| # taz.de -- Al-Quds-Demo in Berlin: Undurchsichtige Allianzen | |
| > Die antiisraelische Al-Quds-Demonstration könnte mehr Teilnehmer als in | |
| > den vergangenen Jahren anziehen. Auch Rechte laufen dort gern mit. | |
| Bild: Al-Quds-Marsch in Berlin 2015 | |
| Berlin taz | Am Samstag findet in Berlin zum 22. Mal die umstrittene | |
| Quds-Tag-Demonstration statt – wie immer begleitet von massiven | |
| Gegenprotesten. In diesem Jahr erwarten die Veranstalter 2.000 | |
| Teilnehmer*innen – genau wie vergangenes Jahr, als jedoch nur einige | |
| Hundert erschienen. Im 70. Jahr der Staatsgründung Israels und nach der | |
| Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem könnte der Quds-Tag dieses Jahr | |
| allerdings wieder mehr Zulauf erhalten. | |
| Der Quds-Tag wurde 1979 von dem iranischen Religionsführer Ruhollah | |
| Khomeini als Tag der „Internationalen muslimischen Solidarität“ mit den | |
| Palästinensern ausgerufen. Im Iran ist er ein gesetzlicher Feiertag. Jedes | |
| Jahr finden dort staatlich organisierte Massendemonstrationen gegen Israel | |
| statt. Al-Quds ist der arabische Name für Jerusalem, das ewige Kernstück | |
| des israelisch-palästinensischen Konflikts. | |
| In Berlin wird der Protestzug von der Quds-Arbeitsgemeinschaft angemeldet, | |
| die der Verfassungsschutz wegen ihrer mutmaßlichen Nähe zur libanesischen | |
| Miliz Hisbollah beobachtet. | |
| Im Impressum ihrer Website beschreibt sich die Quds-AG als eine | |
| Arbeitsgemeinschaft des Dachverbands „Islamische Gemeinden der Schiiten in | |
| Deutschland“. Dessen Vertreter wiederum sitzen aktuell im Beirat der | |
| Humboldt-Universität zur Einrichtung eines Lehrstuhls für Islamische | |
| Theologie. | |
| ## Zwei Gegendemonstrationen | |
| Zwei Gegendemonstrationen sind angemeldet: Das ADC Bildungswerk ruft zum | |
| Nollendorfplatz zur Solidarität mit Israel auf. Das Antifaschistische | |
| Berliner Bündnis gegen den Quds-Tag hat 100 Teilnehmer*innen angemeldet, | |
| die zur Auftaktkundgebung des Quds-Marsches am Adenauerplatz laufen werden. | |
| Die Quds-AG ruft auf ihrer Website zum „Kampf für die Gerechtigkeit und das | |
| Aufzeigen der Ungerechtigkeit“ auf. Verkörpert sieht sie diese | |
| Ungerechtigkeit in den USA, den Massenmedien, den internationalen | |
| Institutionen und vor allem den Zionisten. Diese seien, so der Sprecher der | |
| Quds-AG, Jürgen Grassmann, sowohl in Israel als auch in Saudi-Arabien an | |
| der Macht. | |
| Solche von Kritiker*innen als verschwörungstheoretisch eingeordnete | |
| Aussagen sowie antisemitische Sprechchöre auf der Demo und die Teilnahme | |
| deutscher Rechtsextremer haben dazu beigetragen, dass der Quds-Marsch | |
| Gegner*innen in vielen politischen und gesellschaftlichen Lagern hat. | |
| So laufen auf der Seite der Gegendemo AfD-Politiker*innen neben Mitgliedern | |
| des Lesben- und Schwulenverbands, CDUler sind ebenso Quds-Tag-Gegner wie | |
| Mitglieder der Antifa. | |
| Orthodoxe Juden, konservative Muslime | |
| Beim Quds-Marsch wiederum sind orthodoxe Juden der antiisraelischen Sekte | |
| Neturei Karta dabei wie konservative Muslime, israelkritische Linke und | |
| arabische Familien. „Es ist ein Tag für Jerusalem – egal wer dazu | |
| aufgerufen hat“, sagt ein ehemaliger Repräsentant einer palästinensischen | |
| Organisation, der anonym bleiben will. „Viele gehen auf die Straße, doch | |
| wir haben alle Angst, in eine Ecke gedrängt zu werden.“ | |
| Selbstverständlich dürfe man die israelische Siedlungspolitik kritisieren, | |
| so der kürzlich berufene Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, | |
| Felix Klein. „Bestimmte rote Linien dürfen aber nicht überschritten werden. | |
| Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Israel als ‚Nazistaat‘ bezeichnet wird | |
| oder wenn Israel Nazimethoden im Umgang mit den Palästinensern vorgeworfen | |
| werden,“ erklärt er im Gespräch mit der taz. | |
| Klein spricht sich für ein Verbot der Quds-Demonstration aus: „Unsere | |
| Bundeskanzlerin hat gesagt, dass die Verteidigung des Existenzrechts | |
| Israels zur deutschen Staatsräson gehört“, erklärt er. „Das bedeutet für | |
| mich konkret, dass in Deutschland Demos verboten werden sollten, in denen | |
| Israel das Existenzrecht abgesprochen oder zu seinem gewaltsamen Ende | |
| aufgerufen wird.“ | |
| Der israelkritische Berliner Verein Jüdische Stimme für gerechten Frieden | |
| in Nahost, dem sowohl deutsche Juden wie in Berlin lebende Israelis | |
| angehören, empfiehlt deshalb, sich sowohl von der Demonstration als auch | |
| von den Gegendemonstrationen fernzuhalten, da beide bedingungslose | |
| Unterstützung für repressive Regime verträten – sei es das iranische oder | |
| das israelische: „Während die Organisator_innen sich über | |
| Kriegsverbrechen und menschenfeindliche Ideologien der jeweiligen | |
| Gegenseite ereifern, vertreten sie ihrerseits antidemokratische, | |
| rassistische und kriegshetzende Positionen“, heißt es auf der | |
| Vereinswebsite. | |
| 8 Jun 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Hannah El-Hitami | |
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