# taz.de -- Al Quds-Demo marschiert wieder: Unverschleierter Hass | |
> Auf der anti-israelischen Al Quds-Demonstration am Samstag in Berlin | |
> durften erstmals keine Symbole der Hisbollah-Miliz gezeigt werden. | |
Bild: TeilnehmerInnen auf dem Al Quds-Marsch am Kurfürstendamm | |
Beinahe ging es auf der anti-israelischen Al Quds-Demonstration am Samstag | |
– und den obligatorischen Gegenprotesten am Rande der Veranstaltung – so zu | |
wie in jedem Jahr. Aber nur beinahe: Wer einen zweiten Blick in die Menge | |
warf, bemerkte sofort: Transparente und Flaggen mit den Symbolen der | |
Hisbollah waren in diesem Jahr ganz offensichtlich nicht erlaubt. | |
Innensenator Frank Henkel (CDU) hatte im Vorfeld entsprechende Auflagen | |
verhängt, weil es in den vergangenen Jahren immer wieder zu | |
volksverhetzenden und antisemitischen Botschaften kam. | |
Einmal mehr wurde die Al Quds-Demonstration von der Hisbollah-nahen Quds AG | |
der Islamischen Gemeinden der Schiiten in Deutschland organisiert. Nachdem | |
sich statt der angekündigten 1.500 DemonstrantInnen zunächst nur 200 an der | |
Kundgebung am Adenauer Platz am Kurfürstendamm beteiligten, wuchs die Zahl | |
im Laufe des Nachmittags nach Polizeiangaben auf 800 Personen an. | |
Auf zwei pro-israelischen Gegenveranstaltungen trafen sich derweil 600 | |
Personen. Nach einer mittäglichen Kundgebung lief das Bündnis No Al | |
Quds-Tag vom Kranzlereck zum George-Grosz-Platz am Kurfürstendamm. Kurze | |
Aufregung gab es, als plötzlich einige Personen mit Fahnen der AfD | |
auftauchten – die sich aber von den DemonstrantInnen wegschicken ließen. | |
Nur wenige Meter entfernt vom Startpunkt der Al Quds-Demonstration hielt | |
das Antifaschistische Berliner Bündnis gegen den Al Quds-Tag ebenfalls eine | |
Kundgebung mit 300 Personen ab. Die Sprecherin des Bündnisses, Ricarda | |
Lang, erklärte, dass man sich dieses Jahr vom „bürgerlichen“ Gegenprotest | |
abgrenze, weil dort Innensenator Henkel eine Rede halte. | |
„Angesichts Henkels rassistischer Flüchtlingspolitik und seinem repressivem | |
Vorgehen im Fall Rigaer Straße haben wir uns dieses Mal dagegen | |
entschieden, mit einer Rede am bürgerlichen Protest teilzunehmen“, sagte | |
Lang. Henkel steht wiederholt für harte Polizeieinsätze in linken | |
Hausprojekten im Friedrichshainer Nordkiez in der Kritik. | |
## Nur „genehmigte Parolen“ | |
Viele GegendemonstrantInnen folgten dem Al Quds-Marsch auf Parallelstraßen | |
zum Kurfürstendamm, blieben dabei aber hinter den Polizeiabsperrungen: Die | |
Polizei war mit 640 BeamtInnen im Einsatz – das reichte, um beide Lager | |
auseinander zu halten. | |
Zuvor hatte ein Redner der Al Quds-Demonstration die TeilnehmerInnen dazu | |
aufgefordert, ausschließlich Parolen zu skandieren, die vom | |
Lautsprecherwagen aus verkündet werden. Diese „genehmigten“ Sprüche fielen | |
dann gewohnt drastisch aus: „Zionisten sind Faschisten“, und „Unsere Stim… | |
bleibt nicht stumm. Israel bringt Kinder um.“ | |
Der langjährige Organisator der Berliner Al Quds-Demonstration, Jürgen | |
Grassmann, sagte, dass man so „falsche Parolen“ verhindern wolle. Außerdem | |
verwies er auf die Auflagen der Senatsverwaltung für Inneres, die laut | |
Grassmann „auf Druck des American Jewish Committee und indirekt der | |
zionistischen Lobby auf die Politik“ eingesetzt würden. | |
## Die „zionistische Lobby“ | |
Auch die Medien wähnte Grassmann unter der Kontrolle jener „zionistischen | |
Lobby“: „Nichts gegen sie persönlich, aber sie können auch nicht das | |
schreiben, was sie wollen“, beendete Grassmann das Gespräch mit der taz. | |
Nach viel Lärm und ohne größere Zwischenfälle erreichte die | |
Al-Quds-Demonstration schließlich gegen 17 Uhr den Wittenbergplatz: | |
Abgeschirmt von einem großem Polizeiaufgebot versammelten sich die | |
Israel-KritikerInnen zu ihrer Abschlusskundgebung. Die | |
GegendemonstrantInnen machten in der Ferne Lärm. Wie jedes Jahr. | |
3 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Volkan Agar | |
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