| # taz.de -- Syrien-Gipfel in der Türkei: Drei Staatschefs und ein kaputtes Land | |
| > Russland, Iran und die Türkei beraten erneut über eine Deeskalation in | |
| > Syrien. Der deutsche Staatsminister Niels Annen spricht dagegen von einem | |
| > „Kriegsgipfel“. | |
| Bild: Ob Ankara so ein „Erfolg“ wird wie Astana? Recep Tayyip Erdoğan (m.)… | |
| Ankara dpa | Begleitet von anhaltender Gewalt in Syrien sind die | |
| Präsidenten der Türkei, Russlands und des Irans zu einem Dreiergipfel über | |
| die Lage in dem Kriegsland zusammengekommen. Das Treffen des türkischen | |
| Staatschefs Recep Tayyip Erdoğan mit seinem iranischen Amtskollegen Hassan | |
| Rohani und Kremlchef Wladimir Putin am Mittwoch in Ankara wurde | |
| international von Skepsis begleitet. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt | |
| in Berlin, Niels Annen (SPD), sprach im ARD-Morgenmagazin von einem | |
| „Kriegsgipfel“. | |
| Alle drei Staaten beteiligen sich an dem Krieg in Syrien, vertreten dort | |
| allerdings gegensätzliche Positionen. Russland und der Iran unterstützen | |
| den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, die Türkei oppositionelle | |
| Kräfte. Die Türkei war im Januar außerdem im nordsyrischen Afrin | |
| einmarschiert. Sie geht dort mit einer umstrittenen Offensive gegen die | |
| Kurdenmiliz YPG vor. | |
| Die staatliche türkische Nachrichtenagentur meldete am Nachmittag, der | |
| Gipfel in Ankara sei nach nur einer Stunde und vierzig Minuten beendet | |
| worden. Die drei Präsidenten wollten anschließend vor die Medien treten. | |
| Bei dem Treffen sollte es nach Angaben aus türkischen Regierungskreisen um | |
| die sogenannten Deeskalationszonen, die humanitäre Lage und die Bemühungen | |
| um eine neue Verfassung für Syrien gehen. Die drei Staaten sind die | |
| Garantiemächte im sogenannten Astana-Prozess. Im Rahmen dieses Prozesses | |
| hatten sie vier Deeskalationszonen vereinbart. | |
| Darunter war auch die Region Ost-Ghuta, die syrische Truppen mit | |
| Unterstützung des Irans und Russlands in den vergangenen Wochen dennoch in | |
| blutigen Kämpfen weitgehend erobert haben. Das US-Außenministerium hatte im | |
| Februar mit Blick auf Ost-Ghuta erklärt: „Das zeigt das Versagen des | |
| Astana-Prozesses.“ | |
| ## Rohani sieht keine militärische Lösung | |
| Rohani hatte vor seinem Abflug nach Ankara ebenfalls betont, für Syrien | |
| gebe es keine militärische Lösung. Die Zukunft des Landes könne nur vom | |
| syrischen Volk im Rahmen freier Wahlen bestimmt werden. Erdoğan hatte nach | |
| einem Treffen mit Putin in Ankara gesagt: „Wir sind uns darin einig, unsere | |
| Bemühungen dafür fortzusetzen, eine politische Lösung für die Probleme in | |
| Syrien zu finden.“ | |
| Erdoğan fügte hinzu, es sei gelungen, die Zahl der getöteten Zivilisten zu | |
| senken, wenn auch noch nicht ausreichend. Nach Angaben der syrischen | |
| Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden in Ost-Ghuta seit Mitte | |
| Februar mehr als 1.600 Zivilisten getötet. | |
| ## Stärkeres Engagement der Bundesregierung | |
| Annen kündigte am Mittwoch ein stärkeres Engagement der Bundesregierung für | |
| politische Gespräche zur Lösung des Kriegs in Syrien an. Mit Blick auf den | |
| Gipfel in Ankara sagte er, man sei bisher von Treffen dieser drei | |
| Präsidenten enttäuscht worden, da sie nichts zu einer politischen Lösung | |
| beigetragen hätten. | |
| Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte am Mittwoch, bei | |
| ähnlichen Treffen in der Vergangenheit sei immer wieder von Maßnahmen wie | |
| der Einrichtung von Deeskalationszonen die Rede gewesen, „die dann nicht | |
| eingetreten sind“. Er appellierte an alle Mächte mit Einfluss in Syrien, | |
| für eine Waffenruhe in dem Kriegsland zu sorgen. | |
| Zuletzt waren die drei Präsidenten im November im russischen Schwarzmeerort | |
| Sotschi zu einem Syrien-Gipfel zusammengekommen. Bereits am Dienstag hatte | |
| Erdoğan bilaterale Gespräche mit Putin in Ankara geführt. Am Mittwoch | |
| berieten sich Erdoğan und Putin dann vor dem Start des Gipfels auch einzeln | |
| mit Rohani. Aus Syrien sind gut fünf Millionen Menschen geflohen, rund | |
| sechs Millionen sind im Land selber auf der Flucht. Etwa 500.000 Menschen | |
| wurden getötet. | |
| 4 Apr 2018 | |
| ## TAGS | |
| Astana-Prozess | |
| Türkei | |
| Russland | |
| Schwerpunkt Syrien | |
| Schwerpunkt Iran | |
| Recep Tayyip Erdoğan | |
| Wladimir Putin | |
| Hassan Rohani | |
| Syrischer Bürgerkrieg | |
| Russland | |
| Schwerpunkt Syrien | |
| Türkei | |
| Schwerpunkt Syrien | |
| Schwerpunkt Syrien | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Linken-Vorsitzende zur Syrien-Eskalation: „Deutschland muss ein Veto einlegen… | |
| Katja Kipping fordert die Bundesregierung auf, innerhalb der Nato gegen | |
| Syrien-Einsätze der USA einzutreten. Man dürfe Trump nicht nach dem Mund | |
| reden. | |
| Kommentar Drei-Staaten-Gipfel: Syrien als Beute | |
| Noch ist nicht klar, wie Syrien künftig aussehen wird. Doch Iran, Türkei | |
| und Russland sind sich darin einig, dass sie beim Wiederaufbau profitieren | |
| wollen. | |
| Kommentar Balkan: Im Griff der Potentaten | |
| Russland und die Türkei verfolgen ähnliche Ziele. Sie versuchen mehr | |
| Einfluss auf dem Balkan zu gewinnen. Dem Westen sollte das nicht egal sein. | |
| Kampf um syrische Provinz Ost-Ghouta: Letzte Rebellenmiliz zieht ab | |
| Über Wochen griff die Regierungsarmee die Region heftig an. Mehr als 1.600 | |
| Zivilisten kamen ums Leben. Assads Truppen feiern jetzt einen wichtigen | |
| Sieg. | |
| Anweisung des Weißen Hauses: Millionenbeträge für Syrien einfrieren | |
| Erst kündigt Donald Trump den Abzug der US-Truppen aus Syrien an. Nun | |
| sollen zudem 200 Millionen Dollar für den Wideraufbau des Landes | |
| eingefroren werden. |