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# taz.de -- Berliner Feuerwehr-Mahnwache: Protest mit Tonne
> Tag und Nacht protestieren Feuerwehrleute vor dem Roten Rathaus für
> bessere Arbeitsbedingungen – wie einer 44- statt einer 48-Stundenwoche.
Bild: Feuerwehrleute bei der Mahnwache vor dem Roten Rathaus
Das Feuer brennt weiter, der Protest der Berliner Feuerwehr vor dem Roten
Rathaus wird vorerst nicht beendet. Seit Montag vergangener Woche halten
Beschäftigte der Feuerwehr Tag und Nacht Mahnwache vor dem Sitz des
Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD). Mit einem Infostand,
Kerzen und Transparenten fordern sie unter anderem mehr Personal und
bessere Arbeitsbedingungen. Auf der rostigen Tonne, aus der die Flammen
schlagen, steht: Berlin Brennt.
Unterstützt wird der Protest von der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft
(DFeuG), der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sowie der
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Am Mittwoch einigten sich diese auf
einen gemeinsamen Forderungskatalog. Der soll Anfang nächster Woche bei
einem Gespräch im Senat diskutiert werden, heißt es von der DFeuG.
GdP-Sprecher Benjamin Jendro richtete sich über Twitter direkt an die
Berliner Regierung: „Wir sind bereit, zu reden, der Ball liegt bei Euch.“
Ursprünglich war nur eine Woche Mahnwache angekündigt, nun läuft bereits
die zweite, eine dritte ist in Planung. „Wir werden hier so lange stehen,
bis Ergebnisse erzielt sind, wir sind nicht für Versprechungen oder ein
Dankeschön hier“, macht einer der Protestierenden deutlich. An eine
zeitnahe Lösung glaubt er dennoch nicht.
Eine solche bräuchte es jedoch, da sind sich Feuerwehrleute und
Gewerkschaften einig. „Die Kollegen arbeiten über der Belastungsgrenze, sie
sind ausgebrannt“, so ein Mitglied der GdP am Rande der Mahnwache.
Regenerationszeiten würden bei der aktuellen Arbeitsbelastung nicht
ausreichen.
Die Berliner Feuerwehrleute arbeiten in einer 48-Stunden-Woche. Das ist nur
dann erlaubt, wenn 19 Stunden davon auf sogenannte Bereitschaftszeit
entfallen. Von dieser wiederum dürfen lediglich 50 Prozent mit Arbeit
verbracht werden, der Rest dient zur Regeneration. Doch das vorgeschriebene
Verhältnis werde nicht eingehalten, sagt Micha Quäker, Sprecher der DfeuG.
Es müsse regelmäßig mehr gearbeitet werden, die Ruhephase kämen zu kurz.
Das sei auch rechtlich nicht tragbar, betont Quäker, „der Senat muss sich
da an seine eigenen Gesetze halten und handeln“.
## Verminderung des Krankenstands
Quäker geht davon aus, dass durch eine Verminderung der Arbeitszeit auf 44
Stunden pro Woche der Krankenstand signifikant zurückgehen würde. Das
alleine würde zu einer Verbesserung der Situation führen, ganz ohne
zusätzliche Stellen.
Eines erheblichen Stellenausbaus bedürfe es trotzdem, so Quäker. Zwar soll
die Feuerwehr laut einer Sprecherin der Innenverwaltung um 354 Stellen
gestärkt werden. Doch um überall in der Stadt die sogenannte
Einsatzgrundzeit einhalten zu können – das heißt: innerhalb von 8 Minuten
mit Rettungswagen vor Ort zu sein – würden etwa 1.200 neue Stellen
benötigt, schätzt er.
Der Personalmangel hänge auch mit den steigenden Einsatzzahlen zusammen,
erklärt die Initiative Berlin Brennt. Gab es 1998 noch 4.432 Stellen bei
knapp 212.000 Einsätzen, kamen 2016 auf über 454.000 Einsätze lediglich
4.053 Stellen.
Nun soll das Feuer in der Tonne vor dem Roten Rathaus erst einmal weiter
brennen. Wichtig sei aber, so die Initiative Berlin Brennt, dass der
Dienstbetrieb und damit die Sicherheit der Bürger*innen nicht gefährdet
würden. Die Feuerwehrleute kommen deshalb in ihrer Freizeit, in Uniform
direkt „vom Dienst zur Tonne“, wie sie sagen, „es gehe schließlich um
Menschenleben“.
5 Apr 2018
## AUTOREN
Daniel Stoecker
## TAGS
Feuerwehr
Öffentlicher Dienst
Tarifverhandlungen
Andreas Geisel
Warnstreik
Polizei
Gewalt
Silvester
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