# taz.de -- Nach Preisverleihung an Antisemiten: „Echo hat keine Berechtigung… | |
> Der Echo für die Rapper Kollegah und Farid Bang hat Empörung ausgelöst. | |
> Nun will nicht nur der Bundesverband Musikindustrie Konsequenzen ziehen. | |
Bild: Hat Kollegah jetzt nicht nur den Preis, sondern auch gleich den Echo als … | |
BERLIN epd/dpa | Der ARD-Koordinator für Unterhaltung, Thomas Schreiber, | |
sieht den Echo-Musikpreis am Ende. „Die Musikindustrie steckt den Kopf in | |
den Sand, hofft, das Ungemach zieht vorüber, und lernt nichts“, schrieb | |
Schreiber in [1][einem Gastbeitrag] für die Tageszeitung Die Welt. „Dabei | |
gibt es nur eine sinnvolle Reaktion: eine Entschuldigung und die | |
Erkenntnis, dass dieser Echo keine Berechtigung mehr hat: weder inhaltlich | |
noch moralisch.“ | |
Es sei beschämend und schamlos, dass sich die deutsche Musikindustrie in | |
einer Live-Übertragung im deutschen Fernsehen am Gedenktag der Opfer des | |
Holocaust [2][auf diese Weise feiere]. Es habe gleich ein dreifaches | |
Versagen beim Echo Pop 2018 gegeben, „die Nominierung der [3][beiden | |
Ekelrapper] Kollegah und Farid Bang, der sinn- und geschmacksfreie Auftritt | |
dieser beiden am Ende der Show, die Sprachlosigkeit der Verantwortlichen“. | |
Außer dem Sänger Campino habe niemand in der Sendung etwas zum Echo für | |
Kollegah und Farid Bang sowie zu deren Aufritt gesagt. Auch die Vorstände | |
des Bundesverbandes Musikindustrie hätten sich nicht zu Wort zu gemeldet, | |
kritisierte Schreiber. | |
Der meldete sich im Nachhinein: „Als Konsequenz (…) wird der Preis auf | |
Entscheidung des Vorstandes vom heutigen Tag nun überarbeitet werden“, | |
erklärte Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes | |
Musikindustrie), am Sonntag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Das | |
schließe die „umfassende Analyse und die Erneuerung der mit der Nominierung | |
und Preisvergabe zusammenhängenden Mechanismen“ ein. Details nannte Drücke | |
noch nicht. | |
## Schreiber war selbst wegen Xavier Naidoo in der Kritik | |
Kollegah und Farid Bang waren am Donnerstagabend für ihr Album „Jung, | |
Brutal, Gutaussehend 3“ in der Kategorie Hip-Hop/Urban National | |
ausgezeichnet worden. Es enthält die Textzeilen „Mein Körper definierter | |
als von Auschwitzinsassen“ und „Mache wieder mal ‚nen Holocaust, komm‘ … | |
mit dem Molotow“. Die Echo-Verleihung an die Rapper war daraufhin auf viel | |
Kritik gestoßen. Die Preisverleihung wurde vom Privatsender Vox übertragen. | |
Schreiber, der auch Programmbereichsleiter beim NDR ist, war 2015 in die | |
Kritik geraten für die Entscheidung, Xavier Naidoo ohne den sonst üblichen | |
Vorentscheid als deutschen Vertreter zum ESC 2016 in Stockholm zu | |
nominieren. Dem Sänger werden Rechtspopulismus, Homophobie und | |
Antisemitismus vorgeworfen. Die Entscheidung zur Nominierung Naidoos wurde | |
vom NDR nach einer Welle der Kritik zurückgezogen. | |
Die Verleihung der Echo-Trophäen richtet sich in den meisten Kategorien | |
nach dem Ergebnis der Verkäufe und einer darauf folgenden Juryabstimmung. | |
In strittigen Fällen wird ein Beirat angerufen. Im Fall des Rap-Albums hieß | |
es vor der Verleihung, die künstlerische Freiheit sei in dem Text „nicht so | |
wesentlich übertreten“, dass ein Ausschluss gerechtfertigt wäre. | |
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) erklärte, das Album der Rapper stehe bei | |
dem Sender auf dem Index. Demnach wird in den WDR-Radioprogrammen – auch im | |
Jugendradio 1Live – keine Musik daraus gespielt. Dies habe schon vor der | |
Echo-Verleihung gegolten, sagte eine WDR-Sprecherin am Sonntag und | |
bestätigte damit einen Bericht des Handelsblatt. | |
Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) nahm die Gesellschaft und die | |
Musikindustrie in die Pflicht. „Der eine Satz der Rapper, der jetzt überall | |
zitiert wird, ist krass und dumm“, sagte er auf einem Parteitag in Berlin. | |
Dass die beiden Rapper aber ein Weltbild transportierten, das vor | |
Verschwörungstheorien, Sexismus und Ungleichheitsvorstellungen nur so | |
triefe, und dass sich das offenbar prächtig kommerzialisieren lasse, dem | |
werde „weder in der Musikindustrie aber auch im öffentlichen Diskurs“ | |
begegnet. „Sondern wir erleben massive Ignoranz. Das ist ein | |
Zeitgeistproblem“, sagte Lederer. | |
Der jüdische Comedian Oliver Polak [4][schrieb in der Welt]: „Ich weiß, was | |
Satire ist, ich weiß, was Stand-up ist, und ich verstehe auch die | |
künstlerische Funktionsweise von Battle-Rap. Ich weiß auch, was | |
Antisemitismus ist, das Protegieren von Judenhass. Dass der Echo diese | |
beiden „Künstler“ am Holocaustgedenktag auftreten lässt, ist an Zynismus | |
und Rohheit nicht zu übertreffen.“ Es sei eine makabre Doppelmoral, sich | |
von den Inhalten zu distanzieren und diese gleichzeitig live und zur | |
Primetime ausstrahlen zu wollen. | |
Polak weiter: „Menschen wie Kollegah sind der Grund dafür, dass jüdische | |
Jugendliche [5][auf Schulhöfen gejagt] und krankenhausreif geschlagen | |
werden. Dafür, dass sie in Angst leben müssen. Und ihr schaut | |
stillschweigend zu, auch beim Echo, beim Begräbnis der Moral.“ | |
Der Sender Vox, der die Preisverleihung ausgestrahlt hatte, verwies erneut | |
auf die Einschätzung des Echo-Beirats, ein Ausschluss der Rapper sei nicht | |
gerechtfertigt gewesen. „Diese Entscheidung akzeptieren wir“, erklärte der | |
Sender auf Anfrage. „Und da es aufgrund der Entscheidung des Beirats keine | |
Grundlage dafür gab, die beiden nicht auftreten zu lassen, haben wir den | |
Auftritt auch ausgestrahlt.“ Ob Vox nächstes Jahr wieder die Show | |
übertragen wird, ist noch offen. Die Entscheidung werde noch eine Weile | |
dauern. | |
15 Apr 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.welt.de/debatte/kommentare/article175459204/Echo-Skandal-Das-fe… | |
[2] /Echo-fuer-antisemitische-Rapper/!5495864 | |
[3] /Debatte-Antisemitismus-im-Deutschrap/!5498091 | |
[4] https://www.welt.de/kultur/pop/article175435796/Oliver-Polak-ueber-den-Echo… | |
[5] /Antisemitismus-in-Deutschland/!5482392 | |
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