# taz.de -- Kommentar Abbas’ Holocaust-Rede: Antisemitische Provokation | |
> Der Holocaust sei eine Folge vom Wucher der Juden. Mit solchen | |
> Provokationen sorgt Abbas für Schlagzeilen. Doch das wird ihm nicht | |
> helfen. | |
Bild: Legt es Abbas nur darauf an, beim eigenen Volk zu punkten? | |
Mahmud Abbas verkörpert auf traurige Weise die mit ihrer Sehnsucht nach | |
Eigenstaatlichkeit gescheiterten Palästinenser. Erschöpft und geschlagen | |
kämpft der Präsident um Aufmerksamkeit. Er setzt dabei jedes Mittel ein, | |
und sei es noch so kontraproduktiv oder an den Haaren herbeigezogen. Israel | |
sei ein kolonialistisches Projekt ohne jeden Bezug zu den Juden, schimpfte | |
er. Pogrome und Holocaust seien Folge von Wucher und Sozialverhalten der | |
Juden. Mit so offen antisemitischen Provokationen sorgt Abbas zwar | |
kurzfristig für Schlagzeilen. Er nährt aber gleichzeitig den Verdacht, dass | |
es um den Verstand des 83-Jährigen nicht mehr allzu gut bestellt ist. | |
Die Quintessenz seiner Rede, nämlich dass er trotz alledem die Koexistenz | |
der zwei Staaten Palästina und Israel befürwortet, hat in der Aufregung | |
kaum noch jemand mitbekommen. Und es spielt auch kaum noch eine Rolle, denn | |
wie kann [1][Abbas’ lange Vorrede] anders interpretiert werden als ein | |
Versuch, seinem israelischen Gegenpart die letzte Lust an | |
Friedensgesprächen zu nehmen? Besser hätte der Palästinenserchef die | |
israelische Führung nicht bedienen können bei ihrer Argumentation, sie | |
hätte keinen Partner für Verhandlungen. | |
Oder legte es Abbas nur darauf an, beim eigenen Volk zu punkten? Nötig | |
hätte er es. Fast 70 Prozent der Palästinenser sind ihren Präsidenten leid, | |
wie aktuelle Umfragen belegen. Was Abbas von den Juden hält, interessiert | |
jedoch die meisten wenig. Schließlich ist es nicht so, als hätte man keine | |
anderen Sorgen. Der stockende Friedensprozess und Israels Siedlungsbau im | |
besetzten Land gehören zu den brennenden Themen. Die Sicherheitskooperation | |
mit Israels Armee ist umstritten und nicht zuletzt der Gazastreifen, zu dem | |
dem Präsidenten aktuell nichts Besseres einfällt, als der Hamas und den von | |
ihr regierten Menschen den Geldhahn abzudrehen. | |
Abbas hat keine Antworten. Höchste Zeit für den alternden Politiker, seinen | |
Abschied zu nehmen. | |
2 May 2018 | |
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## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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