# taz.de -- EU erlaubt Fusion in der Agrarchemie: Bayer darf Monsanto schlucken | |
> Bayer muss fast sein gesamtes Saatgutgeschäft verkaufen. Aber der neue | |
> Konzern wird Marktführer. Umweltschützer warnen. | |
Bild: Bayer darf übernehmen – unter strengen Auflagen | |
Das Neue | |
Die EU-Kommission hat am Mittwoch die Übernahme des US-Saatgut- und | |
Pestizidkonzerns Monsanto durch den deutschen Konkurrenten Bayer genehmigt | |
– aber [1][Bedingungen gestellt], die den Wettbewerb schützen sollen. Bayer | |
hat sich nach eigenen Angaben verpflichtet, fast sein gesamtes weltweites | |
[2][Geschäft für Saatgut], einschließlich der Forschung, an BASF zu | |
verkaufen. Daneben soll das Geschäft mit dem Ackergift Glufosinat sowie | |
drei wichtige Forschungsprogramme für Mittel gegen besonders viele | |
Unkrautarten an den Chemiekonzern gehen. Bayer spricht darüber hinaus mit | |
BASF darüber, seine Gemüsesaatgutsparte zu veräußern. Die Ludwigshafener | |
sollen zudem eine Lizenz für die aktuellen und in Entwicklung befindlichen | |
Produkte für die digitale Landwirtschaft von Bayer erhalten. | |
Der Kontext | |
Durch die 62,5 Milliarden Dollar teure Übernahme soll der laut Kommission | |
weltweit größte Anbieter von Saatgut und Pestiziden entstehen. 2015 | |
kontrollierten Bayer und Monsanto laut Reuters zusammen 30 Prozent des | |
Saatgutmarktes und 26 Prozent des Umsatzes mit Ackergiften. Diese Märkte | |
werden bereits jetzt nur von einer Handvoll Konzerne beherrscht. Die | |
Kritiker sehen darin eine Gefahr für die Welternährung und Bauern, die | |
zunehmend abhängiger würden von wenigen Unternehmen. Bayer begründete die | |
Übernahme dagegen auch damit, dass der neue Konzern [3][noch schneller und | |
leichter Innovationen] entwickeln könnte. | |
Die Reaktionen | |
Anton Hofreiter, Co-Chef der Grünen im Bundestag, kritisierte, dass Bayer | |
die Unternehmensteile ausgerechnet an BASF abgeben wolle, den viertgrößten | |
Pestizidhersteller. Die Bedingungen würden nicht zu mehr Wettbewerb als | |
jetzt führen. „Die Fusionsspirale in der Agrar-Chemie dreht sich durch | |
diese Fusion erneut ein Stück weiter“, so der Grüne. Er wies auf die | |
Zusammenschlüsse von Syngenta und ChemChina sowie Dow und DuPont hin. „Aus | |
sieben großen Konzernen, die es in der Agrarchemie bis vor kurzem noch gab, | |
werden jetzt vier Giganten.“ Mehrere Umweltverbände beharrten darauf, dass | |
die Bayer-Monsanto-Fusion zu noch mehr Abhängigkeiten der Landwirte und | |
Verbraucher führen werde. Die EU-Kommission erklärte jedoch, dass sich „die | |
Zahl der weltweit tätigen Unternehmen, die auf diesen Märkten miteinander | |
im Wettbewerb stehen, infolge des Zusammenschlusses nicht verringern“ | |
werde. Die Organisation Aktion Agrar forderte die Bundesregierung auf, die | |
Fusionserlaubnis vor dem Europäischen Gerichtshof anzufechten. | |
Die Konsequenz | |
„Baysanto“ hat nun eine der wichtigsten Hürden übersprungen. Um wirklich | |
fusionieren zu können, benötigen Monsanto und Bayer aber noch die Freigabe | |
weiterer Staaten, zum Beispiel der USA. Die Nachrichtenagentur Bloomberg | |
hatte allerdings kürzlich berichtet, dass das US-Justizministerium noch | |
mehr Verkäufe von Firmenteilen verlange als bislang geplant. | |
21 Mar 2018 | |
## LINKS | |
[1] http://europa.eu/rapid/press-release_IP-18-2282_en.htm | |
[2] http://presse.bayer.de/baynews/baynews.nsf/id/EU-Kommission-genehmigt-die-g… | |
[3] /!5360379/ | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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