# taz.de -- Nach dem Pariser Klimaabkommen: Kleingedrucktes fürs Überleben | |
> In Bonn gehen die Klimaverhandlungen weiter. Gefragt sind konkrete | |
> Regeln, gegenseitiges Zuhören und mehr Anstrengung. | |
Bild: „Das Pariser Abkommen ist fertig“: Nun müssen aber noch die Details … | |
BONN taz | Nach zwei Jahren Atempause wird es in der internationalen | |
Klimapolitik jetzt wieder ernst. Bis zum Jahressende wartet auf die | |
Verhandler aus 195 Staaten ein dicht gedrängter Zeitplan, der am Montag mit | |
der regelmäßigen UN-Zwischenkonferenz in Bonn begann. | |
Die Staaten sollen sich in den nächsten Monaten auf eine Gebrauchsanweisung | |
für das Pariser Klimaabkommen einigen, Sofortmaßnahmen im Klimaschutz | |
beschließen, einen zweiten Abschnitt des Kyoto-Protokolls ratifizieren und | |
Finanzierungsfragen klären. In Bonn müsse ein Textentwurf entstehen, der | |
„ein solides Fundament für einen Erfolg der COP24 in Kattowice sein soll“, | |
sagte Patricia Espinosa, Chefin des UN-Klimasekreatriats, zum Auftakt der | |
Konferenz. | |
Nach dem Pariser Abkommen im Dezember 2015 war 2016 das Jahr der weltweiten | |
Klima-Eurphorie: Das Abkommen trat schon nach einem Jahr in Kraft, [1][weil | |
es überraschend schnell von überraschend vielen Staaten ratifiziert wurde]. | |
Der Schock kam mit der Wahl des Klimagegners Donald Trump zum | |
US-Präsidenten – 2017 beschäftigte sich die Umwelt-Community vor allem mit | |
der Frage, [2][wie es ohne die USA weitergehen solle]. Politisch hat sich | |
in den USA nichts verändert, aber der Klimazug rollt weiter. Deshalb legen | |
Umweltgruppen jetzt auch die Latte wieder höher. | |
Die Länder müssten „in diesem Jahr echte Fortschritte machen, wenn sie das | |
Pariser Abkommen robust und fair machen wollen“, sagte Lucile Dufour vom | |
Climate Action Network (CAN). Dazu gehören Kompromisse bei den „Regeln für | |
Paris“. Dort wurde 2015 nur ein allgemeines Abkommen geschlossen – nun geht | |
es um das überlebenswichtige Kleingedruckte: Wie genau werden | |
CO2-Emissionen zwischen den Staaten verglichen, wann genau sollen sie | |
sinken, woher und wohin genau sollen Hilfsgelder fließen? | |
Dazu wollen die Delegierten zum ersten Mal in einem „Talanoa-Dialog“ | |
miteinander informell darüber reden, was beim Klimaschutz bei ihnen Zuhause | |
funktioniert – und was nicht. Denn die Klimaziele von Paris müssen dringend | |
überprüft und verbessert werden. Bisher führen sie zu einem Klimawandel von | |
mehr als 3 Grad Celsius bis 2100 – statt der 2 bis 1,5 Grad, die in Paris | |
versprochen wurden. | |
## „Gute Gründe für Optimismus“ | |
Ganz wichtig ist auch – wie immer bei diesen Treffen – die Stimmung der | |
Konferenz. „Wir dürfen uns nicht in einen dreckigen Grabenkrieg um die | |
Gebrauchsanweisung verstricken“, warnte Li Shuo, Chef der | |
Greenpeace-Delegation. Mark Lutes vom Umweltverband WWF sieht sogar „gute | |
Gründe für Optimismus“: Aus der Wirtschaft, der Finanzwelt, von Städten und | |
Bundesstaaten komme viel Druck auf die Regierungen. Die haben ohnehin einen | |
vollen Klima-Kalender vor sich: Nach Bonn folgen der Petersberger | |
Klimadialog, ein Treffen von EU, China und Kanada und im September der | |
große „Klima-Aktionsgipfel“ in San Francisco, mit dem das „grüne“ Ame… | |
vor den US-Kongresswahlen mobil machen will. | |
Dann folgt im Herbst der Bericht des UN-Klimarats IPCC dazu, ob das | |
1,5-Grad-Ziel aus dem Pariser Abkommen noch erreichbar ist (Fazit: | |
Technisch noch machbar, politisch fast unmöglich). Schließlich beginnen zum | |
Jahresende die Debatten, wie der „Grüne Klimafonds“ der UN wieder | |
aufgefüllt werden soll, der bisher mit etwa 10 Milliarden Dollar bei | |
Klimaschutz und Energiewende weltweit helfen soll. | |
Und wenn die Bundesregierung zur Klima-Konferenz in Kattowice im Dezember | |
für gute Schlagzeilen sorgen will, hat sie auch dafür einen Hebel: Zur | |
gleichen Zeit soll die bisher immer noch nicht berufene | |
„Strukturkommission“ zur Zukunft der Braunkohle mit der Arbeit fertig sein. | |
Wenn Deutschland in Kattowice ein Datum für den Kohleausstieg verkünden | |
könnte, wäre der Jubel groß und die Verhandlungen bekämen zusätzlichen | |
Schub. | |
30 Apr 2018 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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