# taz.de -- Neue Präsidentin über Jacobs University: „Profil schärfen hei�… | |
> Die Logistik-Forscherin Katja Windt will als Präsidentin die Bremer | |
> Privat-Uni mit drastischem Personalabbau ohne Qualitätseinbußen sanieren. | |
Bild: 87 Prozent werden in der Regelstudienzeit fertig: Absolventen der Bremer … | |
taz: Frau Windt, was hat Sie verlockt, Präsidentin der Jacobs University | |
(JUB) zu werden? | |
Katja Windt: Ich war im Rahmen meiner wissenschaftlichen Arbeit sowohl in | |
der Grundlagenforschung tätig als auch anwenderorientiert – als Beraterin | |
von Firmen. Ich kenne beide Perspektiven und kann diese hier gut anwenden. | |
Denn die Jacobs University ist ein Unternehmen und eine Universität | |
zugleich. | |
Nur muss die Leitung jetzt vor allem sparen? | |
Das tun wir. | |
Sie haben angekündigt, Stellen zu kürzen: Sind die Voraussetzungen dafür | |
gut, weil es nicht die gleichen Mitbestimmungsgremien gibt wie an | |
öffentlichen Unis und der Betriebsrat nicht funktioniert? | |
Wir haben einen Betriebsrat. | |
Ist bekannt. | |
Ich weiß nicht, nach welchen Kriterien Sie die Arbeit eines Betriebsrates | |
beurteilen. Wir arbeiten gut zusammen. Zudem nehmen seitens der Faculty die | |
Faculty-speaker ihre Rolle wahr: Wir versuchen gemeinsam mit den | |
Mitarbeitern aus der Administration, dem wissenschaftlichen Personal und | |
den Studenten den Change-Prozess zu bewerkstelligen. | |
Also wie bei öffentlichen Hochschulen? | |
Wir sind als gGmbh sicher in einer anderen Situation – auch dadurch, dass | |
wir bis 2017 eine klare Marschroute von unserem Aufsichtsrat, in dem auch | |
das Land Bremen vertreten ist, vorgegeben bekommen haben. Die müssen wir | |
durch Personalreduktion, Kostenreduktion und Einnahmeerhöhung umsetzen. | |
Lässt sich die Personalreduktion in Stellen beziffern? | |
Wir haben 23 Prozent Kostenreduktion vorgesehen im Personalbereich, 13 | |
Prozent im Sachkosten-Bereich. | |
Sie schließen Studiengänge? | |
Wir werden Studiengänge schließen. Welche, steht noch nicht fest. Wir | |
werden eine forschungsorientierte Universität bleiben, die sich fokussiert. | |
Fokussieren heißt: Profil schärfen. Das bedeutet auch weglassen. Darunter | |
leidet die Qualität nicht. | |
Wenn sich der Betreuungsschlüssel verschlechtert, ist das keine qualitative | |
Einbuße? | |
Wir wollen ganz klar auch zum Beispiel Executive-Programme erweitern und | |
sowohl Pre-academic als auch Visiting-Programme pflegen. | |
Das heißt…? | |
Zum Beispiel Gaststudenten. Wir haben auch gerade aktuell vom | |
Lafayette-College hier auf dem Campus Leute, die ein Semester bleiben: Das | |
sind also Studierende, die im Rahmen eines Visiting-Programms befristet | |
hierher kommen, um zu studieren. | |
Das spart 23 Prozent Personalkosten ohne Verschlechterung des | |
Betreuungsschlüssels?! | |
Nein. Er wird sich verschlechtern, aber nicht so, dass die Qualität leidet. | |
Wir sind da weit von einer Schmerzgrenze entfernt. | |
Von einem Zehn-zu-eins-Betreuungsverhältnis ist es weit zu überfüllten | |
Seminaren… | |
Die wird es auch in Zukunft hier nicht geben. Ich bin auch überzeugt, dass | |
wir weiterhin Studierende herholen, die es sich eigentlich nicht leisten | |
können, bei uns zu sein, indem wir ihnen Zugang zu Finanzierungsmodellen | |
verschaffen. | |
Ließe sich das nicht effizienter durch Austauschprogramme staatlicher Unis | |
hinkriegen? | |
Bei uns schaffen 87 Prozent derer, die hier anfangen zu studieren, den | |
Abschluss in der Regelstudienzeit. Auch bei den ausländischen Studierenden | |
ist das so. Ein Studienplatz an einer staatlichen Universität kostet auch | |
Geld. | |
Das wäre aber auch ein echt makabrer Witz, wenn nach Ihrer Vorauswahl die | |
Elite-Studierenden auch noch deutlich länger bräuchten… | |
Ich will mich gar nicht vergleichen mit der staatlichen Universität. Worum | |
es mir geht: Ich will deutlich machen, dass wir hier einen Beitrag leisten | |
zur Wissenschaftslandschaft in Bremen – und darüber hinaus. Wir können hier | |
Dinge ausprobieren, weil wir initiativer und schneller sind als andere, | |
weil wir andere Erfahrungen machen können. | |
Bleibt aber nicht das Hauptproblem die schmerzhafte Erfahrung, dass die | |
private University so abhängig vom Staat ist? | |
In unserem Haushalt stammen sechs Prozent der Mittel aus öffentlicher Hand. | |
Da ist, glaube ich, nicht unbedingt von einer Abhängigkeit zu sprechen. | |
Dann hätte Bremen vergangenen Sommer den 50 Millionen Euro-Kredit | |
zurückfordern können? Und die Gebäude sind Ihnen so zugewachsen? | |
Natürlich haben wir hier eine Anschub-Finanzierung bekommen, dafür sind wir | |
dankbar. Und natürlich gibt es diesen Kredit. Den tilgen wir, | |
einschließlich der Zinsen. Aber: Wenn man alle Mittel zusammenrechnet, die | |
wir von Bremen bekommen haben, so hat die Jacobs University doch bis heute | |
beinahe das Dreifache in die Stadt hereingeholt – durch Research-Grants, | |
durch die Gelder der Jacobs Foundation und Fund-Raising. | |
Der Rechtfertigungsdruck entsteht ja, weil vermutlich im öffentlichen | |
System mit dem gleichen Aufwand mehr Studien- und mehr Arbeitsplätze zu | |
schaffen gewesen wären. | |
Das bezweifle ich. Wir haben doch als private gGmbH viel stärker die | |
Möglichkeit ins Fundraising-Thema einzusteigen. | |
…sehr zum Leidwesen der Uni Bremen, mit der Sie im selben Teich fischen: | |
Ist die Zahl der Wissenschaftssponsoren im kleinen Bremen nicht zu niedrig | |
für zwei Volluniversitäten? | |
Ich sehe uns da überhaupt nicht in Konkurrenz. Wir haben ja auch gemeinsame | |
Projekte. Zudem akquirieren wir als internationale Einrichtung weltweit. | |
16 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Benno Schirrmeister | |
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