# taz.de -- Berliner Senat: Ein Doktor für die Feuerretter | |
> Der promovierte Chemiker Karsten Homrighausen soll die schlecht | |
> ausgestattete Berliner Feuerwehr in eine modernere Zukunft führen. | |
Bild: Ihr neuer Chef heißt Karsten Homrighausen: Berliner Feuerwehrleute im Ei… | |
Der Mann stammt aus Herdecke im Ruhrgebiet, war schon mit 14 in der | |
Jugendfeuerwehr und zuletzt Landesbranddirektor in Baden-Württemberg. Ab | |
dem heutigen Mittwoch ist Karsten Homrighausen (50) Chef der Berliner | |
Feuerwehr. Was für ihn offenbar nicht nur ein Karriereschritt, sondern | |
etwas Besonderes ist: „Ich betrachte es als Ehre, die größte Feuerwehr | |
Deutschlands leiten zu dürfen“, sagte er am Dienstag vor Journalisten. | |
Der rot-rot-grüne Senat hatte zuvor seiner Ernennung durch Innensenator | |
Andreas Geisel (SPD) zugestimmt. Homrighausen ist damit der Mann, der die | |
vielfach unzureichend ausgestatteten Rettungskräfte mit dem Konzept | |
„Feuerwehr 2030“ in die Moderne führen soll. | |
Die Jacke mit den drei goldenen Branddirektor-Sternen auf den | |
Schulterklappen und der weißen Stickerei „Berliner Feuerwehr“ auf der | |
Brusttasche trug Homrighausen schon einen Tag vor offiziellem | |
Dienstantritt. Was keine Amtsanmaßung war: „Das habe ich entschieden“, | |
sagte Senator Geisel. Der mühte sich bei der Vorstellung des neuen Chefs, | |
kritischen Stimmen zu begegnen, allzu viel habe sich noch nicht getan, seit | |
Geisel nach lang anhaltenden Protesten vor genau drei Monaten | |
Verbesserungen zusagte. Zuvor hatten Feuerwehrleute unter dem Slogan | |
„Berlin brennt“ über Wochen eine Mahnwache vor dem Roten Rathaus | |
abgehalten. | |
Er sei gewillt, das Vereinbarte umzusetzen, versprach Geisel den | |
Journalisten. Die Wochenarbeitszeit sei bereits von 48 auf 44 Stunden | |
verringert, man sei zudem dabei, wie versprochen die über Jahre | |
angesammelten vielen tausend Überstunden zu bezahlen – 17 | |
Feuerwehr-Mitarbeiter seien allein damit beschäftigt, das entsprechend | |
auszurechnen. Geisel sieht es als ersten Erfolg, dass der Krankenstand bei | |
der Feuerwehr, der im Februar noch bei 22 Prozent lag, aktuell bei 15 bis | |
16 Prozent sei. Als Ziel gab er an, auf die durchschnittliche Krankenquote | |
im öffentlichen Dienst kommen zu wollen, 10 bis 12 Prozent. | |
## Mehr Stellen | |
Dazu sollen auch weitere zusätzliche Stellen über die im Landeshaushalt | |
festgeschriebenen rund 350 beitragen. „Klar, das reicht nicht“, räumte | |
Geisel ein. Aber nach seiner Darstellung liegt das nicht nur am Geld, | |
sondern auch an zu wenigen Plätzen an der Landesfeuerwehrschule in | |
Schulzendorf im nördlichen Reinickendorf. | |
Homrighausen, der direkt nach einem Chemiestudium samt Promotion bei der | |
Berufsfeuerwehr einstieg, soll aus den 4.200 Feuerwehrmännern und -frauen, | |
die mit überalterten Einsatzfahrzeugen klarkommen müssen, eine moderne | |
Einheit machen. Trotz Doktortitel und immer umfassenderen Führungsaufgaben, | |
zuletzt im Stuttgarter Innenministerium, machte er am Dienstag nicht den | |
Eindruck, zu weit weg von der Situation vorne am Löschrohr zu sein. Bis | |
jetzt – und damit seit 36 Jahren – sei er bei der Freiwilligen Feuerwehr, | |
erzählte er den Journalisten. | |
Aus der Opposition gab es Lob für Geisel: „Der Innensenator hat mit ihm | |
einen erfahrenen Mann auf diesen Posten eingesetzt“, kommentiert | |
CDU-Generalsekretär Stefan Evers. Er sieht viel Arbeit auf Homrighausen | |
zukommen: „Der jetzige Zustand der Feuerwehr ist ein absolutes | |
Sicherheitsrisiko für Berlin.“ Geisel sah das anders: Die notwendige | |
Trendwende sei eingeleitet, „die Berliner Feuerwehr ist leistungsfähig“. | |
31 Jul 2018 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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