# taz.de -- Klimawandel bedroht den Kuckuck: Alle Vögel sind schon da | |
> Der Kuckuck kommt zur Zeit aus seinem Winterquartier zurück. Wegen des | |
> Klimawandels steht der Vogel mit Vorwarnung auf der „Roten Liste“. | |
Bild: Spät kommt er an, der Kuckuck, und früh fliegt er wieder gen Süden | |
BERLIN taz | Jetzt hat er es also endlich geschafft. Nach 9.000 | |
Flugkilometern ist der Kuckuck aus seinem Winterquartier zurück. „Wir haben | |
bereits über 3.000 Meldungen“, sagt Sonja Dölfel, Sprecherin des | |
[1][Landesbunds für Vogelschutz in Bayern], bei dem Kuckuckfreunde ihre | |
Beobachtungen melden. Auch weiter im Norden wird der Kuckuck in diesen | |
Tagen erwartet. Das Blöde allerdings: All die anderen Vögel sind schon da! | |
Das wird zunehmend zur Bedrohung. „Der Kuckuck ist die meiste Zeit | |
unterwegs, bei uns ist er nur ein paar Monate“, sagt Dölfel. Allerdings | |
sind das entscheidende Monate: Hier nämlich zieht der Kuckuck seine Jungen | |
auf, korrekter: Er lässt aufziehen. Statt sich selbst zu kümmern, legt er | |
seine Eier in die Nester sogenannter Wirtsvögel wie Teichrohrsänger, | |
Gartenrotschwanz oder Grasmücke. | |
Nach nur zwölf Tagen Brut schlüpfen die Kuckuckskinder – in der Regel eines | |
pro Gelege – und stoßen ihre „Geschwister“ aus dem Nest. In der dritten | |
Woche sind sie von den Eltern meistens so gut versorgt, dass sie größer | |
sind als sie. Ausgewachsen ist der Kuckuck taubengroß, ein exzellenter | |
Flieger, der bereits Ende Juli gen Winterquartier abreist. | |
## Der Frühling beginnt bei uns immer früher | |
Nun macht dem Kuckuck zunehmend der [2][Klimawandel] zu schaffen. In den | |
vergangenen fünf Jahrzehnten begann der Frühling bei uns immer früher. Dann | |
sind die Wirtsvögel vielerorts längst Eltern geworden. Ihr Brutbeginn | |
richtet sich nach Temperatur und Nahrungsangebot. Wenn der Kuckuck bei uns | |
eintrifft, hat er zunehmend Probleme, seine Eier unterzuschieben. | |
„Anders als der Frühjahrsanfang hat sich der innere Kompass des Kuckucks | |
nicht geändert“, sagt Sonja Dölfel. Seit zehn Jahren kartiert der | |
Landesbund sein Eintreffen, „bislang ohne nennenswerte Veränderungen“. Was | |
nicht verwundert, denn der Kuckuck zieht nicht einfach nur. Nach seinem | |
Überflug der Sahara folgt erst einmal eine 45-tägige Erholungsphase in der | |
östlichen Sahelzone, um rechtzeitig nach der Regenzeit das reiche | |
Nahrungsangebot der Regenwälder Zentralafrikas zu erreichen. Zurück geht es | |
ab Februar, mit Zwischenstopps in Westafrika und Italien. | |
In Deutschland steht der Kuckuck deshalb nun mit einer Vorwarnung auf der | |
„Roten Liste“. Weniger als 69.000 Paare soll es noch in Deutschland geben, | |
mit abnehmender Tendenz. Allerdings ist das für Rotkehlchen, | |
Teichrohrsänger oder Zilpzalp keine beruhigende Nachricht: Nur etwa ein | |
Prozent ihrer Nester ist von einem Kuckuckskind betroffen, somit also keine | |
Gefahr für die Gattung. | |
Und nicht nur die Erderwärmung bedroht den Bestand des Kuckucks: Auch die | |
intensive Landwirtschaft mit ihrer Chemie sorgt dafür, dass der Kuckuck | |
immer weniger Gelegenheit findet, jemandem ein Ei unterzuschieben. | |
1 May 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.lbv.de | |
[2] /Nach-dem-Pariser-Klimaabkommen/!5502273 | |
## AUTOREN | |
Nick Reimer | |
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