| # taz.de -- Jacobs-Uni und Uni Bremen sollen fusionieren: „Die Leute an der U… | |
| > Der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft hat vorgeschlagen, die Jacobs | |
| > University mit der staatlichen Uni zu vereinen – die Linke fordert das | |
| > längst. | |
| Bild: Schnieke: die Bibliotheksfassade der Jacobs University | |
| taz: Frau Vogt, warum ist die Idee gut, die Jacobs University mit der | |
| staatlichen Uni zu fusionieren? | |
| Kristina Vogt: Es muss ja nicht unbedingt eine Fusion sein. Wir haben aber | |
| schon vor fünf Jahren gesagt: Wenn Bremen der Jacobs University (JUB) | |
| weiterhin jedes Jahr drei Millionen Euro zahlt, muss auch die staatliche | |
| Universität davon profitieren. Wir hatten deshalb konkret vorgeschlagen, | |
| dass Uni die Räumlichkeiten der JUB mitnutzen kann, um ihrer Raumnot Herr | |
| zu werden. Heute gehe ich fest davon aus, dass Bremen die JUB weiterhin | |
| subventionieren will. Deswegen muss man jetzt darüber reden, die JUB mit | |
| der Uni zusammenzulegen. | |
| … so wie es jetzt der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft vorschlägt. Warum | |
| muss man wegen drei Millionen Euro im Jahr die JUB abwickeln? | |
| In der Vergangenheit ist ja schon ein hoher dreistelliger Millionenbetrag | |
| aus öffentlichen Mitteln in die JUB geflossen. Zudem hat Bremen für einen | |
| Kredit von 50 Millionen Euro gebürgt. Davon ist meines Wissens so gut wie | |
| nichts zurückbezahlt bisher, obwohl das eine der Bedingungen war, die | |
| Bürgermeister Jens Böhrnsen damals ausgehandelt hat. Geht die JUB in die | |
| Insolvenz, muss Bremen für diese Bürgschaft gerade stehen. Gleiches gilt | |
| für die Hochschulbauförderung: Die Mittel des Bundes müsste Bremen | |
| zurückzahlen, man redet von 40 Millionen. Das war schon vor fünf Jahren das | |
| Erpressungspotenzial der JUB und der Jacobs Foundation, und das ist es auch | |
| weiterhin. Fakt ist aber, das Privat-Universitäten in Deutschland kein | |
| funktionierendes Geschäftsmodell sind. | |
| Warum sollte Jacobs Foundation 8,5 Millionen Euro im Jahr für die | |
| Unterabteilung einer staatlichen Uni bezahlen, die nicht mal ihren Namen | |
| trägt? | |
| Ich glaube, im Zweifelsfall muss man auf das Geld der Jacobs Foundation | |
| verzichten. Das Tabu, dass die JUB unangetastet bleibt, obwohl sie sich | |
| nicht rechnet, darf nicht mehr länger gelten. | |
| Die Uni kommt ohne Studiengebühren aus, die JUB kostet mindestens 10.000 | |
| Euro pro Studienjahr. Wie passt das zusammen? | |
| Man muss einfach erst einmal Gespräche aufnehmen und über Synergieeffekte | |
| nachdenken. Im Grunde ist es ja nicht einsehbar: Die Vorlesungen und | |
| Seminare an der Uni sind überfüllt, während Bremen eine private Uni | |
| subventioniert, die traumhafte Bedingungen bietet. | |
| Die JUB ist „kein Fass ohne Boden“, sagt die SPD und rechnet vor, dass die | |
| Privat-Uni in ein paar Jahren im Plus sein kann. | |
| Die SPD vergisst dabei, dass die getätigten Investitionen nicht | |
| abgeschrieben sind. Zwar gehen auch die Studierenden der JUB in die | |
| Einwohnerwertung des Länderfinanzausgleichs ein – dem stehen aber hohe | |
| Kosten entgegen. Es geht ja nicht nur um drei Millionen Euro im Jahr, | |
| sondern um alles, was schon in die JUB hineingeflossen ist, um sie | |
| überhaupt lebensfähig zu halten. Die Leute können nicht mehr | |
| nachvollziehen, dass zeitgleich das öffentliche Wissenschaftssystem | |
| heruntergewirtschaft wurde und seit 2005 mit Kürzungsrunden auskommen | |
| musste. Das ist nicht mehr zu vermitteln! Die Uni hat schlechte | |
| Arbeitsbedingungen und wartet seit Jahren auf ein neues Lehrgebäude – | |
| derweil hat die JUB alles vom Feinsten. Es gehört zur politischen | |
| Verantwortung, das jetzt zusammenzuführen. | |
| Aber die staatliche Uni hätte deswegen ja nicht mehr Geld. | |
| Nein – aber dafür vielleicht Lehrgebäude? | |
| In Bremen-Nord, wo die meisten Studierenden nicht hinwollen. | |
| Diese Befindlichkeiten der Studierenden sind nicht der Maßstab der | |
| politischen Entscheidungen. Und wenn sie die Wahl haben, werden sich die | |
| Studierenden sicher für die besseren Studienbedingungen entscheiden. | |
| Sind die Kulturen beider Universitäten nicht zu unterschiedlich, um sie | |
| einfach zusammenzulegen? | |
| Wir stehen ja erst ganz am Beginn der Debatte. Und ganz sicher bräuchten | |
| wir auch eine Übergangsphase, die mindestens fünf Jahre dauern würde. Das | |
| geht nicht von heute auf morgen, und das hat auch Risiken. Und klar ist | |
| auch: Das Niveau, dass die JUB bietet, kann eine staatliche Uni nicht | |
| bieten. | |
| Und so eine Zusammenlegung kostet sehr viel Geld … | |
| … das sowieso schon der Steuerzahler zahlt! Alle wissen, dass dieses Jahr | |
| der Tag der Wahrheit für die JUB kommt. Und weder sie noch der Senat haben | |
| in den letzten Jahren ihren Teil des Vertrages eingehalten. Das enge | |
| Controlling der JUB, von dem darin die Rede ist, hat ja gar nicht | |
| stattgefunden. Der Senat hat gesagt: Augen zu und durch. Und heute sind die | |
| Leute an der Uni und an den Hochschulen über ihre Lehr- und Lernbedingungen | |
| stinkwütend. Davor kann man die Augen nicht länger verschließen. | |
| 8 Apr 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Jan Zier | |
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