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# taz.de -- Beschichtung auf Lebensmitteln: Neue Haut, weniger Abfall?
> Ein US-Start-up will bald in Europa Obst und Gemüse doppelt so lange
> haltbar machen. Lebensmittelretter freuen sich, Bauern sind skeptisch.
Bild: Viel länger haltbar? Das versprechen die Macher von Edipeel
Der US-Nachrichtensender CBS News nannte es bereits die „größte Revolution
seit dem Kühlschrank“: Nun will das Start-up Apeel Sciences auch nach
Europa expandieren. Deren Produkt „Edipeel“, kurz für „essbare Schale“,
soll als unsichtbare Beschichtung auf Obst und Gemüse für eine doppelt so
lange Haltbarkeit und weniger Abfall sorgen.
Das Produkt des kalifornischen Unternehmens mit rund 80 Mitarbeitern soll
noch in diesem Monat in der EU zugelassen werden, berichtete die
Süddeutsche Zeitung. Die von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung geförderte
Firma befindet sich noch in der Planungsphase, ist allerdings angeblich
bereits in den USA, Mexiko, Peru, Chile, Südafrika, Japan und Südkorea
zugelassen.
Die geschmacklose und nicht ertastbare Beschichtung halte Wasser innerhalb
und Sauerstoff außerhalb des Obstes und verlangsame damit die „Atmung“ der
Frucht, wirbt das Unternehmen. Ein Verzehr der Schicht sei unbedenklich,
denn sie bestehe aus den Schalen und Kernen anderer Früchte. Darüber hinaus
verspricht Apeel Sciences neben längerer Haltbarkeit auch einen besseren
Geschmack und eine höhere Nährstoffdichte der Früchte.
## Zeit gewinnen
„Es wäre wunderbar, wenn das positive Auswirkungen auf die
Lebensmittelverschwendung hätte“, sagte Manuel Wiemann vom
Lebensmittelschutzverein Foodsharing. Er würde es begrüßen, wenn beim
Transport der Nahrung Energie gespart werde und Verkäufer sowie Verbraucher
größere Zeitfenster zum Verzehr hätten. Das Grundproblem der
Lebensmittelverschwendung könne so aber nicht gelöst werden, sagt Wiemann.
Häufig sei es so, dass Obst, das nur kleine Makel aufweise, bereits
weggeworfen werde. „Wertschätzung von Lebensmitteln kann man nicht durch
Technik erzeugen.“
Deutlich kritischer sieht das hingegen Hans-Dieter Stallknecht vom
Deutschen Bauernverband. Er hält die Technologie für uninteressant:
„Unsere Transport- und Logistikketten sind so gut ausgerüstet, dass eine
Beschichtung nicht nötig ist.“ Stallknecht, Experte für Obst und Gemüse
beim Bauernverband, würde das ursprüngliche Produkt einer Behandlung nach
der Ernte vorziehen. „Die Erdbeere muss frisch sein, ich will gar nicht,
dass die sich zehn Tage hält, dann ist ja das Aroma weg.“ Dass durch die
längere Haltbarkeit weniger weggeworfen werde, sei auch fraglich. Dies
hänge von den Verbrauchern und Händlern ab, sagt Stallknecht.
Ob Edipeel bei deutschen Lebensmittelhändlern auf Interesse stößt, ist
unklar. Cornelia Grüttgen von der Bundesvereinigung der Deutschen
Ernährungsindustrie sagt, dass die Produktionskosten eine Rolle spielten,
letzten Endes entscheide der Markt. Klar sei aber, dass die Anforderungen
an Verpackungen stiegen, besonders in Sachen Nachhaltigkeit.
10 Apr 2018
## AUTOREN
Malte Bollmeier
## TAGS
Obst und Gemüse
Bauernverband
Containern
Lebensmittel
Schwerpunkt taz Leipzig
Müll
Essen
Online-Shopping
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