# taz.de -- Kommentar Drei-Staaten-Gipfel: Syrien als Beute | |
> Noch ist nicht klar, wie Syrien künftig aussehen wird. Doch Iran, Türkei | |
> und Russland sind sich darin einig, dass sie beim Wiederaufbau | |
> profitieren wollen. | |
Bild: Rohani, Erdogan und Putin am 4. April in Ankara | |
Eine neue Verfassung für Syrien, ein schnelles Ende der Kämpfe und die | |
territoriale Integrität des Landes – all das streben Iran, Russland und die | |
Türkei als neue Garantiemächte Syriens an. Das war das öffentliche Fazit | |
[1][eines Gipfels von Wladimir Putin, Hassan Rohani und Recep Tayyip | |
Erdoğan] am Mittwoch in Ankara. Auch wenn noch etliche Interessengegensätze | |
existieren, wollen die drei Mächte die Zukunft Syriens unter sich | |
ausmachen. Nach der Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, seine | |
Truppen möglichst bald aus Syrien abzuziehen, gehen sie davon aus, dass der | |
Westen keine Rolle mehr spielen will. | |
Noch ist nicht klar, wie Syrien am Ende aussehen wird, doch die drei | |
Partner sind sich einig, dass die Beute ausschließlich unter ihnen verteilt | |
wird. Das gilt nicht nur für die zukünftigen Einflusszonen, sondern auch | |
für den Gewinn beim Wiederaufbau des Landes. Türkische und russische | |
Baufirmen werden es vor allem sein, die die Gelder aus internationalen | |
Geberkonferenzen kassieren werden, wenn es darum geht, für sechs Millionen | |
Vertriebene im Land wieder ein Dach über den Kopf zu schaffen. | |
Putin und Rohani sind jetzt auch die einzigen, die Erdoğan davon abhalten | |
könnten, weiter gegen die Kurden in Syrien vorzurücken. In Ankara betonte | |
Erdoğan zwar erneut, wie wichtig für ihn der Kampf gegen die | |
„Terrororganisation“ YPG, also die syrischen Kurden bleibt, doch | |
widersprach er Rohani nicht öffentlich, der ein baldiges Ende der Kämpfe | |
forderte. Der Preis dafür könnte sein, dass Erdoğan die Provinz Idlib, wo | |
mittlerweile fast alle noch verbliebenen Anti-Assad Kämpfer versammelt | |
sind, als Protektorat überlassen wird. Im Gegenzug müsste Erdoğan dann | |
bereit sein, eine Übereinkunft mit den Kurden zu akzeptieren. | |
Über die Zukunft des syrischen Diktators Baschir al-Assad fiel in der | |
gemeinsamen Pressekonferenz in Ankara kein Wort. Es sieht jedoch so aus, | |
dass Erdoğan mittlerweile bereit ist zu akzeptieren, dass Assad an der | |
Macht bleibt, wenn Russland und Iran im Gegenzug garantieren, dass Assads | |
Truppen die letzten Aufständischen in Idlib in Ruhe lassen. Zumindest ein | |
vorläufiger Waffenstillstand könnte so aussehen. | |
4 Apr 2018 | |
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[1] /Syrien-Gipfel-in-der-Tuerkei/!5496401 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Gottschlich | |
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