Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Vollverschleierung: Helfershelfer der AfD
> Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes fordert ein
> Verschleierungsverbot. Damit stärkt sie die Scheindebatte der Rechten.
Bild: Einer Frau mit Burka begegnet man in Deutschland nur selten
Wer sich für Frauenrechte einsetzen will, hat die freie Auswahl: Frauen
können noch immer nicht selbst darüber bestimmen, was im Fall von
ungewollten Schwangerschaften mit ihnen passiert, sie verdienen rund ein
Viertel weniger als Männer, und jede Dritte erfährt im Lauf ihres Lebens
körperliche oder sexualisierte Gewalt.
Nun möchte Terre des Femmes [1][ein Problem abschaffen], das nicht
sonderlich weit oben auf der Liste der Dringlichkeiten steht. Die
Frauenrechtsorganisation will die Vollverschleierung verbieten. Dabei hat
sogar der Bundestag jüngst festgestellt, dass solche Schleier „hierzulande
eher selten“ anzutreffen sind. Es gibt also faktisch keinen Grund, sie zu
verbieten.
Es sei denn, es geht eigentlich gar nicht um Frauen. Erst im Februar hat
die AfD einen eigenen Antrag auf das Verbot von Vollverschleierung
eingebracht. Nun begründen sowohl die Partei als auch Terre des Femmes ihre
Vorstöße mit Frauenrechten. Die Sache ist nur: Wenn ein Problem keines ist,
wird eine Scheindebatte geführt, um im Hintergrund etwas anderes zu
verhandeln. Den Islam zum Beispiel, Geflüchtete und MigrantInnen. Auf
dieser Strategie gründet der Erfolg der AfD.
Dass die Frauenrechtsorganisation sich im selben Atemzug, in dem sie das
Verschleierungsverbot fordert, von der AfD zu distanzieren versucht, ist im
besten Fall blauäugig. Das rückwärtsgewandte Frauenbild der Partei teile
man nicht, heißt es, man wende sich gegen Extremismus, und auch die
Diskriminierung von Frauen durch die Kirche lehne man ab.
Aber auch Terre des Femmes weiß, dass Debatten in bestimmten Kontexten
geführt werden. Das Problem in Deutschland ist nun mal nicht, dass gegen
die katholische Kirche mobil gemacht wird – sondern dass sich
antimuslimische Ressentiments und immer weiter nach rechts driftende
Positionen überbieten. Wer diese ohne jede Not verbreitet, legitimiert sie.
Terre des Femmes macht sich zum Helfershelfer – nicht der Frauen, sondern
der AfD.
5 Apr 2018
## LINKS
[1] /!5496368/
## AUTOREN
Patricia Hecht
## TAGS
Burka-Verbot
Vollverschleierung
Schwerpunkt AfD
Frauenrechte
Burka
Terre des Femmes
Liebeserklärung
Schwerpunkt #metoo
Kopftuch
## ARTIKEL ZUM THEMA
Terre des Femmes spaltet sich: Die Scheidung der Schwestern
Terre des Femmes Deutschland und Schweiz haben zu Sexarbeit und Kopftuch
unterschiedliche Positionen. Nun wollen sie nicht mehr zusammenarbeiten.
Kolumne Liebeserklärung: Burka-Verbot für Flyer-Haie
Seit einem halben Jahr darf sich in Österreich niemand mehr verschleiern.
Aber statt Burka-Trägerinnen trifft das vor allem Maskottchen.
Kommentar Diskussion um #metoo: Sexismus hat viele Gesichter
Die Debatte um #metoo blendet religiöse Aspekte des Patriarchats aus. Es
wird vergessen, dass auch Vollverschleierung Sexismus ist.
Kolumne Mithulogie: Tolerator statt Terminator
Terre des Femmes glaubt, es gebe den einen wahren und guten Feminismus. Das
ist nicht nur falsch, sondern auch problematisch.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.