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# taz.de -- Verschwindenlassen in Mexiko: Entführt, getötet, in Säure aufgel…
> Drei Studenten werden gekidnappt, ihre Leichen später in Säure aufgelöst.
> Mutmaßlicher Täter: Ein bekannter Rapper im Auftrag eines Kartells.
Bild: „Es geht nicht um drei, es geht um uns alle“. Studenten-Demo in Mexik…
Oaxaca taz | Es sollte eine Woche der Erinnerung werden, doch es wurden
weitere Tage des Grauens: Genau 43 Monate, nachdem 43 Studenten in der
mexikanischen Stadt Iguala von Polizisten und Kriminellen verschleppt
wurden, sorgt ein weiterer Fall dafür, dass das Thema des
Verschwindenlassens traurige Aktualität behält: Die Staatsanwaltschaft der
Großstadt Guadalajara meldete, dass drei jüngst entführte Filmstudenten
ermordet wurden.
Mitglieder einer Mafiabande haben die drei getötet, informierten die
Strafverfolger. Einer der mutmaßlichen Täter, ein erfolgreicher Rapper, gab
gegenüber den Ermittlern zu, die Leichen im Auftrag des Kartells Jalisco
Nueva Generación in Säure aufgelöst zu haben. Dass die Ermordung genau
während der Aktionstage der Angehörigen der 43 Lehramtsstudenten bekannt
wurde, könnte die ohnehin aufgeheizte Stimmung zur Explosion bringen.
Bereits am Dienstag waren in Guadalajara und Mexiko-Stadt zahlreiche
Studenten auf die Straße gegangen, um ihre Wut über die Morde zum Ausdruck
zu bringen. „Es geht nicht um drei, es geht um uns alle“, riefen sie und
forderten Gerechtigkeit für ihre Kommilitonen von der Universität für
Audiovisuelle Medien.
Der Oscarpreisträger Guillermo del Toro reagierte auf Twitter. „Worte
reichen nicht aus, um die Dimension dieses Wahnsinns zu verstehen“, schrieb
der Filmregisseur. „Dieser Alptraum muss ein Ende haben“, gab er wieder,
was Unzählige in diesen Tagen denken.
## Offensichtlich Opfer einer Verwechslung
Die Filmstudenten Salomón Aceves Gastélum, Daniel Díaz und Marco Avalos
waren gerade auf dem Rückweg von einem Dreh, als sie am 19. März nahe
Guadalajara von Bewaffneten verschleppt wurden. Mit Pistolen und
Sturmgewehren seien sie bedroht worden, erinnert sich eine Kommilitonin,
die die Angreifer verschont hatten. Die Entführer brachten sie daraufhin in
ein Haus, in dem die drei verhört, gefoltert und schließlich ermordet
wurden.
Offensichtlich sind die Studenten Opfer einer Verwechslung geworden und
versehentlich ins Visier der Kriminellen geraten. Die Killer hatten die
Cineasten für Mitglieder einer gegnerischen Bande gehalten. Auch das ist
alltäglich in einem Land, in dem große Gebiete von der organisierten
Kriminalität kontrolliert werden.
In zahlreichen Medien macht indes ein youtube-Video die Runde, das den
Rapper „QBA“ zeigt, wie er über Drogen, Verbrechen und Hinrichtungen
spricht. 121.000 Abonnenten hat der Musiker, seine Videos haben Millionen
von Clicks. Zugleich ist er aber auch Mitglied des Kartells Jalisco Nueva
Generacion. „Es war genau seine Aufgabe, Menschen in Säure aufzulösen“,
erklärte die Staatsanwältin Marisela Gomez Cobos.
Fast täglich verschwinden in Mexiko Menschen. Die Generalstaatsanwaltschaft
sprach gegenüber der taz von über 35.000 Verschwundenen, in den vergangenen
Tagen verschleppten erneut Unbekannte sechs junge Männer im Bundesstaat
Oaxaca.
Das Verschwinden der 43 Studenten des Ayotzinapa-Lehrerseminar am 26.
September 2014 im Bundesstaat Iguala ist deshalb längst zu einem Symbol für
den Terror geworden, der das Land gefangen hält: Jeden Tag und an
unzähligen Orten Mexikos erinnert die Zahl 43 an die jungen Männer. Sie
verweist darauf, dass die Strafverfolger unwillig oder unfähig sind, das
Verschwindenlassen zu stoppen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu
ziehen. Nur die wenigsten Fälle werden aufgeklärt.
Die Angehörigen der Lehramtsanwärter und die Studenten aus Guadalajara
haben für Donnerstag zu Demonstrationen aufgerufen. „Die Eskalation der
Gewalt und die wuchernde Straflosigkeit ist in allen Ecken des Landes
allgegenwärtig“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der beiden größ…
Hochschulen Mexikos, der UNAM in der Hauptstadt und der Universität von
Guadalajara: „So kann es nicht weitergehen.“
26 Apr 2018
## AUTOREN
Wolf-Dieter Vogel
## TAGS
Mexiko
Drogenkrieg
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