# taz.de -- Landesgruppe Ost gegründet: Die Linke fusioniert den Osten | |
> Die ostdeutschen Abgeordneten der Linksfraktion haben eine gemeinsame | |
> Landesgruppe gegründet. Grund sind die Verluste bei der Wahl. | |
Bild: Die Linke ist bei der Bundestagswahl im Osten mächtig gerupft worden | |
Berlin taz | In der Linksfraktion im Bundestag haben sich die 26 | |
Abgeordneten aus den ostdeutschen Ländern am Dienstag zu einer eigenen | |
Landesgruppe Ost zusammengeschlossen. Damit fusioniert die Fraktion die | |
fünf neuen Bundesländer und Berlin innerfraktionell zu einem einzigen. | |
PolitikerInnen scheiterten Ende des letzten Jahrtausends schon an der | |
Fusion zweier Bundesländer, Brandenburg und Berlin, und die Linke macht mal | |
eben aus sechs eins. Hut ab! Doch die locker-pragmatische Entscheidung hat | |
einen ernsten politischen Hintergrund: Bei der Bundestagswahl im Herbst hat | |
die Linkspartei bundesweit zwar 0,6 Prozentpunkte dazugewonnen, doch in | |
allen ostdeutschen Bundesländern Stimmen verloren. Die Zugewinne verdankt | |
sie vor allem den WählerInnen im Westen. | |
Sprecher der Landesgruppe Ost ist Matthias Höhn. Der Abgeordnete aus | |
Sachsen-Anhalt ist auch Ostbeauftragter seiner Fraktion. Das neue | |
Ungleichgewicht in der Fraktion sieht Höhn zwar zunächst positiv: „Das war | |
eine Entwicklung, die wir angestrebt haben“, sagt Höhn der taz. Als | |
damaliger Bundesgeschäftsführer hat er den Bundestagswahlkampf der | |
Linkspartei entscheidend mitkonzipiert und koordiniert. Allerdings habe man | |
nun eben auch eine besondere politische Situation, sagt Höhn. „Es geht | |
darum, nach außen und innen ein Zeichen zu setzen, dass das Thema | |
Ostdeutschland prioritär verhandelt wird.“ | |
War das Verhältnis zwischen Ost- und Westabgeordneten vor vier Jahren noch | |
ausgeglichen, vertreten jetzt zwei Drittel der 69 Fraktionsmitglieder der | |
einstigen Ostpartei die alten Bundesländer. Die bisherigen ostdeutschen | |
Landesgruppen bleiben zwar erhalten, sind aber nur noch Grüppchen. Aus | |
Sachsen sind noch fünf Abgeordnete im Bundestag vertreten, 2013 waren sie | |
noch zu acht, Thüringen entsendet nur noch drei von ehemals fünf | |
Abgeordneten. | |
## Ostdeutsche Interessen bündeln | |
Die Landesgruppe Ost soll nun die Interessen der Ossis bündeln – „um ihnen | |
innerhalb der Fraktion und darüber hinaus Gewicht zu verleihen“, wie | |
Fraktionschef Dietmar Bartsch, selbst gebürtiger Mecklenburger, anlässlich | |
der Gründung mitteilt. | |
Das Thema Ostdeutschland bleibt für die Partei ein zentrales Thema, ist | |
doch der Osten weiterhin eine Art Rückversicherung für die Partei. Auch bei | |
der Bundestagswahl landete die Partei in allen fünf ostdeutschen | |
Bundesländern im zweistelligen Bereich und erzielte ihr bestes Wahlergebnis | |
mit 29,3 Prozent im Ost-Berliner Bezirk Lichtenberg. | |
## Größte Konkurrentin: die AfD | |
Doch nach der Bundestagswahl analysierte die Parteiführung selbstkritisch, | |
dass man sich um den Osten zu wenig gekümmert habe. Die meisten WählerInnen | |
– rund 420.000 – verlor die Partei im September an die AfD, die der Linken | |
im Osten den Rang als Protestpartei abgelaufen hat. | |
Entsprechend soll jetzt auch nach außen das Profil der Linken als originäre | |
Vertretung ostdeutscher Interessen gestärkt werden. „Der Osten spielt für | |
die Bundesregierung immer noch eine untergeordnete Rolle – zu wenig Bosse, | |
zu wenig Unternehmen, zu wenig Wähler aus Sicht der westdeutschen | |
Parteienlandschaft“, trumpft der neuen Ost-Landesgruppenchef Höhn deshalb | |
auf und fordert gleiche Löhne, Renten und Karrierechancen für den Osten. | |
Die neue Landesgruppe will sich regelmäßig treffen, damit sich die | |
Mitglieder untereinander absprechen und gemeinsame Konzepte entwickeln | |
können. Höhn sagt, seines Wissens sei die Gründung einer eigenen | |
Landesgruppe West nicht geplant. | |
17 May 2018 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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