allen voran die marxistischen Farc, die auch in
progressiven Zirkeln auf dem Universitätscampus ihren Nimbus als Kämpfer
für eine gerechtere Welt verloren hatten. Finanziert durch Drogenhandel und
Kidnapping wurden sie von Politik und Medien für alle Übel des Landes
verantwortlich gemacht.
Dass in Wahrheit aber die Armee und die rechten Paramilitärs weit mehr Blut
vergossen und Menschen vertrieben haben als die Guerilla, konnte
erfolgreich verdrängt werden. So war es für die etablierten Parteien ein
Leichtes, Gustavo Petro, den ehemaligen M-19-Guerillero, mit den Farc in
einen Topf zu werfen und ihm Pläne zu unterstellen, er werde die
Unternehmer enteignen und eine sozialistische Mangelwirtschaft nach dem
Vorbild Venezuelas einführen.
Als vor knapp dreißig Jahren ehemalige Guerillaführer noch populär waren,
da hatten Carlos Pizarro von der M-19 und Bernardo Jaramillo von der
Farc-nahen Unión Patriótica (UP) gar keine schlechten Chancen auf die
Präsidentschaft. Symptomatisch ist, dass beide im Wahlkampf 1990 ermordet
wurden. Bei vielen Wählern hat sich daher die Überzeugung verfestigt, dass
in Kolumbien ein Machtwechsel nach links nicht möglich ist.
Dazu kommt, dass Álvaro Uribe, der den [1][Wahlsieger von Sonntag, Iván
Duque], ausgewählt und präpariert hat, noch immer von weiten
Bevölkerungskreisen verehrt wird. Während seiner achtjährigen
Präsidentschaft mit militärischer Macht hatte er dafür gesorgt, dass die
Überlandstraßen wieder frei passierbar waren und niemand fürchten musste,
von den Farc verschleppt und bis zu einer Lösegeldzahlung festgehalten zu
werden.
Trotz seiner Verstrickung in Paramilitarismus und Drogengeschäfte genießt
er den Ruf des Machers, dem man das Schicksal der Nation gern anvertraut.
18 Jun 2018
## LINKS
[1] /Neuer-Praesident-in-Kolumbien/!5513668
## AUTOREN
Ralf Leonhard
## TAGS
Kolumbien
Farc
Alvaro Uribe
Iván Duque
Iván Duque
Kolumbien
zeitgenössische Kunst
Kolumbien
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