# taz.de -- Mafiaprozess in Palermo: Berlusconi-Vertrauter verurteilt | |
> Drei Offiziere der Carabinieri und ein enger Vertrauter Berlusconis sind | |
> zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Sie hatten mit der Mafia | |
> verhandelt. | |
Bild: Bekommt keine Hilfe von oben: Marcello Dell’Utri | |
ROM taz | Hohe Haftstrafen hat am Freitag ein Schwurgericht in Palermo | |
gegen drei ranghohe Carabinieri-Offiziere, gegen Mafiosi sowie gegen einen | |
der engsten Vertrauten Silvio Berlusconis. Der Vorwurf: Ausgerechnet in den | |
blutigsten Jahren der Cosa Nostra sollen Bosse und Staatsbeamte über einen | |
Kompromiss zwischen der Mafia und dem Staat regelrechte Verhandlungen | |
geführt haben. | |
1992 war die Cosa Nostra unter ihren damaligen Chefs Totò Riina und | |
Bernardo Provenzano in einen wahren Krieg gegen den italienischen Staat | |
gezogen. Der hatte es sich erlaubt, erstmals in der Geschichte Hunderte | |
Mafiosi im sogenannten Maxi-Prozess abzuurteilen und auf Jahre ins | |
Gefängnis zu schicken. Daraufhin schlugen die Killer der Cosa Nostra zu. | |
Zunächst räumten sie im Januar 1992 Salvo Lima, einen der Mafia eng | |
verbundenen christdemokratischen Politiker, aus dem Weg, weil er das | |
Versprechen nicht eingehalten hatte, den Maxi-Prozess zu stoppen. Dann traf | |
es im Mai und Juli 1992 die beiden als Ankläger in dem Prozess | |
aufgetretenen Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino. Sie | |
wurden samt ihren Begleitschützern mit Bombenattentaten getötet. Und erneut | |
legte Cosa Nostra dann im Sommer 1993 Bomben in Mailand, Florenz und Rom, | |
die insgesamt zehn Opfer forderten. | |
Druck auf den Staat ausüben, um ihn zu einer weicheren Linie gegenüber der | |
Mafia zu zwingen: Dies war offenkundig das Kalkül. Und wenn man dem Urteil | |
aus Palermo glauben darf, ging es auf. Zwölf Jahre erhielten der damalige | |
Chef der Carabinieri-Sondereinheit für „Spezialoperationen“, Antonio | |
Subranni, und seine rechte Hand, Mario Mori. Sie haben nach Zeugenaussagen | |
über einen mafiösen Politiker Totò Riina kontaktiert und dessen Forderungen | |
nach besseren Haftbedingungen und einer Revision des Maxi-Prozesses in die | |
italienische Politik zurückgespielt. | |
## Helfershelfer der Mafia | |
Auch die weitere Fortsetzung der mafiösen Mordserie, während die | |
Verhandlungen schon liefen, tat diesen Kontakten keinen Abbruch. Als sich | |
1993 der Zusammenbruch der Altparteien abzeichnete und Silvio Berlusconi | |
auf der politischen Bühne erschien, trat dem jetzt verkündeten Urteil | |
zufolge auch in den Unterredungen mit der Mafia ein weiterer Protagonist | |
auf den Plan: Marcello Dell’Utri. | |
Der Sizilianer war seit Jahrzehnten einer der engsten Mitarbeiter | |
Berlusconis, und er baute von 1993 an dessen Partei Forza Italia auf. | |
Zugleich trat er seinerseits in Verhandlungen mit Cosa Nostra. Dell’Utri, | |
der schon eine siebenjährige Haftstrafe als Helfershelfer der Mafia | |
absitzt, erhielt jetzt in Palermo weitere zwölf Jahre. | |
Das Urteil aus erster Instanz ist noch nicht rechtskräftig. Die Anwälte der | |
Verurteilten kündigten Berufung an. | |
22 Apr 2018 | |
## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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